Flipped learning

Flipped Learning – flipped classromm

In diesem Beitrag zeige ich dir das Konzept des „Flipped Learnings“ und erkläre den Unterschied zum „normalen“ Unterricht. Beim Flipped Unterricht oder Flipped Learning handelt es sich um eine innovative Lehrmethode, bei der die traditionelle Unterrichtsstruktur umgedreht wird. Viele Schülerinnen und Schüler haben von dieser Methode einen großen Lerngewinn und sind viel motivierter, dem Unterricht zu folgen.

Ursprung des Flipped Learning

Der Begriff „Flipped Learning“ wurde von Jonathan Bergmann und Aaron Sams geprägt, zwei Lehrern aus den USA, die das Konzept in den späten 2000er Jahren entwickelt haben. Sie begannen, ihre Unterrichtsstunden aufzuzeichnen und ihren Schülern zur Verfügung zu stellen, damit diese die Inhalte vorab zu Hause anschauen konnten. Dies ermöglichte ihnen im Klassenzimmer mehr Zeit für interaktive Aktivitäten und individuelle Unterstützung.

Bergmann und Sams bezeichneten diesen umgedrehten Ansatz als „Flipped Classroom“ (zu Deutsch: „umgedrehtes Klassenzimmer“), da die herkömmliche Struktur des Unterrichts buchstäblich umgedreht wurde. Die Schülerinnen und Schüler erhielten den Inhalt vorab außerhalb des Klassenzimmers und arbeiteten dann im Unterricht gemeinsam an der Anwendung und Vertiefung des Gelernten.

Flippen bedeutet umdrehen

Der Begriff „Flipped Learning“ hat sich seitdem verbreitet und wird oft synonym mit dem „Flipped Classroom“ verwendet. Er beschreibt die allgemeine Idee des umgedrehten Unterrichts, bei dem der Lerninhalt vorab außerhalb des Klassenzimmers vermittelt wird, um im Unterricht aktiv angewendet und vertieft zu werden. Aber wie bei allen neuen Ideen dauert es lange, bis sich der Nutzen herumgesprochen hat. 

Das kennst du, das ist „normaler“ Unterricht

Im herkömmlichen Unterricht erhalten die Schülerinnen und Schüler den Lernstoff im Klassenzimmer durch die Lehrkräfte vermittelt. Sie hören den Erklärungen zu und nehmen Notizen, um das Gelernte später zu Hause zu vertiefen. Beim Flipped Unterricht oder Flipped Learning hingegen wird dieser Prozess umgekehrt: Die Schülerinnen und Schüler lernen den Stoff vorab zu Hause, meistens mithilfe von Videos oder Online-Materialien, die von der Lehrkraft bereitgestellt werden. Im Klassenzimmer findet dann die Anwendung und Vertiefung des Gelernten durch interaktive Übungen, Diskussionen und Projekte statt.

Lernvideo als Lerngrundlage

Ein einfaches Beispiel wäre, wenn ein Mathematiklehrer vorab ein Video erstellt, in dem er eine neue Mathematikregel erklärt und Beispiele dazu vorrechnet. Die Schülerinnen und Schüler schauen sich dieses Video zu Hause an und machen sich mit der Thematik vertraut. In der nächsten Unterrichtsstunde wird dann das Gelernte durch gemeinsames Lösen von Aufgaben, Gruppenarbeiten oder Diskussionen im Klassenzimmer vertieft.

Es ist aber zu kurz gegriffen, einfach den Link zu einem Video weiterzuleiten. Es ist wichtig zu beachten, dass Flipped Learning nicht nur auf den Einsatz von Videos beschränkt ist, sondern e kann auch andere digitale oder analoge Lernmaterialien umfassen, die den Schülerinnen und Schülern zur Verfügung gestellt werden, um den Lernstoff vorab zu bearbeiten. Der Fokus liegt jedoch darauf, die Unterrichtszeit für interaktive und anwendungsbezogene Aktivitäten zu nutzen.

Das sind die bedeutendsten Vorteile vom Flipped Learning

Der Flipped Unterricht bietet mehrere Vorteile. Er ermöglicht den Schülerinnen und Schülern ein individuelles Lerntempo, da sie den Stoff selbstständig zu Hause bearbeiten können. Sie haben die Möglichkeit, sich in ihrem eigenen Tempo vorzuarbeiten oder bei Bedarf zurückzuspulen und bestimmte Abschnitte erneut anzusehen. Zudem können sie Fragen oder Unklarheiten im Klassenzimmer direkt mit dem Lehrer und ihren Mitschülern besprechen. Durch die interaktive Gestaltung des Unterrichts im Klassenzimmer werden die Schülerinnen und Schüler stärker in den Lernprozess eingebunden und können ihr Wissen praktisch anwenden.

