Schulkasse – die Jungen werden abgehängt
In der Schule schneiden Jungen immer öfter schlechter ab als die Mädchen. Woran das liegt, wird seit vielen Jahren kontrovers diskutiert. Eine ganze Zeit lang sahen Experten den Grund in dem meist weiblichen Lehrpersonal. Jungen hätten vom Kindergarten bis zur weiterführenden Schule kaum männliche Vorbilder, an denen sie sich orientieren könnten. Gekoppelt mit der Tatsache, dass immer mehr Ehen zerbrechen und Mütter ihre Söhne allein aufziehen, ergibt sich in der Tat für die Jungen ein Männerdefizit. Das ist ganz normaler Alltag in einer Schulklasse.
Jungen trifft es hart
Das alleine reicht in den vergangenen Jahren schon aus, um die Schulleistungen von Schülern hinter denen ihrer weiblichen Klassenkameraden zurückfallen zu lassen. Seit einigen Jahren ist noch ein neues Problem hinzugekommen. Aktuelle Untersuchungen zeigen immer wieder, dass rund ein Drittel aller Jungen einer Klasse täglich bis zu 2 Stunden täglich mit Computerspielen verbringen. Bei einem Viertel sind es sogar bis zu vier oder 5 Stunden. Das ist der Resttag nach der Schule.
Geklaute Lebenszeit mit Langzeitfolgen
Wertvolle Stunden, die sie nicht in der Schulklasse weiter bringen, sondern ihnen vielmehr Lebenszeit stehlen. Bei den Computerspielen handelt es sich nicht etwa um clevere Knobelaufgaben, sondern in 99 % der Fällen um plumpe JUMP and Run oder Ballerspiele wie Fortnite. Auch dümmliche und suchterzeugend Glücksspiele wie Coin Master stehen bei den Jungen hoch im Kurs. Rechnet man die damit verbrauchte Lebenszeit zusammen, bleibt über den Daumen gepeilt ein Schulfach auf der Strecke. Täglich 2 Stunden gehen von den Hausaufgaben ab, von dem wichtigen Bewegungsangebot in der Freizeit und selbstverständlich auch von der Vorbereitung auf Klassenarbeiten. Kein Wunder also, dass die Noten von Jungen immer schlechter werden.
Sind Mädchen in der Schulklasse einfach cleverer?
Obwohl sich die Computerangebote nicht nur an Jungen richten, scheinen Mädchen davon kaum berührt zu werden. Ein Drittel von ihnen interessiert sich überhaupt nicht für Spiele auf dem Computer oder dem Smartphone. Stattdessen gehen sie einer ganzen Reihe von Hobbys nach, treffen sich nach wie vor mit ihren Freundinnen und nutzen die Handys hauptsächlich zum chatten, oder um Videos und Nachrichten zu versenden. Das zeigt sich an ihren Noten. Mädchen schneiden in allen Schulfächern und in allen Altersklassen besser als Jungen ab. Mehr Mädchen machen Abitur und besuchen die Uni.
Handlungsbedarf für Eltern
Wer etwas an dieser Situation ändern möchte, muss sich aktiv mit dem Freizeitverhalten seines Sohnes auseinandersetzen. Und zwar nicht nur einmalig, sondern regelmäßig. Und nicht erst in der Pubertät, sondern schon vor der Schule. Jungen brauchen ein breites Angebot an Freizeitbeschäftigungen, die nichts mit dem Computer zu tun haben. Sie müssen Kontakte knüpfen, Freunde treffen und Erfolgserlebnisse haben, die in der realen Welt stattfinden. Am besten wäre es, sie hätten überhaupt keine Zeit und auch gar keine Lust sich so tief in die Computerwelt einzugreifen.