Ein Weckruf für Eltern: Warum so viele Drittklässler kaum lesen können
Es klingt dramatisch – und ist es auch: Fast jedes zweite Kind der dritten Klasse in Berlin verfehlt laut VERA 2025 -Studie die Mindeststandards im Lesen. Das bedeutet, dass fast die Hälfte der Grundschülerinnen und Grundschüler massive Schwierigkeiten hat, einfache Texte sinnerfassend zu lesen. Die Zahlen schockieren, doch sie sind auch ein Spiegel unserer Bildungsrealität. Und sie betreffen nicht nur Berlin.
Was steckt hinter dieser Leseschwäche in der Grundschule? Warum greifen bestehende Fördermaßnahmen offenbar nicht – und was kannst du als Elternteil tun?
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VERA 2025: Zahlen einer Studie, die aufrütteln sollten
Die Vergleichsarbeiten (VERA 3 und VERA 8) liefern jedes Jahr Daten über den Lernstand von Kindern. 2025 fielen die Ergebnisse besonders düster aus:
- 47 % der Drittklässler in Berlin erreichen nicht die Mindeststandards im Lesen
- 66 % scheitern in der Rechtschreibung
- An den weiterführenden Schulen verfehlen 75 % der Achtklässler in Mathematik die grundlegenden Anforderungen
Diese Tests sind nicht dazu gedacht, einzelne Kinder zu bewerten – sie zeigen vielmehr, wie effektiv Schulen Wissen vermitteln. Doch wenn so viele Kinder durchfallen, läuft etwas gewaltig schief.
Ursachen der Leseschwäche: Warum scheitern so viele?
Die Gründe für die schlechte Lesekompetenz sind vielschichtig:
- Überlastete Lehrkräfte – Zu wenig Personal, zu große Klassen
- Kaum individuelle Förderung – Förderstunden werden oft gestrichen oder sind ineffektiv
- Fehlende Sprachbasis – Immer mehr Kinder starten ohne ausreichende Deutschkenntnisse
- Frühkindliche Bildung – Viele Kinder kommen ohne Bücherkontakt oder Vorlesen in die Schule
- Digitale Ablenkung – Lesezeit wird durch Bildschirmzeit ersetzt
Die Berliner Bildungsverwaltung wird scharf kritisiert: Statt gezielt zu fördern, wurden die Ergebnisse der VERA lange gar nicht veröffentlicht. Transparenz sieht anders aus.
Was bedeutet das für dich als Elternteil?
Wenn dein Kind zur Grundschule geht, solltest du wachsam sein. Warte nicht darauf, dass die Schule aktiv wird. Gerade bei einer beginnenden Leseschwäche gilt: Früh fördern lohnt sich!
Das kannst du tun:
- Tägliches Vorlesen, auch in höheren Klassen
- Lautleseübungen mit kindgerechten Texten (5–10 Minuten täglich)
- Hörbücher und Bücher mit Silbenhilfe für Leseanfänger
- Gemeinsames Lesen von Alltagstexten: Einkaufszettel, Rezepte, Wegweiser
- Lies selbst – dein Vorbild wirkt stärker als jede Leseförderung
Tipp: Auf www.lernfoerderung.de findest du viele kostenlose Lesetipps, Übungen und Lesetexte nach Klassenstufe. Auch einen Lesetest!
Tabelle: Woran du eine Leseschwäche erkennst
Anzeichen | Typische Situationen |
---|---|
Dein Kind liest stockend | Es braucht lange für einfache Wörter |
Es versteht Gelesenes nicht | Kann Fragen zum Text nicht beantworten |
Es liest nicht freiwillig | Meidet Bücher, Comics, Untertitel |
Es verwechselt ähnlich klingende Buchstaben | b/d, p/q oder m/n |
Schriftbild ist unsicher | Viele Buchstaben verdreht oder ausgelassen |
Wenn du mehrere dieser Anzeichen erkennst, hol dir Unterstützung – z. B. durch eine pädagogische Lernförderung.
Leseförderung ist machbar – Schritt für Schritt
Hier eine einfache Übung, die ihr täglich zu Hause machen könnt:
Übung: Das Lese-Domino
Ziel: Sinnentnehmendes Lesen mit Spaßfaktor
Material: Karten mit kurzen Sätzen oder Fragen und passenden Antworten
So geht’s:
- Schreibe auf kleine Kärtchen einfache Sätze und passende Anschlussantworten (z. B. „Ich habe Hunger“ – „Dann iss ein Brot“).
- Die Karten werden wie ein Domino gelegt – der Anschluss muss inhaltlich passen.
- Lies mit deinem Kind abwechselnd und besprecht, was jeweils gemeint ist.
Vorteil: Dein Kind trainiert das Lesen UND das Textverständnis.
Lösung der Übung: Beispielkette
- Ich bin müde.
- Dann geh ins Bett.
- Im Bett lese ich ein Buch.
- Das Buch ist spannend.
- Ich erzähle dir davon.
So einfach kann Leseförderung im Alltag sein!
Jetzt ist Zeit zu handeln!
Die VERA-Ergebnisse sind ein Hilferuf – an Politik, Schulen und Eltern gleichermaßen. Doch bis echte Reformen greifen, liegt es auch an dir, aktiv zu werden. Leseschwäche in der Grundschule lässt sich früh erkennen – und mit liebevoller, alltagsnaher Förderung auch gut beheben.