Schluss mit Mobbing in der Schule

Mobbing kann subtil und hinterhältig sein

Mobbing ist mehr als Hänseln

Hänseleien in der Schule sind keine neue Erfindung, aber seit das Bewusstsein für Mobbing insgesamt stärker geworden ist, wird inzwischen auch das Ausgrenzen von einzelnen Schulkindern sehr ernst genommen. Das ist auch gut so, denn die Folgen von jahrelangen Quälereien und Bösartigkeiten können für die Opfer schlimm sein.

Mobbing kann jeden treffen

Leider gehört es inzwischen in vielen Schulen zum Alltag, dass einzelne Kinder nicht anerkannt und integriert, sondern ausgegrenzt, um gequält und gemobbed werden. Dabei kann es jeden treffen, denn die Gründe sind genauso wahllos wie vielfältig. Eine Schwachstelle hat jedes Kind, wenn danach gesucht wird. Beispielsweise das Aussehen, eine merkwürdige Art, zu viel oder zu wenig Gewicht, einen auffallenden Dialekt, ein blöder Fehler oder ein ausgefallenes Hobby. Wenn sich mehrere Schülerinnen oder Schüler unter einem Anführer oder einer Anführerin zusammenschließen und auf ein ausgewähltes Opfer “einschießen”, beginnt für viele Kinder ein langer Leidensweg.

Die Opfer schämen sich

Fatal ist, dass meistens weder die Eltern noch die Lehrkräfte direkt mitbekommen, was vor ihrer Nase passiert. Manchmal wollen sie es auch nicht sehen, denn sie fühlen sich hilflos und unsicher. Das auserkorene Opferkind traut sich in der Regel aber nicht, Erwachsene einzuweihen. Es schämt sich und ist vielleicht sogar der Meinung, die anderen hätten möglicherweise recht mit ihrer Kritik. Besonders, wenn es um Probleme mit dem Handy, Nacktfotos oder verbotene Internetseiten und Cyber Mobbing geht.

Wer kann mir helfen?

Was Mobbingopfer wissen sollten

Weder die Hautfarbe noch die Brille oder das Gewicht sind der wirkliche Grund für die Hänseleien oder das Mobbing in der Schule. Den meisten Täterkindern geht es einfach nur darum Macht zu demonstrieren und sich vor den anderen aufzuspielen. Sie fühlen sich besser, wenn sie andere drangsalieren. Je unterwürfiger das gehänselte Kind sich verhält, desto besser passt es ins Schema. Das Schweigen des Opfers ist auf keinen Fall der richtige Weg, sich aus der misslichen Lage zu befreien.

Checkliste: Betrifft Mobbing Ihr Kind?

Im Alltagsstress kann es passieren, dass Anzeichen für Mobbing übersehen werden. Viele Kinder trauen sich nicht, mit ihren Eltern oder einer anderen Person ihres Vertrauens über die bedrohliche Situation zu sprechen. Falls Sie nicht sicher sind, ob Ihr Kind möglicherweise von Mobbing bedroht ist oder schon eine Weile gehänselt wird, können Sie mit der folgenden Checkliste die wichtigsten Anzeichen überprüfen.

Wird Ihr Kind in der Schule möglicherweise gehänselt oder gemobbt ?

9 Fragen zum MobbingJa Nein
Wirkt Ihr Kind zunehmend unglücklich und beschäftigt sich am liebsten alleine oder mit ihnen?
Geht Ihr Kind seit einiger Zeit nicht mehr gerne in die Schule?
Ist Ihr Kind in letzter Zeit häufiger krank als sonst, zunehmend auch psychosomatische Erkrankungen wie Bauchweh oder Kopfschmerzen?
Hat Ihr Kind wenig Interesse, sich nachmittags mit Freunden zum Spielen zu treffen?
Verliert Ihr Kind häufiger Schulsachen, ist es oft verschmutzt oder hat sogar Beschädigungen an seiner Kleidung?
Kommt Ihr Kind häufiger mit kleinen Verletzungen nachhause, die sie nicht erklären können?
Wirkt Ihr Kind oft müde und lustlos?
Zeigt Ihr Kind wenig Interesse an schulischen Veranstaltungen wie Sportfesten oder Sommerfesten teilzunehmen?
Haben Sie das Gefühl, dass sich Ihr Kind in letzter Zeit immer mehr zurückzieht?
Auswertung des Mini-Tests Mobbing

Je häufiger Sie die Fragen der Checkliste mit ja beantwortet haben, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass in der Schule etwas nicht stimmt. Nicht immer muss es sich dabei um Mobbing handeln, aber die Möglichkeit dürfen Sie auf keinen Fall ausschließen. Sprechen Sie mit den Lehrkräften – aber auch mit Ihrem Kind. Ohne Druck, ohne Strafandrohung (besonders, wenn es um Handyfragen geht) und mit viel Geduld.

So reagieren Sie richtig auf Mobbing

Nehmen Sie sich Zeit und sprechen Sie das veränderte Verhalten Ihres Kindes an – auch in der Schule. Die Lehrkraft soll ihre Vermutung im Unterricht und in den Pausen unbedingt überprüfen, falls sie nicht selber schon entsprechende Beobachtungen gemacht hat. Lassen Sie nicht zu viel Zeit verstreichen und fragen Sie nach spätestens einer Woche in der Schule nach, ob dort etwas aufgefallen ist.

“Mag mich denn keiner?”

