Wenn es um das Thema Lernen und Schule geht, scheint fast jeder ein Fachmann zu sein. Gute Ratschläge zu besseren Noten und einem modernen Bildungssystem sind ebenso häufig zu finden wie harsche Kritik an den deutschen Lehrer*innen. Dabei sind einige gut gemeinte Ratschläge nichts anderes als Irrwege, die Ihr Kind keinen Schritt weiter bringen. Hier ist die Hitliste der aktuellen Mythen rund ums Lernen.
Mythen, die Sie getrost vergessen können
Es gibt so viele Lernmythen auf der Welt, doch sind die wirklich wahr oder ist alles Unfug? Besonders hartnäckig hält sich etwa der Mythos: Unter Druck lernt es sich am besten. Nicht selten dient er als Ausrede, immer erst auf den letzten Drücker und kurz vor der Klassenarbeit mit dem Lernen zu beginnen. Besser spät als nie und so… Doch das stimmt nicht. Eine Studie der Ruhr Universität Bochum zeigt beispielsweise, dass Stress routinemäßiges Verhalten fördert, zielgerichtetes Lernen eher verhindert.
1. Hochbegabte Kinder sind auch schulische Überflieger
Ein hoher IQ bedeutet nicht unbedingt, dass sich die Begabung auf die schulischen Noten positiv auswirkt. Dieser Irrtum gehört zu den Mythen. Ein Anteil der (unerkannt) hochbegabten Kinder langweilt sich in der Schule so sehr, dass sie sich vollkommen verweigern und nicht mehr am Unterricht beteiligen. Andere haben Probleme mit Mitschüler*innen und fühlen sich in der Klasse nicht wohl. Und eine dritte Gruppe ist zwar sehr intelligent, ist aber nicht bereit, sich anzustrengen und Leistung zu erbringen. Nicht alle hochbegabten Kinder können daher ihr Potenzial ausschöpfen und in der Schule Topnoten bekommen.
2. Erfahrene Lehrer*innen sind die besten Pädagog*innen
Nicht die langjährige Erfahrung, sondern das persönliche Engagement und Interesse am Beruf machen den guten Pädagogen aus. Wer jahrelang an veralteten Konzepten und Unterrichtsmethoden festhält, erreicht seine Schulklassen irgendwann nicht mehr. Lehrer*innen müssen flexibel, neugierig, interessiert und engagiert sein, um Wissen zu vermitteln und ihre Schüler zu erreichen.
3. Lernen muss immer Spaß machen
Wer ein Supersportler werden will oder ein brillanter Musiker, der weiß, dass damit auch harte Arbeit verbunden ist. Auch in der Schule gibt es Durststrecken, die überwunden werden wollen. Wer beispielsweise nicht immer wieder Vokabeln lernt, was extrem langweilig sein kann, kann sich in einer Fremdsprache nicht detailliert ausdrücken. Dieser Irrtum gehört ebenso zu den Mythen.
4. In kleinen Klassen lernt es sich besser
Kleine Klassen haben sicherlich viele Vorteile, der Lernerfolg der Schüler*innen gehört aber nicht dazu. Studien beweisen das Gegenteil. In großen Klassen bereiten Lehrer*innen den Unterricht intensiver vor, sodass der Lernstoff strukturiert „durchgezogen“ werden kann. Davon profitieren die Schüler*Innen. Hier gilt natürlich, dass Ausnahmen die Regel bestätigen.
5. Musizieren macht klug
Diese immer wieder gerne verbreitete These hat der Kognitionsforscher Ralph Schumacher im Auftrag des Berliner Bildungsministeriums überprüft und festgestellt: „Es gibt keine wissenschaftlich haltbaren Belege dafür, dass musikalisches Training ein besonders geeignetes Mittel ist, um Intelligenz in einem nennenswerten Umfang zu steigern.“ Dieser Irrtum gehört zu den Mythen. Trotzdem hat das Musizieren positive Auswirkungen auf die Stimmung, es macht gute Laune. Den IQ hebt das Spielen eines Instrumentes aber nicht.
6. Was Häschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr
Menschen werden immer älter und müssen oft umlernen, beispielsweise beruflich. Das gelingt den meisten auch sehr gut, denn sie können auf einen Wissenschatz zugreifen, der es ihnen ermöglicht, neues Wissen schnell aufzunehmen. Im mathematisch-naturwissenschaftlichen Bereich lernen Kinder sogar mühsamer als Erwachsene, weil sie weniger Vorwissen mitbringen.
7. Morgenstund´ hat Gold im Mund – auch in der Schule
Aktuelle Studien zeigen, dass Kinder und Jugendliche früh am Morgen weniger leistungsfähig sind als am Vormittag. Besonders im Winter und bei langen Schulanfahrtswegen ist der Unterichtsbeginn um 8 Uhr zun früh. In einigen Ländern, testweise auch in Teilen der USA, wurden daher die Schulbeginnszeiten nach hinten verschoben.
8. Jungen können besser rechnen als Mädchen
Jungen und Mädchen sind im mathematischen Bereich gleich stark begabt, trotzdem bringen Jungen bessere Ergebnisse. Das liegt nicht an den mathematischen Fähigkeiten, sondern am Selbstverständnis. Mädchen glauben eher, Mathematik wäre „nicht ihr Ding“. Im Sinne einer sich selbst erfüllenden Prophezeiung trauen sie sich weniger zu und legen mehr Wert auf andere Lerninhalte.
9. Frontalunterricht ist überholt und bringt nichts
Guter Frontaluntericht nutzt allen Kindern, ebenso wie Gruppenarbeit. Die Mischung macht´s, wie so oft in der Bildung. Dabei bedeutet Frontalunterricht allerdings nicht Lehrermonolog. Ohne die Schüler aktiv einzubeziehen, ist Frontalunterricht definitiv wenig wirksam.
10. Mädchen lernen besser ohne Jungen
Für diese These liefern Studien keinen Beleg, behauptet die Wiener Bildungspsychologin Christiane Spiel. Vereinzelte Projekte zeigen zwar Leistungssprünge der Mädchen in gleichgeschlechtlichen Klassen, dies kann aber auf verschiedene Faktoren zurückzuführen sein.