Gibt es finanzielle Unterstützung für eine Lerntherapie?
„Mein Sohn benötigt qualifizierte Hilfe bei seinen Rechenproblemen, aber wir können uns eine Therapie nicht leisten. Das Jugendamt hat die Kostenübernahme abgelehnt. Gibt es weitere Möglichkeiten?“
Wenn Kinder von einer Legasthenie oder Dyskalkulie betroffen sind, kann das teuer werden. Da die Schule eine notwendige Förderung oft nicht anbieten kann und auch der Jugendhilfeträger die Übernahme der Kosten für eine außerschulische Therapie aus diversen Gründen verweigert, bleiben betroffene Kinder oft auf der Strecke. Vielen Familien fehlt schlichtweg das Geld, um eine notwendige Lerntherapie über ein oder zwei Jahre selber zu finanzieren.
Seit einiger Zeit gibt es den Chancenverband Legasthenie und Dyskalkulie e.V., der in solchen Fällen einspringen möchte. Über die Internetseite www.chanchenverband,de können betroffene Familien einen Antrag auf Kostenübernahme stellen. Der Verband finanziert sich über Spenden und über Partnerprogramme, um das Geld für die Förderung zu bekommen.
Das viele Lernen demotiviert meine Tochter!
„Meine Tochter Marie hat eine Rechenschwäche und besucht seit drei Monaten auch eine Lerntherapie. Sie geht in die 4. Klasse und hat wirklich große Schwierigkeiten mit dem Rechnen. Jeden Abend üben wir, damit sie nicht den Anschluss an die Klasse verliert. Jetzt zeigt Marie Ermüdungserscheinungen, sie will oft nicht mehr lernen. Außerdem streiten wir uns immer öfter, das tut uns beiden nicht gut. Ich mache mir Sorgen, dass Marie immer schlechter wird. So langsam weiß ich nicht mehr, was ich noch machen kann. Haben Sie einen Rat für uns?“
Eine Dyskalkulie oder Rechenschwäche ist eine große Belastung für das betroffene Kind. Gut, dass Marie in der Lerntherapie jetzt noch einmal die Grundlagen der Mathematik aufbaut. So kann sie sich langsam an den Lernstand der Klasse angleichen. Dazu müssen Sie aber Geduld haben, denn die Fortschritte sind meistens nur langsam zu erkennen, besonders da Ihre Tochter ja schon in der 4. Klasse ist. Mit einer diagnostizierten Rechenschwäche hat Ihre Tochter das Recht auf einen Nachteilsausgleich, der den Notendruck von ihr nehmen sollte.
Mit dem Notenschutz und der begleitenden Therapie ist schon viel gewonnen. Vielleicht reduzieren Sie das Lernen zuhause, damit Marie das Gefühl bekommt, ihre Anstrengungen haben auch etwas Positives. Wenn sie immer nur lernen soll, verliert sie den Glauben an ihre Fähigkeiten. Das führt schnell zu einer generellen Lernblockade. Aufmunterung, Lob und Erfolgserlebnisse sind unbedingt notwendig, damit Marie weiterhin engagiert lernt. Sprechen Sie doch mit der Lerntherapeutin genau ab, welche Förderung zuhause sinnvoll ist. Ich empfehle da gerne Rechenspiele, denn die machen Spaß und fördern gleichzeitig. Welches Spiel sinnvoll ist, orientiert sich dabei am Können Ihrer Tochter. Immer gut sind Spiele, bei denen das Kopfrechnen gefordert wird.