Verlassen Sie sich nicht alleine auf die Schule

Wenn sich herausstellt, dass Ihr Kind wirklich Ziel häufiger Hänseleien ist, reicht alleine das Gespräch mit der Schule nicht aus. Viele Lehrer wissen immer noch nicht, wie sie mit dem Problem Mobbing konstruktiv umgehen sollen. Es ist auch gar nicht so einfach auf eine Situation zu reagieren, die dem Lehrer die meiste Zeit über verborgen bleibt. Schließlich geschieht das Ausgrenzen, das Ärgern, das Hänseln oder das Tuscheln hinter vorgehaltener Hand und zuletzt auch die körperliche Gewalt nicht vor den Augen des Lehrers. Gespräche im Unterricht sind sicherlich notwendig, um auf das Problem von Täter und Opfer aufmerksam zu machen. Als einzige Lösung reichen sie häufig nicht aus.

Ihr Kind muss (auch) selber aktiv werden

Sich gegen Mobbing zu wehren ist nicht einfach, aber falls Ihr Kind ein betroffenes Opfer ist, muss sich unbedingt etwas verändern. Natürlich benötigt Ihr Kind dann den Rückhalt der Eltern und der Lehrkräfte. Ausreichend ist dies in der Regel aber nicht. Vielmehr muss Ihr Kind selber lernen, sich den Angreifern zur Wehr zu setzen, selbstbewusst und stark zu wirken und nicht alles mit sich machen zu lassen. Die folgenden Tipps helfen Ihrem Kind dabei, Hänseleien und Mobbing zu beenden.

5 wichtige Strategien, um der Opferrolle bei Mobbing zu entkommen

1. Freunde suchen und Freundschaften pflegen

Wer im Unterricht keinen Banknachbarn hat, in der Pause alleine am Rande steht und auch in der Freizeit nicht mit Freunden spielt, ist sehr anfällig für Hänseleien. Kinder, die viel alleine sind, laufen sehr viel eher Gefahr als Opfer auserkoren zu werden als Kinder mit einem großen Freundeskreis. Als Teil einer Gruppe hat Ihr Kind einen starken Rückhalt, der es vor Mobbing in der Schule schützt. Unterstützen Sie daher durch Einladungen und gemeinsame Unternehmungen Ihr Kind dabei, Freunde zu finden. Reden Sie über ein Hobby und melden Sie Ihr Kind beispielsweise in einem Sportverein an. Natürlich kann es auch nicht schaden, bei der Sportart gezielt nach einem Selbstverteidigungsskurs zu suchen.

2. Das Selbstbewusstsein systematisch stärken

Alle Kinder sind stark, aber manche wissen es einfach noch nicht. Helfen Sie Ihrem Kind dabei, seine Stärken zu entdecken. Heben Sie sein Können und seine Erfolge oder Fortschritte stets hervor. Bleiben Sie dabei aber ehrlich und übertreiben Sie nicht. Helfen Sie Ihrem Kind auch Fehler zu verkraften, indem es stets eine neue Chance bekommt. Zum Beispiel: Falls Ihr Kind beim Kochen der ersten eigenen Nudeln etwas anbrennen lässt, sollten sie ihm auf keinen Fall die Küche verbieten. Vielmehr braucht es eine neue Gelegenheit, um seine Kochkünste erfolgreich zu Ende zu bringen.

3. Die Anführer der Mobbing-Gruppe enttarnen

Hänseleien geschehen meistens durch eine Gruppe. Sehr wirksam ist es, wenn Ihr Kind es schafft, den Rädelsführer seiner Peiniger bloßzustellen. Üben Sie in Rollenspielen den Anführer zu erkennen. Meistens ist es derjenige, der am aktivsten ist und die Beleidigungen und Pöbeleinen aktiv ausübt. Nun soll Ihr Kind im Rollenspiel trainieren diesem Anführer etwas entgegenzusetzen.

Zum Beispiel: Wenn der Anführer Ihr Kind als dicke Brillenschlange bezeichnet, könnte Ihr Kind sich aufrichten, dem anderen in die Augen sehen und zurückrufen: „Lieber dick als dumm!“

4. Stärke zeigen

Ihr Kind muss lernen, solche verbalen Hänseleien möglichst gelassen hinzunehmen. Je betroffener und trauriger oder wütender es sich zeigt, je mehr es sich zurückzieht, desto interessanter wird es als Opfer. Schließlich geht es ja darum Macht über andere auszuüben. Erst wenn Ihr Kind signalisiert, dass es als Opfer nicht länger zur Verfügung steht, wird es für die Täter uninteressant.

Zum Beispiel: Auf eine Beleidigung, egal welcher Art, könnte Ihr Kind gelassen antworten: “Wen willst du denn damit beeindrucken, vielleicht lernst du mal lesen und findest einen intelligenteren Spruch.”

5. Rückendeckung

Halten Sie sich als Eltern solange wie möglich aus der Situation heraus, damit Ihr Kind die Gelegenheit bekommt, das Problem selber zu lösen. Das Gefühl, eine schwierige Situation selbst gemeistert zu haben, wird Ihrem Kind in der Zukunft sehr viel Kraft und Stärke geben. Greifen Sie also nur im Notfall, also in Fällen von körperlichen oder seelischen Grausamkeiten ein. Ihre Unterstützung sollte weit gehend darin bestehen, Ihrem Kind Rückhalt zu geben und seine Reaktionen in denen akuten Situationen schonmal einzuüben, bzw. die Schule zu informieren und dort um Unterstützung zu bitten.

Mein Tipp: Vorbilder suchen

Sprechen Sie mit Ihrem Kind hin und wieder über seine Vorbilder oder berühmte Persönlichkeiten und weisen Sie es auf deren Schwachstellen hin. Sicher hat der ein oder andere zu viel Gewicht, abstehende Ohren oder eine schiefe Nase. Das hat diese Menschen aber nicht daran gehindert, berühmt zu werden oder etwas Großartiges zu leisten.