Einfach Lesen lernen mit dem Silbenteppich

Dein Kind ist Leseanfänger, in Klasse 1 oder in Klasse 2, und braucht ein bisschen Hilfe? Wir haben hier schon zahlreiche Methoden zum Lesen lernen vorgestellt, doch eine wichtige fehlt noch. Es handelt sich dabei um den Silbenteppich. In diesem Beitrag findest du eine Erklärung, wie die Methode “Silbenteppiche” für Leseanfänger funktioniert. Außerdem habe ich natürlich schon einige Arbeitsblätter für dich vorbereitet, die du dir einfach herunterladen und ausdrucken kannst. Dabei gibt es auch eine blanko Vorlage für den Silbenteppich.

Die Lernmethode Silbenteppich ist eine Methode, die speziell für das Erlernen des Lesens und Schreibens entwickelt wurde. Sie basiert auf der Idee, dass Kinder Wörter in Silben zerlegen und diese dann einzeln erfassen können, um das Lesen zu erleichtern. Der Silbenteppich ist ein visuelles Hilfsmittel, das aus einer langen, flachen Matte, einem Blatt oder einem Streifen besteht, auf dem verschiedene Silben abgebildet sind.

Wörter werden in Silben zerlegt

Die Silbenteppich-Methode zielt darauf ab, den Kindern ein besseres Verständnis für die Struktur von Wörtern zu vermitteln und ihnen dabei zu helfen, das Lesen und Schreiben auf Silbenebene zu erlernen. Durch das Zerlegen der Wörter in Silben können Kinder den Aufbau und die Aussprache von Wörtern besser verstehen und somit schneller und effektiver lesen und schreiben lernen.

Es ist wichtig anzumerken, dass es verschiedene Varianten und Ansätze der Silbenteppich-Methode geben kann, da Lehrkräfte und Schulen oft ihre eigenen Anpassungen und Ergänzungen vornehmen, um den Bedürfnissen der Schülerinnen und Schüler gerecht zu werden.

Was steckt hinter dem Silbenteppich?

Natürlich handelt es sich nicht um einen richtigen Teppich, sondern um ein Arbeitsblatt, das mit einfachen Silben beschriftet ist, die dein Kind lesen soll. Diese sind wie auf einem Teppich neben- und untereinander angeordnet. Beim Lesen von diesen Arbeitsblättern geht es in allererster Linie um den Aufbau der Leseflüssigkeit. Dein Kind soll möglichst automatisch und ohne viel nachzudenken, die einzelnen Silben aneinander hängen und die dadurch entstehenden kleinen Wörter erlesen. Bis das funktioniert, muss es den Silbenteppich vermutlich mehrfach durcharbeiten.

Wie arbeitet dein Kind mit dem Silbenteppich?

Vielleicht beschriftest du eine unserer Vorlagen mit Silben, die dein Kind dann lesen soll. Oder dein Kind druckt sich das jeweilige Arbeitsblatt aus und liest es dann von links nach rechts. Dabei liest du als Erwachsener leise mit und sagst Stopp, wenn sich ein Fehler eingeschlichen hat. Diese Silbe oder dieses Wort liest dein Kind dann einfach noch einmal. Es gibt verschiedene Möglichkeiten die  Arbeit mit dem Silbenteppich zu strukturieren.

Achte auf jeden Fall darauf, dein Kind nicht unter Druck zu setzen. Lesen ist eine Kernkompetenz, ohne die es in seinem Leben große Schwierigkeiten haben wird. Es macht durchaus Sinn, diesen Prozess sorgfältig und sensibel zu begleiten. Und ein Prozess ist es wirklich. Anfangs geht es nur darum einzelne Buchstaben zu erkennen, später werden diese zu Silben, dann zu Wörtern und letztlich zu setzen und komplexen langen Texten. Dein Kind muss also nicht nur die einzelnen Buchstaben kennen und zusammenziehen können, sondern nach und nach auch die Fähigkeit erlangen, den Sinn der Texte zu verstehen. Ohne diese Fähigkeit bleibt es beim technischen Lesen, mit dem dein Kind nicht sehr weit kommen wird.

Lesen lernen mit dem Silbenteppich

4 Einsatzmöglichkeiten der Lesemethode Silbenteppich

  1. Dein Kind arbeitet ein ganzes Blatt durch, bis es am Ende angelangt ist. Wie viel Zeit dafür benötigt ist nicht wichtig.
  2. Dein Kind bekommt einen Zeitrahmen, z.B. eine Minute, und soll so viele Silben oder Wörter vom Silbenteppich in dieser Zeit richtig lesen.
  3. Dein Kind stoppt seine Zeit, bis es ein Arbeitsplatz durchgelesen hat. Diese Zeit versucht es dann beim nächsten Mal zu verbessern.
  4. Du und dein Kind, ihr lest abwechselnd. Das ist für viele Kinder sehr motivierend und unterhaltsam, und mit Spaß liest es sich leichter.