6 Vorteile für dein Kind und seine Klasse

  1. Individuelles Lerntempo: Schülerinnen und Schüler können den Lernstoff in ihrem eigenen Tempo zu Hause bearbeiten. Sie können sich so viel Zeit nehmen, wie sie benötigen, um den Inhalt zu verstehen und zu verarbeiten.
  2. Aktive Lernzeit im Klassenzimmer: Im Klassenzimmer können die Schülerinnen und Schüler das Gelernte anwenden, diskutieren, praktische Übungen machen und Fragen stellen. Die Unterrichtszeit wird effektiver genutzt, da sie für interaktive und kollaborative Aktivitäten reserviert ist.
  3. Individualisierte Unterstützung: Durch den umgekehrten Ansatz kann der Lehrer im Klassenzimmer individuelle Unterstützung bieten und auf die Bedürfnisse und Fragen der Schülerinnen und Schüler eingehen.
  4. Förderung des eigenständigen Lernens: Schülerinnen und Schüler werden dazu ermutigt, selbstständig Wissen zu erarbeiten und ihre Fähigkeiten zur Selbstorganisation und Selbstverantwortung zu entwickeln.
  5. Anwendungsbezogene Erfahrungen: Im Klassenzimmer haben die Schülerinnen und Schüler die Möglichkeit, das Gelernte durch praktische Übungen, Projekte und Diskussionen anzuwenden. Dadurch wird ein tieferes Verständnis und eine bessere Übertragung des Wissens auf realweltliche Situationen gefördert.
  6. Förderung der Zusammenarbeit: Durch den Austausch im Klassenzimmer können die Schülerinnen und Schüler voneinander lernen, sich gegenseitig unterstützen und in Gruppenarbeiten zusammenarbeiten.

Das sind die größten Nachteile vom Flipped Learning

Allerdings gibt es auch einige Nachteile beim Flipped Unterricht. Einige Schülerinnen und Schüler könnten Schwierigkeiten haben, sich zu Hause selbstständig auf den Unterricht vorzubereiten oder könnten sich ablenken lassen. Zudem erfordert die Vorbereitung von Materialien durch den Lehrer zusätzlichen Zeitaufwand. Darüber hinaus könnte nicht jeder Schüler zuverlässig über Internetzugang oder geeignete Geräte verfügen, um die digitalen Inhalte zu Hause zu nutzen.

6 Nachteile für dein Kind und seine Klasse

  1. Zugang zu Technologie und Ressourcen: Flipped Learning setzt oft den Zugang zu geeigneten technischen Geräten und einer stabilen Internetverbindung voraus. Nicht alle Schülerinnen und Schüler verfügen möglicherweise über diese Ressourcen zu Hause.
  2. Eigenständige Motivation: Schülerinnen und Schüler müssen motiviert sein, den Lernstoff vorab zu Hause zu bearbeiten. Einige Schülerinnen und Schüler könnten Schwierigkeiten haben, sich diszipliniert zu engagieren oder könnten sich ablenken lassen.
  3. Vorbereitungszeit für Lehrkräfte: Flipped Learning erfordert von Lehrkräften zusätzlichen Zeitaufwand, um qualitativ hochwertige Lernmaterialien vorzubereiten und den Unterricht entsprechend zu gestalten.
  4. Fehlende direkte Unterstützung: Einige Schülerinnen und Schüler könnten Schwierigkeiten haben, den Lernstoff alleine zu Hause zu verstehen. Bei Fragen oder Unklarheiten können sie nicht sofort auf die Unterstützung des Lehrers zugreifen.
  5. Potenzielle soziale Isolation: Der individuelle Lernprozess zu Hause könnte dazu führen, dass Schülerinnen und Schüler weniger soziale Interaktionen mit ihren Mitschülern haben, was zu einem Gefühl der Isolation führen kann.
  6. Abhängigkeit von digitalen Ressourcen: Flipped Learning basiert oft auf der Nutzung digitaler Ressourcen wie Videos, Online-Materialien oder Lernplattformen. Dies könnte zu Problemen führen, wenn die technische Infrastruktur ausfällt oder es technische Schwierigkeiten gibt. Zudem besteht die Gefahr, dass Schülerinnen und Schüler in ihrer Medienkompetenz möglicherweise nicht ausreichend geschult sind und Schwierigkeiten haben, den digitalen Lernstoff effektiv zu nutzen.

