Lernstrategien können Schülerinnen und Schülern, aber auch Studierenden enorm dabei helfen, effektiver und besser zurechtzukommen. Nicht nur in der Schule, sondern auch im Studium und in der Ausbildung hat derjenige die Nase vorne, der eine passende Lernstrategie kennt und regelmäßig anwendet. Doch welche Lernstrategie passt auf welchen Lernenden?
Jeder sollte die passende Lernstrategie finden
Welche Lernstrategie zu welchem Lernenden passt, kann durchaus sehr unterschiedlich sein. Da man von verschiedenen Lerntypen ausgeht, ist natürlich auch die individuelle Lernstrategie ein sinnvolles Konzept. Derjenige, der besser über die Augen lernt, sollte sich mit einem visuellen Lernkonzept anfreunden. Wer lieber seine Ohren benutzt, ist mit einer auditiven Lernstrategie besser beraten. Eine gute Lernstrategie hilft auch gegen Lern- oder Prüfungsangst.
Den Lerntyp zu kennen ist ebenfalls wichtig
Wer nicht weiß, zu welchem Lerntyp er gehört, der kann sich hier darüber genau informieren und sogar einen kostenlosen Test machen. Ansonsten hilft auch einfach ausprobieren. Es gibt zahlreiche gute Lernstrategien, die man anwenden kann. Wichtig ist natürlich, ob der Lernende mit der Strategie gut zurechtkommt. Dazu hilft nur testen, testen, testen.
Regelmäßige Anwendung von Lernstrategien ist wichtig
Wer eine Lernstrategie nutzen möchte, sollte sich damit vertraut machen. Das einmalige Ausprobieren reicht dabei nicht. Die Lernstrategie kann mit verschiedenen Hausaufgaben oder Vorbereitungen auf Tests, aber auch beim Auswendiglernen oder Referate schreiben in den unterschiedlichen Fächern angewendet werden. Mindestens 4-5 mal sollten die Lernenden eine Strategie testen. Erst dann können sie entscheiden, ob die Methode zu ihnen passt.
Pädagogen und Schulpsychologen empfehlen Lernstrategien
Es ist nachgewiesen, dass eine gute Lernstrategie beim Lernen sinnvoll ist und effektiv unterstützen kann. Daher empfehlen Fachleute immer wieder, sich mit einigen wenigen, aber passenden Lernstrategien anzufreunden. Sogar in der Schule wird das Lernen lernen unterrichtet, wobei die Lernstrategien in einen wichtigen Anteil daran haben. Aus der großen Vielzahl von Lernstrategien haben wir die fünf besten ausgesucht und stellen sie hier ausführlich vor.
1. Das Karteikartensystem: Bewährt und im neuen Gewand (visuell und haptisch)
Ältere Leserinnen und Leser kennen sicherlich noch die kleinen Karteikästen (https://www.lernfoerderung.de/lerntechniken-helfen/karteikasten/), in denen die Karten nach einem bestimmten System hinein sortiert und abgefragt werden. Dieses Verfahren gehört seit einiger Zeit der Vergangenheit an. Doch das System existiert weiter, in verschiedenen Apps und Anwendungen. Hier ist zum Beispiel Repetico oder Buffl zu erwähnen. Wer möchte, kann natürlich trotzdem weiter mit den Karten arbeiten, denn beim Beschriften findet auch schon ein nachhaltiger Lernprozess statt.
Was kann man mit der Strategie lernen?
- Rechtschreibregeln
- Grammatikregeln
- Matheregeln
- Definitionen
- Daten
- Gliederungen
- Vokabeln
- Faktenwissen
- Einfache Frage- und Antwortsätze
- Multiple-Choice-Format
Und so funktioniert die Methode.
Der Lernende benötigt einen Karteikasten und passende Karteikarten sowie 5 Unterteilungen aus Pappe oder Plastik.
- Zunächst muss er die Karten mit einem Lernthema beschriften, auf eine Seite die Frage und auf die andere die Antwort. Die beschrifteten Karten legt er in den Karteikasten. Hinter die Karten kommen die Einteilungsblätter, sodass insgesamt 5 Fächer entstehen.
- Alle Karten befinden sich zunächst im ersten Fach ganz vorn. Nun nimmt er seine erste Karte und versucht die Frage richtig zu beantworten. Gelingt es, wandert die Karte ins nächste Fach. Gelingt es nicht, bleibt sie, wo sie ist.
- Er arbeitet jetzt alle Karten des ersten Faches durch, solange, bis dieses leer ist. Am nächsten Tag oder nach einer Pause macht er weiter mit dem nächsten Fach. Nach 4 Durchgängen hat er alle Karten gelernt.
Erstes Fach: Täglich
Zweites Fach: Jeden zweiten oder dritten Tag
Drittes Fach: Wöchentlich
Viertes Fach: 2-wöchentlich
Wenn eine Karte alle Fächer durchwandert hat, ist dieses Wissen im Langzeitgedächtnis gelandet. Hier bleibt es eine Weile und wird lange wieder zur Verfügung stehen.