Beim Lesen mit einem Zeitlimit musst du aber darauf achten, dein Kind nicht unter Druck zu setzen. Hat es noch große Probleme mit den Silben oder den Wörtern, solltest du die Zeit erst einmal weggelassen. Erst wenn ein Kind selber Lust hat sein Tempo zu steigern, dann kannst du ganz spielerisch mit einer Stoppuhr oder einem Zeitlimit arbeiten.

Was steht auf dem Arbeitsblatt?

Auf den Arbeitsblättern mit Silben, also dem Silbenteppich stehen einfach Silben. Nacheinander vorgelesen ergeben die meisten keinen Sinn. Es geht jetzt einfach nur darum, die Buchstaben richtig zu erkennen und diese flüssig zusammenzuziehen. Das hilft deinem Kind später, wenn es  schwierigere Wörter oder längere Texte lesen muss.

Die einfachen Silben beginnen in der Regel mit einem der häufigsten Konsonanten, denen ein Vokal folgt. Anfangs geht es immer nur um zwei Buchstaben pro Silbe, so ist es am einfachsten. Ziel laute und Umlaute lässt du erst einmal weg, die kommen später. Auch Silben mit drei oder sogar vier Buchstaben haben auf den ersten Silbenteppichen nichts verloren. Wähle also die Buchstaben m, k, l, b oder w und ergänze sie mit allen fünf Vokalen. Lass dein Kind diese sinnlosen Silben vorlesen, bevor es dann zwei davon verbindet.

Mit diesem Trick verschwindet die Lücke zwischen den Silben

Viele Kinder haben Probleme damit, neben flüssig aneinander zu binden. Aber keine Sorge, es gibt einen Trick, mit dem es fast jedem Kind gelingt. Lass dein Kind vollständig ausatmen und dann zwei Silben nacheinander lesen. Wenn es kaum noch Luft hat, macht es ganz automatisch keine Pause mehr zwischen den Silben. Es soll natürlich probieren, beim Lesen nicht einzuordnen. Mache diese Übung ganz spielerisch, denn ein Kind soll auf keinen Fall Probleme mit seinem Atem bekommen.

Lesen lernen mit dem Silbenteppich

Wie lange solchen Kinder den Silbenteppich zum Üben benutzen?

Wenn es deinem Kind gelingt, einen Silbenteppich flüssig durchzulesen, hat es seine Lesefähigkeit bereits erweitert. Jetzt kannst du zu einem Leseteppich wechseln oder zu einfachen Texten in Kinderbüchern übergehen, die kurze Sätze haben und auf schwierige Wörter verzichten. Schritt für Schritt kannst du deinem Kind dann längere und schwierigere Texte anbieten. Dabei orientierst du dich an seiner Lesefähigkeit.

Natürlich kannst du die Leseteppiche auch variieren und mit sehr langen und komplizierten Silben füllen. Besser ist es aber in der Regel, gleich zu richtigen Texten überzugehen. Beim Silbenteppich fehlt auf Dauer die Motivation, die durch spannende Geschichten und interessante Inhalte aufgebaut wird. Schließlich geht es beim Lesen nicht nur um die Technik des zusammenziehen von Buchstaben oder Silben, sondern um das Erfassen komplexer Inhalte. Dein Kind soll auf Dauer Spaß an den Geschichten und am Wissen bekommen, aber nicht am technischen Vermögen des Lesens.

Leon mag es, vorgelesen zu bekommen

Leon ist gerade erst in die Schule gekommen und lernt die ersten Silben. Seinen Namen kann er schon sehr lange schreiben, der ist glücklicherweise ja auch nicht besonders schwer. Und er besteht aus zwei einfachen Silben, eine tolle Möglichkeit, einen Silbenteppich anfangen zu lassen. Leon lauscht seinen Eltern und Geschwistern sehr gerne, wenn sie ihm etwas vorlesen. Das selber lesen gelingt ihm allerdings noch nicht so besonders gut. Lesebücher sind ihm noch zu schwierig, aber mit dem Silbenteppich kann er schon erste Wörter zusammenziehen. Darauf ist Leon enorm stolz. Seine große Schwester hat ihm einen ganz persönlichen Silbenteppich erstellt, mit dem er sehr gerne alleine übt.

