Alle Untersuchungen und Studien zum Thema „Jungen und lesen“ kommen immer wieder zu dem einen Ergebnis: viel weniger Jungen als Mädchen lesen gerne und lesen gut. Das hat schon die erste Pisa Studie gezeigt und auch alle nachfolgenden Untersuchungen beweisen das immer wieder. Es ist einfach sehr viel schwieriger Jungen zum Lesen zu bewegen, sie für Bücher zu begeistern und ihnen die spannende und unterhaltsame Welt der geschriebenen Geschichten zu vermitteln.
Jungen lesen viel zu wenig
Dabei ist Lesen eine wichtige Kernkompetenz, möglicherweise die wichtigste überhaupt. Gelesen wird immer. Auch bei der Nutzung vielfältiger digitaler Medien muss die Lesekompetenz gut entwickelt sein, um alle Informationen richtig und schnell aufnehmen zu können. Wer gut lesen kann, ist schnell, umfassend und nachhaltig informiert. Informationen können quasi nebenbei aufgenommen und verarbeitet werden.
Gut lesen zu können, bedeutet unter anderem:
- sich schnell informieren zu können
- Informationen und Wissensorte schnell finden zu können
- verschiedene Informationen schnell vergleichen zu können
- weniger beeinflussbar zu sein, wie es beispielsweise beim Vorlesen oder durch Videos schnell passiert
- sich überall unauffällig mit Büchern oder Zeitschriften unterhalten zu können
- Nachrichten, handgeschrieben oder auf dem Smartphone, schnell aufnehmen zu können
Nicht gut lesen zu können, bedeutet unter anderem:
- geschriebene Informationen nur teilweise oder gar nicht mitbekommen
- auf schriftliche Nachrichten oder E-Mails nicht angemessen schnell reagieren zu können
- große Wissensdepots wie Zeitschriften, Bücher oder Internetseiten nicht schnell genug lesen und dekodieren zu können
- der Ausschluss aus einem großen Teil der Unterhaltung Branche
- Scham, Verstecken und Vermeiden der eigenen Unfähigkeit zu lesen
Sind die Gene Schuld, dass Jungen wenig lesen?
Im Alltag ist das durchaus der Fall, aber es hat nichts mit ihrer genetischen Veranlagung zu tun. Jungen, die gerne und viel lesen, tun dies genauso gut wie Mädchen. Es liegt also eher daran, dass Jungen für Zeitschriften und Bücher weniger gut zu begeistern sind. Ihnen fehlt die Motivation. Es ist einfach nicht „sexy“ mit einem Buch auf dem Sofa zu sitzen. Was könnte dafür der Grund sein? Und wie könnte das geändert werden? Oder, muss das überhaupt geändert werden?
Gründe, warum Jungen weniger und schlechter lesen
- sie haben viel weniger männliche Vorbilder, da sowohl im Erziehungsprozess zu Hause als auch in der Schule immer noch mehr Frauen als Männer für das Lesen und Lernen zuständig sind
- in Büchern und Zeitschriften fehlen Vorbilder für Jungen
- digitale Medien und Computerspiele bieten wesentlich mehr Abenteuer, Kampf und Wettbewerbe, die für Jungen attraktiver als für Mädchen sind
- da andere Jungen kaum lesen, fehlt die Motivation, es selber zu versuchen
- lesende Jungen werden ausgelacht, also Brillenschlange oder Langweiler bezeichnet
Wie können Jungen zum Lesen gebracht werden?
Auf jeden Fall sollten Eltern sich nicht darauf verlassen, dass der Griff zum Buch ganz automatisch bei ihren Söhnen passiert. Jungen brauchen Anregungen, Vorschläge, Vorbilder und auch ein bisschen Kontrolle, um sich nach und nach immer mehr für das Lesen zu begeistern.
Drei Tipps für Eltern, die ihre Jungen zum Lesen bekommen möchten
- Die Väter sind gefragt! Sie sollten regelmäßig mit einem Buch gesehen werden und auch ihre Söhne immer wieder dazu anregen, selber zu lesen. Das kann gerne auch gemeinsam geschehen.
- Jeden Tag sollte es eine Leseinsel geben. Dabei handelt es sich um eine freie Zeit, zum Beispiel direkt vor dem Schlafengehen, in der die digitalen Medien ausgeschaltet werden, um Platz zum Lesen zu schaffen.
- Regelmäßige Besuche in Buchhandlungen oder Bibliotheken, ca. einmal im Monat, können hilfreich sein, um interessante, spannende und unterhaltsame Bücher für Jungen zu entdecken.