2. Die Mindmap (visuell)
Bei der Mindmap handelt es sich um eine Art Lernplakat, bei dem das Thema in viele kleine Bereiche aufgesplittet wird. Das Thema selber steht im Mittelpunkt. Von diesem Thema gehen dann verschiedene Äste ab, die sich wiederum verzweigen. Die verschiedensten Aspekte eines Themas können so wunderbar visualisiert werden.
Auch für die Mindmap gibt es ganz unterschiedliche Programme, mit denen diese online erstellt werden kann. Wer gerne zeichnet, sollte allerdings seine Hände und verschiedenfarbige Stifte benutzen. Beim Erstellen einer Mindmap sortiert man das Thema, das hilft beim Merken. Diese Schritte werden mit Programmen erleichtert. Das führt aber auch dazu, dass sich der Lernende mit dem Thema nicht mehr so intensiv beschäftigt.
Die Vorteile von einer Mindmap Software liegen darin, dass das Bild jederzeit angepasst und verändert werden kann. Bei einem selbst gezeichneten Bild sehen die Änderungen immer wie schlechte Korrekturen aus. Und so könnte eine Mindmap aussehen.
Beispiel: Bewerbungsverfahren
3. Texte markieren und zusammenfassen ((visuell)
Viele Lernende wissen nicht so genau, wie sie einen Text sinnvoll lesen und lernen können. Dabei ist es sehr hilfreich, mit Markern und Anmerkungen zu arbeiten. Am besten geht man dabei Schritt für Schritt vor.
- Die unbekannten Wörter und die Schlüsselwörter markieren und nachschlagen.
- Den Text in sinnvolle Abschnitte einteilen.
- Jeden Abschnitt mit einem Satz zusammenfassen.
- Alle Zusammenfassungen untereinander schreiben und lernen.
4. Lerninhalte aussprechen und anhören
Wer besser über die Ohren als über die Augen lernt, sollte sich das Lernwissen auf jeden Fall akustisch anhören. Auch bei dieser Methode der Lernstoff zunächst einmal strukturiert werden. Das geht beispielsweise mit der Mindmap, mit dem Markieren von Texten oder einem Lernplakat. Anschließend werden Bereiche, Abschnitte oder Cluster dann aufs Handy aufgesprochen.
Diesen Lernstoff kann sich der Lernende nun überall immer wieder anhören, beim Spazierengehen, beim Einschlafen, beim Warten, oder bei der Gartenarbeit. Je öfter die Inhalte bewusst wahrgenommen werden, desto leichter ist es, sie sich zu merken. Hilfreich ist es auf jeden Fall auch, das erlernte Wissen jemand anderen weiterzugeben, also zu erklären. Dabei wird oft deutlich, welche Lücken man selber noch hat.
5. Loci Methode
Die Loci-Strategei ist eine der spannendsten Methoden, mit der nahezu jede Art von Lernstoff gespeichert werden kann. Bei ihr geht es darum, sich eine Reihe von Begriffen oder Eckpunkten gut merken zu können. Orientierungspunkte sind dabei zum Beispiel die 10 verschiedenen Stationen eines Zimmers, einer Wohnung oder eines Hauses. Die Reihenfolge und die einzelnen Orte müssen immer gleich sein, das heißt, sie dürfen auch bei anderen Lerninhalten nicht vertauscht oder verwechselt werden und können zum Beispiel so aussehen:
1. Haustür mit Guckloch
2. Flur mit Schirmständer
3. Küche mit Toaster
4. Schüssel mit Seifenspender
5. Wohnzimmer mit Kamin
6. Treppenhaus mit knarrenden Stufen
7. Kinderzimmer mit Hängematte
8. Bad mit Quietsche-Entchen
9. Abstellkammer mit Schuhen
10. Dachboden mit Truhe
Beispiel: Einheimische Frösche
Ihr Kind muss einen kurzen Bericht über die einheimischen Frösche halten. Die verschiedenen Inhalte des Referats werden nunmehr in der entsprechenden Reihenfolge an die jeweiligen Orte, so viele es eben benötigt, geknüpft. Den Rahmen kann eine lustige oder skurrile Geschichte bilden – je ausgefallener desto besser.
- Jemand guckt aus dem Guckloch an der Tür. Der Froschlaich, viele kleine runde Kügelchen mit einem schwarzen Punkt in der Mitte, klebt an der Haustür.
- Neben dem Schirmständer im Flur steht ein Eimer mit winzigen Kaulquappen, die aus dem Laich geschlüpft sind.
- In der Küche sitzen neben dem Toaster ältere Kaulquappen, denen schon Hinterbeine gewachsen sind.
- Auf der Toilette hüpfen die Kaulquappen, die nun auch Vorderbeine und einen Mund haben, in die Toilette, um sich zu ihrem neuen Lebensraum zu begeben, dem Froschteich.
- Im Wohnzimmer leben die Frösche, die aus den Kaulquappen geworden sind. Sie sitzen am Kamin und atmen mit ihren Lungen Sauerstoff.
- Dann hüpfen die Frösche ins Treppenhaus auf der Suche nach einem Partner, mit dem sie neuen Froschlaich produzieren können.