Leon setzt sich dann in sein Kinderzimmer und zieht den Silbenteppich seiner großen Schwester hervor. Der ist besonders schön, weil sie ihn mit kleinen Zeichnungen verziert hat. Es ist nicht nur ein Übungsblatt, sondern natürlich auch eine Liebeserklärung der großen Schwester an ihren kleinen Bruder. Leon fühlt sich dadurch besonders wichtig und aufgewertet. Er möchte unbedingt lesen lernen und seiner Schwester zeigen, dass er das kann. Leons Motivation ist also sehr hoch. Und das ist die beste Grundlage, um das Lesen schnell zu erlernen.

Lesen lernen mit Lob und Anerkennung

Wie bei jeder Methode ist auch beim Silbenteppich die Motivation der wichtigste Baustein. Wenn dein Kind sich immer nur lustlos mit dem Thema Lesen befasst, wird es nur sehr langsam Erfolge zeigen. Achte also darauf, sowohl den richtigen Moment zum Lesen üben zu finden, als auch dein Kind ehrlich zu loben, wenn es sich darauf einlässt. Alle Kinder brauchen Lob und Anerkennung und reagieren positiv darauf. Das gilt ganz besonders auch beim Lernen

Solange dein Kind noch nicht aus eigenem Antrieb lesen möchte, und das ist bei den meisten Kindern anfangs so, muss dieser Antrieb von außen kommen. Also von den Erwachsenen, von denen es das Lesen erlernt. Dazu gehört auch, dass die Lesematerialien attraktiv sind. Wenn du willst, dass dein Kind beim Lesen Freude empfindet, solltest du schon ganz am Anfang auf eine gute Atmosphäre und cleveres Lernen achten.

Was ist wichtig bei dieser Methode?

Dein Kind sollte mit Spaß und Freude das Lesen üben. Je schwerer es ihm fällt, desto mehr verschwindet die Freude. Sie lässt sich auch durch Leistungsdruck oder Drohungen nicht wiederherstellen. Achter also darauf, dein Kind nicht zu überfordern. Vielleicht hat es eine Leseschwäche und braucht einfach mehr Zeit als die anderen.

Das musst du beim Erstellen eines Silbenteppichs beachten?

Die Teppiche kannst du größer oder kleiner machen, mehr oder weniger Zeilen und Spalten auswählen. Orientiere ihrer dich an der Lesekompetenz deines Kindes. Ebenso wie bei den Wörtern gibt es auch bei den Silben verschiedene Schwierigkeitsgrade.

  • Offene Silben Enden mit einem Vokal (mo, na, ti)
  • Geschlossene Silben enden mit einem Konsonant (ber, gen, dan)
Übungsvorlage: Lesen lernen mit dem Silbenteppich

Und wenn dein Kind einfach nicht schneller wird?

Bedenke immer, dass die meisten Eltern keine ausgebildeten PädagogInnen sind, sondern eben einfach Eltern. Sie tun ihr Bestes, aber sie sind eben keine ausgebildeten Experten. Wenn du also das Gefühl hast, du kommst mit deinem Kind nicht weiter, weil es vielleicht eine Leseschwäche hat, dann schalte Fachleute ein. Spricht zuerst die Lehrerin oder den Lehrer an. Kommst du hier nicht weiter, mache einen Termin in einer diagnostischen Beratungsstelle aus. Am besten wendest du dich an die örtlichen Erziehungsberatungsstellen und stellst hier deine Frage.

Mein Tipp: dranbleiben

Auch wenn es deinem Kind am Anfang schwer fällt, einen Text zu lesen, wird es mit der Zeit ganz sicher besser werden. Sogar Kinder mit einer Leseschwäche können gut und flüssig lesen lernen. Sie brauchen dafür nur länger, müssen sich mehr anstrengen. Da Lesen aber eine wichtige Kernkompetenz unserer Gesellschaft ist, lohnt sich die Mühe.

Vielleicht hast du mit deinem Kind die Methode des Leseteppichs schon ausprobiert. Was hältst du davon? Findest du diese Methode angemessen? Hatte dein Kind weitergebracht? Findest du genügend Material oder im Internet? Würdest du diese Methode weiter empfehlen? Gibt es eine andere Methode, die deinem Kind mehr geholfen hat?

Alle Fragen rund um das Lesen interessieren uns sehr. Vielleicht möchtest du uns deine Erfahrungen dazu einfach einmal per E-Mail schreiben. Wir versprechen, jede E-Mail sehr sorgfältig zu lesen und natürlich auch ausführlich zu beantworten. Vielleicht hat dein Kind aber auch längst das Lesen erlernt du kannst mit einem Lächeln diesen Artikel und die Zeit des Silbenteppichs zurückschauen.