
Demokratie ist weit mehr als ein politisches System – sie ist eine Lebensform, die unseren Alltag prägt. Vom Wahlrecht über Meinungsfreiheit bis hin zu Mitbestimmung in Schule und Familie: Demokratie zeigt sich überall dort, wo Menschen auf Augenhöhe Entscheidungen treffen. Doch sie ist nicht selbstverständlich. In einer Zeit, in der gesellschaftliche Debatten oft hitzig und polarisiert verlaufen, wird deutlich: Demokratie muss gelernt, gelebt und verteidigt werden. Gerade in der Schule beginnt diese wichtige Aufgabe. Kinder und Jugendliche sollen nicht nur wissen, wie Demokratie funktioniert – sie müssen sie aktiv erleben können. Denn nur wer früh erfährt, dass seine Stimme zählt, wird sich auch später für eine freie, gerechte Gesellschaft einsetzen.
Demokratie im Klassenzimmer beginnt mit Mitbestimmung
Demokratiebildung in der Schule bedeutet nicht nur, den Begriff „Demokratie“ zu erklären. Sie beginnt im Kleinen – mit der Möglichkeit, Entscheidungen mitzutreffen. Wenn ein Kind bei der Sitzordnung, den Klassenregeln oder einem Projektthema mitreden darf, erlebt es ganz praktisch, was demokratisches Handeln bedeutet. Mitbestimmung heißt aber auch, Verantwortung zu übernehmen und andere Perspektiven zu respektieren. Genau das fördert der Klassenrat, der sich inzwischen in vielen Schulen etabliert hat. Hier werden Streitpunkte diskutiert, Vorschläge gemacht und abgestimmt – und zwar auf Augenhöhe. Kennst du alle Schulgremien?
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Warum Demokratiebildung früh anfangen muss
Demokratisches Verhalten fällt nicht vom Himmel. Es muss geübt werden – am besten schon in der Grundschule. Kinder lernen, dass ihre Stimme zählt und dass Konflikte nicht durch Lautstärke, sondern durch Argumente gelöst werden. So werden Fähigkeiten wie Empathie, Fairness und Resilienz gestärkt. Demokratiebildung schützt also nicht nur unsere politische Kultur, sondern auch das soziale Miteinander im Schulalltag. Studien zeigen: Wer früh demokratisch handelt, wird seltener gewalttätig, ist offener für andere Meinungen und engagiert sich häufiger gesellschaftlich. Das sind auch social skills, die immer mehr gefragt sind. Genau das brauchen wir in einer immer komplexer werdenden Welt.
Herausforderungen im Schulalltag
So wertvoll Demokratiebildung in der Schule ist – sie kommt oft zu kurz. Der Lehrplan ist voll, Prüfungsdruck hoch und pädagogisches Personal knapp. Viele Lehrkräfte fühlen sich allein gelassen oder nicht ausreichend geschult. Hinzu kommt: Demokratieprozesse brauchen Zeit – und Geduld. Sie lassen sich nicht einfach „abarbeiten“, sondern müssen wachsen. Zudem gibt es Unterschiede zwischen Schulen: Während manche regelmäßig Klassenräte oder Schülerparlamente organisieren, bleibt es anderswo bei Frontalunterricht und wenigen Gelegenheiten zur Mitgestaltung. Damit Demokratiebildung nicht zur Glückssache wird, braucht es klare Konzepte und Unterstützung von außen.
Eltern als wichtige Partner
Als Eltern habt ihr großen Einfluss darauf, wie euer Kind demokratische Werte erlebt. Sprecht zu Hause über Gerechtigkeit, Regeln und Verantwortung. Lasst euer Kind mitentscheiden – beim Essen, bei Ausflügen oder in Familienfragen. Zeigt, dass es okay ist, anderer Meinung zu sein – und dass Zuhören genauso wichtig ist wie Argumentieren. Unterstützt demokratische Projekte in der Schule und fragt nach, wie dort Partizipation umgesetzt wird. Demokratie beginnt nicht erst mit Wahlen – sie wächst im Alltag. Und wer sich ernstgenommen fühlt, wird auch später bereit sein, sich einzubringen.
Praktische Methoden für gelebte Demokratie
Es gibt viele kreative Wege, Demokratiebildung im Klassenzimmer zu fördern. Dazu gehören:
Methode | Beschreibung |
---|---|
Klassenrat | Regelmäßige Treffen zur Diskussion von Anliegen der SchülerInnen |
Schülerparlamente | Gewählte VertreterInnen sprechen für ihre Klasse und entscheiden mit |
Projektarbeit | SchülerInnen planen und gestalten eigene Projekte zu sozialen Themen |
Debatten und Rollenspiele | Fördern Meinungsvielfalt, Argumentation und Perspektivwechsel |
Service Learning | Lernen durch Engagement in sozialen Projekten vor Ort |
Diese Methoden stärken Selbstwirksamkeit und Verantwortungsgefühl – zwei zentrale Elemente einer demokratischen Haltung.
