Immer mehr deutsche Schüler zieht es in englische Internate. Laut den Zahlen des Independent Schools Councils sind es mittlerweile jährlich über 3.000 Jugendliche, die ein oder mehrere Jahre ihrer Schulausbildung im Vereinigten Königreich absolvieren. Die Erweiterung der Sprachkenntnisse steht dabei für viele im Vordergrund. Doch wer genau hinsieht, erkennt einige Dinge an den renommierten Internaten, die wir uns auch in Deutschland aneignen könnten.
Große Auswahl, hohe Kosten
Zugegeben, ganz billig ist es nicht, seinen Kindern eine Zeit lang die Ausbildung in England zu ermöglichen. Und auch die Auswahl fällt nicht immer leicht. Aktuell gibt es über das ganze Land verteilt rund 2.000 englische Schulen. Bei den meisten Schulen reicht es aus, sich etwa ein Jahr im Voraus zu bewerben.
Die Kosten für ein Schuljahr in den englischen Internaten werden nach den sogenannten Terms berechnet. Im Gegensatz zum deutschen Schulsystem, bei dem das Schuljahr in zwei Abschnitte (Semester) geteilt ist, besteht das britische Schulsystem aus drei Abschnitten (Trimester bzw. Term). Pro Term werden durchschnittlich Gebühren in der Höhe von rund 10.000 Euro fällig. Für ein Schuljahr muss also ein Budget von etwa 30.000 Euro eingeplant werden.
Wer dieses Geld investiert, bemerkt schnell, was die englischen Internate so besonders macht.
Der Fokus liegt auf einem ganzheitlichen Erziehungsansatz
In England wird sehr viel Wert daraufgelegt, den Kindern und Jugendlichen nicht nur reines Wissen zu vermitteln. Darüber hinaus spielen die Erziehung und das allgemeine Benehmen eine sehr wichtige Rolle. Dabei geht es nicht um die sture Einhaltung von Verhaltensregeln, sondern darum, sich zu einem wertvollen Mitglied der Gesellschaft zu entwickeln.
Im Mittelpunkt steht deshalb oftmals die Förderung von Kunst. Wer möchte, kann an Musik- oder Theatergruppen teilnehmen. Ähnlich wie in den USA spielt auch der Sport in England in den Internaten eine wichtige Rolle. Vor allem Mannschaftssportarten haben einen hohen Stellenwert.
Die Lehrkräfte sind darauf geschult, das individuelle Potenzial der Jugendlichen zu entdecken und es in weiterer Folge auch entsprechend zu fördern. Den Schülern wird sowohl im klassischen Unterricht als auch bei freiwilligen Engagements stets dabei geholfen, ihre Talente zu entdecken und weiterzuentwickeln. Entsprechendes Mentaltraining hilft den Kids dabei, auch bei Rückschlägen eine positive Einstellung zu bewahren.
Die richtige Mischung aus Struktur und Freiraum
In den deutschen Schulen fehlt es den Kindern oftmals an einem inspirierendem Lernumfeld. Zu oft verhindern starre und veraltete Vorschriften einfache Verbesserungen. In den englischen Internaten sind die Unterrichtsklassen sehr klein. In der Regel werden von einem Lehrer nicht mehr als acht Schüler gleichzeitig unterrichtet. Dementsprechend hoch ist auch die Aufmerksamkeit für jeden einzelnen Schüler.
Auf der anderen Seite bieten die Internate aber auch jene Struktur, die Jugendliche in diesem Alter benötigen, um auf dem richtigen Weg zu bleiben. Zum Konzept gehören deshalb in England beaufsichtige Übungsstunden, bei denen die Kids vor allem lernen, selbstständig zu arbeiten. Geschulte Pädagogen vermitteln ihnen, wie wichtig es ist, dranzubleiben und bei Rückschlägen nicht sofort die Flinte ins Korn zu werfen.
An den Internaten werden aus Kindern selbstbewusste Erwachsene
Kindern, die ein englisches Internat besuchen, wird dort ein Weltbild von Offenheit und Toleranz vermittelt. „Anders“ zu sein stellt an den Schulen kein Handicap, sondern vielmehr eine Bereicherung dar.
Unternehmen haben längst erkannt, dass eine möglichst große Diversität viele Vorteile mit sich bringt und im Allgemeinen zu besseren Entscheidungen führt. Dieses Wissen wird den Jugendlichen in England bereits in jungen Jahren vermittelt.
Im Durchschnitt kommt in den Internaten rund jeder fünfte bis sechste Schüler aus dem Ausland. In den Internaten wird darauf wertgelegt, die anderen Kulturkreise kennenzulernen und sie zu respektieren. Vorurteile und Ressentiments werden bei entsprechenden Gruppenarbeiten und Diskussionen sowie bei der freiwilligen Mithilfe in sozialen Einrichtungen abgebaut.
Der Schlüssel des englischen Erziehungssystems liegt darin, den Jugendlichen täglich kleine und größere Erfolgserlebnisse in ihrer Entwicklung zu geben. Durch die positiven Impulse werden so aus ihnen in sehr kurzer Zeit unabhängige und selbstbewusste junge Erwachsene, die daran gewöhnt sind, auf beiden Beinen im Leben zu stehen.