Jetzt ist es also seit gestern klar, die Schulen öffnen Schritt für Schritt, alle Kinder sollen noch vor den Sommerferien zumindest mal ihre Lehrerinnen und Lehrer gesehen haben. Mit Abstand, in kleinen Gruppen und großen Räumen – immer mit Vorsicht und Hygieneregeln. Die Folge der letzten Monate: Viele haben Angst vor der Schule.
Alle haben „Muffensausen“
Die Motivation vieler ist auf Null und das Virus reibt sich die Hände, es freut sich auf Nahrung. In der Wahrnehmung Vieler ist die Corona-Ampel auf GRÜN gesprungen, obwohl sie weiterhin tief-gelb ist. Wer das begreift, hat jetzt schlichtweg Angst vor der Schule. Manche trifft es stärker, andere können sich besser abgrenzen. Aber im Unterbewusstsein lehrt die Angst vor Corona nun ständig mit.
In Lehrerforen „geht die Post ab“
Klar, dass nun jeder für sich überlegt, wie er oder sie damit umgehen will. Viele Betroffene, Eltern, Schülerinnen und Schüler oder Lehrende fallen in eine der vielen Risikogruppen. Manche mehrfach. Soll die Karte „ich bin Risikogruppe“ gezogen werden oder ist man Held. Wie die heilenden Berufe, die Plege oder das Verkaufspersonal? Gründe gibt es viele:
- Meine Eltern sind über 80 und leben in der Nachbarwohnung.
- Ich habe Bluthochdruck.
- Ich bin selber schon fast 60 Jahre alt.
- Ich habe ein angeschlagenes Immunsystem.
- Mein Kind hat Asthma.
- Ich bin Diabetiker.
Die Angst vor der Schule ist legitim
Darüber schimpfen tun sowieso nur die, die gemütlich zu Hause auf dem Sofa Netflix gucken und sich über neue, schlimme Virus-Nachrichten gruseln. Die anderen, die an der Front, haben dazu gar keine Zeit. Arbeit mit Kindern und Jugendlichen ist in diesen Zeiten einfach gefährlich! Auch wenn sich alle der Gefahrt bewusst sind, die Hygieneregeln eingehalten werden und Masken in Mode sind. Das Virus kann überall sein – und sich dort auch lange aufhalten. Angst davor ist okay!
Wie geht man mit der Situation um?
Unterricht ist ja nur eine Seite der Medaille. Nicht alles kann über Videokonferenzen gelöst werden, besonders dann nicht, wenn eine Schule nicht mal über W-Lan verfügt. Mangelhafter Schutz nährt die Angst.
- Was ist mit Konferenzen in großen Kollegien?
- Busfahrten? Toilettenbesuch?
- Absprache mit Kolleginnen und Kollegen?
- Elterngesprächen?
- Was ist mit den verschollenen Schülerinnen und Schülern? Müss(t)en die aufgesucht werden?
- Wenn jüngere Schulkinder ständig vorm Pult stehen?
- Wenn Kinder weinen und getröstet werden müssen?
- Wenn es zu Streit in der Pause kommt?
Darf man seine Angst formulieren oder ist das verpönt?
Das muss jeder für sich selbst entscheiden, denn die Corona Krise ist für alle eine ganz neue Situation. Niemand weiß, was richtig ist. Wer jetzt „stark“ ist und seine Angst verleugnet, macht sich Vorwürfe, falls es ihn oder seine Angehörigen später erwischt. Wer die Angst formuliert oder seinen Status als Risikoperson einfordert, zieht sich eventuell den Groll oder das Unverständnis der Kolleginnen und Kollegen zu. Keine leichte Entscheidung! Aber eine, die jeder für sich fällen muss.