Unser kleines Kind kann 2 und 3 nicht auseinanderhalten
„Unser Sohn ist 3,5 Jahre alt und hat sehr viel Freude am Zählen gefunden. Aber unser Kleiner kann die 2 und die 3 nicht auseinanderhalten und vergisst dadurch immer wieder eine Zahl entweder die 2 oder die 3, weil sie sich beide gleich anhören. Er zählt z.b. 1,2,4,…….. Nun haben wir schon versucht, ihm auf spielerisch Art und Weise zu helfen, z.b. bei 3 laufen wir los, aber es hat noch nicht geholfen. „
Es gibt etwas, das nennt sich die Ranschburgsche Hemmung, oder auch Ähnlichkeitshemmung. Wahrscheinlich greift das bei Ihrem Sohn. Die Zwei und die Drei sind bei ihm so nah beieinander abgespeichert, dass er sie verwechselt. Um dies zu vermeiden (später auch z.B. bei rechts und links) sollte immer nur eins der beiden, also entweder die Zwei oder die Drei, eingeübt werden. Wenn sich beide Zahlen immer gegenüberstehen, so trennt er sie nicht genau in der Wahrnehmung. Also heißt das, wählen Sie eine der Zahlen aus (z.B. die 3) und üben Sie nur diese. Eine Woche oder zwei Wochen, eben bis diese richtig gut sitzt. Dann bitte eine Pause machen, vielleicht die Vier üben, und erst später auf die andere Zahl (hier die 2) kommen. Dann verwechselt Ihr Sohn sie nicht mehr. Allerdings hat IhrSohn noch viel Zeit, um das Zählen beherrschen zu können. Übungen sollten in seinem Alter immer mit plastischen Dingen verbunden werden, also nicht so abstrakt zählen, sondern Dinge zählen, Schritte, Bauklötze, Finger, Perlen, Büroklammern, Teller.
Gibt es erlaubte Fehler bei Dyskalkulie?
„Hallo Frau Reimann-Höhn, gibt es bei der Dyskalkulie, bei ADS und bei Hochbegabung so etwas wie einen „Freibrief“ für Fehler, die ein Kind in einer Klausur machen darf? Wie sieht es für die Übertritte zu weiterführenden Schulen aus? Müssen auch hier die gleichen Bedingungen für den Übertritt erfüllt werden? Für ihre Antwort bedanke ich mich bereits im Voraus.“
Außer für Legasthenie (Notenschutz, Zeitzugaben) und in wenigen Bundesländern auch für Dyskalkulie gibt es meines Erachtens keinerlei Schonraum. Das liegt dann im Ermessen des Lehrers, bzw. in seinem Wohlwollen dem Kind gegenüber. Allerdings gibt es einen Anspruch auf Nachteilsausgleich bei festgestellten Beeinträchtigungen. Bei einer Legasthenie klappt das inzwischen schon ganz hervorragend in den meisten Schulen, bei der Dyskalkulie ist es noch nicht so verbreitet. Geregelt ist der Umgang mit den Teilleistungsstörungen in den jeweiligen Erlassen der Bundesländer.
Rechnen 1.Klasse noch sehr schwer – schon Rechenschwäche?
„Meine Tochter geht in die 1. Klasse. Beim Rechnen im Zehnerraum fällt es Lia schwer, vor allem beim Subtrahieren, die richtigen Ergebnisse in der vorgegebenen Zeit zu finden. Wenn ich nach den Hausaufgaben (und einer Spielpause) mit ihr üben möchte, „macht sie völlig zu“, d.h. sie kann nicht mal die einfachsten Aufgaben. Ich denke, dass sie auch überfordert ist. Wie gut müßte sie zum jetzigen Zeitpunkt rechnen können? Wie kann ich ihr helfen, ohne sie zu überfordern ?“
Ihre Frage ist nicht so leicht zu beantworten. Es kommt immer auf das jeweilige Kind an. So wäre hier sicherlich zu klären, ob Ihre Tochter generell noch unter der Einschulung leidet, in dem Sinne, dass sie noch sehr stark mit dem Wechsel und der Anpassung an die neuen Anforderungen beschäftigt ist. Dann braucht sie nur etwas mehr Zeit und Geduld. Möglicherweise zeigt sich aber auch schon früh, dass eine Rechenschwäche vorliegt. Wie sind denn die Leistungen in den anderen Fächern? Zeigt sie diese Probleme nur in Mathematik? Kommt sie sonst gut mit? Sprechen Sie mit der Lehrerin, ob sie Ihre Tochter als besonders auffällig empfindet. Und schränken Sie das Üben am Nachmittag ein – mit den Hausaufgaben sind die Kinder in der ersten Klasse eigentlich schon vollkommen ausgelastet. Zuviel Förderung kann hier auch sehr schädlich sein und zu einer starken Abwehrhaltung führen. Lassen Sie Ihrer Tochter noch etwas Zeit. Sollten sich ihre Probleme in der 2. Klasse verschärfen, so rate ich zu einem Dyskalkulie-Test.