Übung: Lückentext – Die Entwicklung der Demokratie in Deutschland
Aufgabe:
Lies den folgenden Text sorgfältig durch und setze die passenden Begriffe in die Lücken ein. Nutze dazu die Begriffe aus dem Kasten.
Begriffe:
Kaiserreich – Weimarer Republik – Grundgesetz – Nationalsozialismus – Friedliche Revolution – Meinungsfreiheit – Wahlrecht – Diktatur – Gewaltenteilung – Wiedervereinigung
Übungstext:
Vor 1918 war Deutschland ein ____________, in dem der Kaiser fast allein regierte. Es gab zwar ein Parlament, aber keine echte ____________. Erst mit der ____________ entstand 1919 eine parlamentarische Demokratie. BürgerInnen erhielten zum ersten Mal allgemeines ____________ und ____________ wurde gesetzlich garantiert.
Doch 1933 kam der ____________ an die Macht und zerstörte die Demokratie. Deutschland wurde zur ____________, in der Mitbestimmung abgeschafft und Gegner unterdrückt wurden.
Nach dem Zweiten Weltkrieg entstand 1949 in Westdeutschland ein demokratischer Staat auf Basis des ____________. Im Osten herrschte bis zur ____________ 1989 eine sozialistische Diktatur. Erst mit der ____________ 1990 wurde ganz Deutschland wieder vereint und lebt seitdem in einer stabilen Demokratie.
Lösung:
- Kaiserreich
- Gewaltenteilung
- Weimarer Republik
- Wahlrecht
- Meinungsfreiheit
- Nationalsozialismus
- Diktatur
- Grundgesetz
- Friedliche Revolution
- Wiedervereinigung

Von Monarchie zur Mitbestimmung – Die Geschichte der Demokratie in Deutschland
Die Anfänge: Kaiserreich und absolute Macht
Vor 1918 war Deutschland keine Demokratie, sondern eine konstitutionelle Monarchie. Der Kaiser hatte das Sagen, das Volk wenig zu melden. Zwar gab es ein Parlament, den Reichstag, aber der konnte kaum mitbestimmen. Entscheidungen traf der Kaiser, unterstützt von seinem Kanzler. Demokratie im modernen Sinn – mit freien Wahlen, Gewaltenteilung und Grundrechten – war in weiter Ferne.
Der erste große Schritt: Weimarer Republik (1919–1933)
Nach dem Ersten Weltkrieg kam es zur Revolution. Der Kaiser dankte ab, und Deutschland wurde zur Republik. Mit der Weimarer Verfassung von 1919 entstand die erste parlamentarische Demokratie auf deutschem Boden: allgemeines Wahlrecht (auch für Frauen!), Meinungsfreiheit, Gewaltenteilung – vieles, was wir heute selbstverständlich finden, begann hier. Doch die junge Demokratie war instabil: Wirtschaftskrisen, politische Gewalt und der Aufstieg radikaler Parteien schwächten sie. 1933 übernahm Hitler die Macht – das Ende der Weimarer Demokratie.
Die dunkle Zeit: NS-Diktatur (1933–1945)
Die Nationalsozialisten schafften alle demokratischen Strukturen ab. Wahlen wurden manipuliert, Parteien verboten, die Presse gleichgeschaltet. Deutschland war eine brutale Diktatur, in der Mitbestimmung durch Angst und Zwang ersetzt wurde. Millionen Menschen wurden verfolgt und ermordet. Diese Zeit zeigt eindrücklich, was passiert, wenn Demokratie zerbricht – und wie wichtig es ist, sie zu schützen.
Ein Neuanfang: Demokratie im Grundgesetz (ab 1949)
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde Deutschland geteilt. In Westdeutschland entstand 1949 die Bundesrepublik Deutschland – mit einem demokratischen Grundgesetz als Verfassung. Freiheit, Gleichheit und Rechtsstaatlichkeit waren nun fest verankert. Die DDR im Osten war dagegen eine Einparteien-Diktatur mit Scheinwahlen und Unterdrückung. Erst mit der Friedlichen Revolution 1989 wurde auch Ostdeutschland demokratisch.
Heute: Demokratie in Bewegung
Seit der Wiedervereinigung 1990 ist Deutschland ein demokratischer Staat mit einer starken Verfassung. Bürger:innen wählen frei, das Parlament kontrolliert die Regierung, und Grundrechte gelten für alle. Doch Demokratie ist nie fertig: Sie muss ständig verteidigt, weiterentwickelt und gelebt werden. Neue Herausforderungen – wie Populismus, Desinformation oder Politikverdrossenheit – zeigen, dass Demokratiebildung in der Schule wichtiger ist denn je.