Achtsamkeit ist ein top aktueller Begriff, der inzwischen in ganz vielen Lebensbereichen immer wieder auftaucht. Erst mal klingt es natürlich toll, endlich wieder achtsam durchs Leben zu gehen. Aber ist das wirklich auch etwas für Kinder? Bewegen sich Kinder nicht sowieso im Hier und Jetzt, ganz im Moment? Gibt es etwas achtsameres als ein ins Spiel versunken Kind? Braucht es dann noch ein Achtsamkeitstraining?
Wie ausgeglichen ist Ihr Kind?
Die Antwort darauf ist mal wieder ein klares Jein. Ausgeglichene, glückliche, zufriedene und in sich ruhende Kinder brauchen selbstverständlich kein Achtsamkeitstraining. Genauso wie Erwachsene, die gut für sich sorgen können und im Einklang mit sich und ihrer Umwelt sind. Aber leider gibt es auch bei Kindern, ebenso wie bei Erwachsenen, viele Sorgen und Probleme. Nicht selten beginnt der Lebensstress mit der Einschulung.
Der Alltag kann ein Achtsamkeitstraining notwendig machen
Druck und Leistungsanforderungen, Schlafstörungen, Nervosität und Kopfschmerzen sind auch bei Grundschulkindern schon weit verbreitet. Viele haben Angst davor zu versagen, sind unausgeglichen oder leiden unter Mobbingattacken von Mitschülern. Auch zu viel Medienkonsum und zu wenig Bewegung kann Kinder stressen. Um die Probleme zu beseitigen, müssen die Ursachen angegangen werden. Einfach nur achtsam zu sein, reicht oft nicht. Aber ein Achtsamkeitstraining kann einen Heilungsprozess oder eine Verbesserung des seelischen Wohlbefindens durchaus unterstützen.
Erst mal den Alltag prüfen
- Hat ein Kind genug Bewegung? Eine Stunde am Tag ist das Minimum.
- Ernährt sich ein Kind gesund und ausgeglichen? Obst, Gemüse, vollwertige Lebensmittel und viel Wasser oder Früchtetee sind optimal.
- Bekommt ein Kind Anerkennung und positives Feedback für seine Leistungen? Verantwortungsbewusstsein, Pünktlichkeit, Freundlichkeit oder Ordnung halten sind genau so wichtig wie gute Noten.
- Hat ein Kind einen oder mehrere Freunde, mit denen es sich austauschen kann?
Erst wenn die Grundbedürfnisse eines Kindes erfüllt sind, können sich Achtsamkeitsübungen positiv auswirken. 3 ganz einfache Übungen habe ich hier für Sie zusammengestellt.
1. Übung: Über den Atem die Achtsamkeit steuern
Die einfachste Übung für Ihr Kind besteht aus einer Handlung, die wir alle jeden Tag, jede Minute ausüben, dem Atmen. Unseres Atems sind wir uns nur selten bewusst, dabei versorgt er unseren Körper mit Sauerstoff und erhält unser System am Leben. Das kann Ihr Kind bewusst wahrnehmen und genießen. Atmen Sie täglich mit Ihrem Kind 5 bis 10 Minuten bewusst im eigenen Tempo.
Spüren Sie und Ihr Kind dabei gemeinsam, wie der Bauch sich beim Einatmen hebt und beim Ausatmen senkt. Legen Sie die Hände auf den Bauch und folgen Sie so dem natürlichen Atemrhythmus.
In mehr als 1000 Studien wurde bereits nachgewiesen, dass diese Atemübung regelmäßig abgewendet die gesamte Gesundheit enorm verbessert.
2. Übung: Das Schöne erkennen und schätzen
Achtsam sein und Zufriedenheit empfinden – ruhig und ausgeglichen sein. Glücklich Sein kann Ihr Kind lernen, indem es sich täglich darin übt, Schönes zu erkennen. Durch achtsames, bewusstes Betrachten der Ereignisse öffnet Ihr Kind sich für die schönen und erfreulichen Momente.
Legen sie jeden Tag eine Pause ein, in denen Sie gemeinsam mit Ihrem Kind seine Achtsamkeit trainieren und etwas ganz aufmerksam und achtsam betrachten. Am besten gelingt das abends vor dem Schlafengehen.
Vielleicht eine Zeichnung, ein Kuscheltier, eine Lieblingsspeise oder ein Kleidungsstück. Benennen Sie alles, was das Objekt ausmacht. Lassen Sie sich Zeit und fragen Sie nach. Ihr Kind soll lernen, die wunderbaren Details zu sehen und zu schätzen.
Nach und nach wird es immer mehr Positives erkennen.
Mein Tipp: Legen Sie ein Glückstagebuch an. Hier erfahren Sie, wie das geht.
3. Übung: Gesundheit steigern durch Dankbarkeit
Dankbarkeit ist ein Schlüssel für Glück und Zufriedenheit. Sie wirkt sich nachweislich auf das emotionale Befinden aus, macht großzügiger gegenüber anderen und schützt vor Einsamkeit.
Es geht darum, nicht von allen immer mehr zu wollen, sondern das zu schätzen, was man bereit hat. Wer dieses Gefühl kennt, kennt die beruhigende und heilende Wirkung.
Davon profitieren schon Kinder. Dankbarkeit hebt nicht nur die eigene Stimmung, sondern auch die von anderen. Doch wie kann das Gefühl der Dankbarkeit gefördert werden?
Sprechen sie jeden Abend vor dem Schlafengehen über den Tag und überlegen Sie mit Ihrem Kind, wofür es dankbar sein könnte. Notieren Sie die Gedanken Ihres Kindes in einem Dankbarkeitstagebuch. Dabei ist es egal, ob es sich um materielle oder immaterielle Dinge handelt. Wichtig ist, dass Ihr Kind Dankbarkeit empfindet und so dieses Gefühl langsam erlernt. So übt es Achtsamkeit.
Dankbare Kinder sind aufmerksamer, haben mehr Freunde und sind zufriedener mit ihrem Leben. Sie wollen nicht ständig etwas Neues und tun und aktiv etwas gegen ihre Unzufriedenheit.
Achtsamkeit kann Ihrem Kind helfen
Je glücklicher, zufriedener und ausgeglichener Ihr Kind ist, desto offener ist es für seine Umwelt. Wenn es sich von Stress und Druck aktiv distanzieren kann, ist es einfacher, eigene und fremde Gefühle zu erkennen und zu verstehen. Optimistische Menschen wirken ansteckend, sie sind beliebt und erfolgreich. Ein Achtsamkeitstraining kann dabei helfen.