Es ist wichtig zu beachten, dass die Vor- und Nachteile des Flipped Learning-Konzepts je nach Kontext, Schülergruppe und den zur Verfügung stehenden Ressourcen variieren können. Eine sorgfältige Planung, Schulung der Lehrkräfte und Berücksichtigung der individuellen Bedürfnisse der Schülerinnen und Schüler sind entscheidend, um die Vorteile des Flipped Learning optimal zu nutzen und mögliche Nachteile zu minimieren.

Flipped Learning Konzept zum Thema „Demokratie“

  1. Vorbereitung der Lernmaterialien:
    • Erstellung eines kurzen, informativen Videos (ca. 5-10 Minuten) oder einer Präsentation zum Thema „Was ist eine Demokratie?“. Das Video kann den Schülerinnen und Schülern die Grundprinzipien und Merkmale einer Demokratie vermitteln, wie beispielsweise Gewaltenteilung, freie Wahlen und Meinungsfreiheit.
    • Zusätzliches schriftliches Material, wie ein Handout oder ein Online-Artikel, kann bereitgestellt werden, um den Schülerinnen und Schülern eine weitere Informationsquelle zu bieten.
  2. Vorab-Phase (zu Hause):
    • Die Schülerinnen und Schüler werden gebeten, das vorbereitete Video anzuschauen und/oder das schriftliche Material durchzugehen.
    • Sie sollten ermutigt werden, Notizen zu machen und sich auf wichtige Fragen oder Unklarheiten vorzubereiten, die sie im Klassenzimmer diskutieren möchten.
  3. Unterrichtsphase (im Klassenzimmer):
    • Im Klassenzimmer wird der Fokus auf interaktive und anwendungsbezogene Aktivitäten gelegt, um das Gelernte zu vertiefen und das Verständnis zu fördern.
    • Diskussionsrunden: Die Schülerinnen und Schüler werden in Gruppen aufgeteilt, um über die Merkmale einer Demokratie zu diskutieren und Beispiele dafür zu nennen. Der Lehrer kann die Diskussionen moderieren und wichtige Punkte hervorheben.
    • Rollenspiele: Die Schülerinnen und Schüler können in die Rolle von Politikerinnen und Politikern schlüpfen und eine fiktive demokratische Entscheidungssituation simulieren. Sie sollen dabei die Prinzipien der Demokratie anwenden und über Kompromisse diskutieren.
    • Präsentationen: Die Schülerinnen und Schüler können kurze Präsentationen vorbereiten, in denen sie ihre Definition und ihr Verständnis von Demokratie darstellen. Dies ermöglicht es ihnen, ihre Kenntnisse zu festigen und ihre Präsentationsfähigkeiten zu verbessern.
  4. Reflexion und Zusammenfassung:
    • Am Ende der Unterrichtseinheit können die Schülerinnen und Schüler ihre Erkenntnisse und Eindrücke zur Demokratie reflektieren und in Form einer schriftlichen Zusammenfassung oder eines kurzen Feedbacks festhalten.
    • Die Lehrkraft kann auch eine abschließende Diskussion leiten, um zu überprüfen, ob die Lernziele erreicht wurden und um offene Fragen zu klären.

Durch dieses Flipped Learning Konzept erhalten die Schülerinnen und Schüler die Möglichkeit, sich vorab mit dem Thema „Was ist eine Demokratie?“ auseinanderzusetzen und im Klassenzimmer aktiv daran teilzunehmen. Sie können ihr Verständnis vertiefen, indem sie in Gruppen diskutieren, Rollenspiele durchführen und Präsentationen halten. Die Lehrkraft kann als Moderator, Unterstützer und Experte fungieren und auf individuelle Bedürfnisse und Fragen der Schülerinnen und Schüler eingehen.

Fazit zur Methode Flipped Learning

Insgesamt kann der Flipped Unterricht oder das Flipped Learning jedoch eine sinnvolle Ergänzung zum traditionellen Unterricht sein, da er die Lernaktivitäten der Schülerinnen und Schüler vielfältiger gestaltet und das eigenständige Lernen fördert. Die Entscheidung, ob der Flipped Unterricht in einer Schule eingeführt wird, hängt jedoch von verschiedenen Faktoren wie den Bedürfnissen der Schüler, den vorhandenen Ressourcen und der pädagogischen Ausrichtung der Schule ab.