Eltern von Schulkindern sind ständig damit beschäftigt, ihren Alltag zu strukturieren, die Kinder zu erziehen und das Lernen in der Schule zu unterstützen. Es gibt in den meisten Familien klare Zeiten, in denen die Kinder Hausaufgaben erledigen, kleine Aufsätze schreiben oder Arbeitsblätter ausfüllen. Das gelingt in den meisten Familien ganz gut, weil Grundschüler sich leicht motivieren lassen. Bei Jugendlichen sieht das ganz anders aus, sie starren den ganzen Tag auf ihr Smartphone, sodass viele Eltern glauben, die Handysucht bekämpfen zu müssen.
Zocken, Bingen, Chatten: das Handy ist immer dabei
Anfangs haben auch die meisten Jugendlichen eine Tagesroutine, während dessen sie Aufgaben für die Schule erledigen oder anschließend zum Freizeitprogramm übergehen. Doch es ist extrem schwierig, die Motivation zum Lernen aufrechtzuerhalten, wenn man in der Pubertät ist. Jugendliche lassen sich von den Eltern nicht mehr einfach kontrollieren oder in vorgegebene Strukturen einbinden. Sie machen sich ihre eigenen Gedanken, wollen etwas erleben und aufbegehren – oder eben am Handy rumgammeln. Das kennst du doch sicher auch noch?
Selbstdisziplin ist Mangelware – Rumgammeln ist Trumpf
Jugendliche sind oft alleine zu Hause, denn sie können natürlich wunderbar auf sich selber aufpassen. Meint man zumindest, aber ihre Lieblingsbeschäftigung ist oft Zocken, Handy, Netflix und Rumgammeln. Es gehört schon viel Selbstdisziplin dazu, sich nach der Schule alleine an den Schreibtisch zu setzen und zu arbeiten, wenn die Wohnung oder das Haus leer ist und die Eltern auf der Arbeit sind. Außerdem ist der Anreiz, schnell zum Smartphone zugreifen, stärker denn je. Was selbst vielen Erwachsenen schwer fällt, ist für Jugendliche auch nicht einfach.
Immer mehr Eltern geben auf und warten einfach ab
Es zermürbt, wenn man nicht nur das eigene Arbeitsverhalten bewältigen muss, sondern sich auch noch um das Lernen und die Hausaufgaben kümmern muss. Denn eines ist klar, Dank gibt es von den Heranwachsenden dafür nicht. Stattdessen ist die Stimmung in vielen Familien extrem angespannt. Die meisten Eltern klagen darüber, dass
- die Kinder morgens nicht aus dem Bett kommen,
- ihren Heranwachsenden die Motivation fehlt, sich intensiv und diszipliniert mit den Schulaufgaben auseinanderzusetzen,
- Bildschirmmedien (Zocken, Handy, Netflix) grenzenlos konsumiert werden und
- der Umgangston und das Miteinander nicht mehr harmonisch sind.
So kannst du die Handysucht bekämpfen
Ganz sicher ist es vollkommen normal, wenn nicht alles so läuft wie früher. Kinder und Jugendliche befinden sich in einem Prozess und müssen viele regulative Fähigkeiten erst erlernen. Da hilft es in erster Linie, über das Thema Handysucht oder Smartphonenutzung immer wieder zu sprechen und die Probleme zu benennen. Lösungen müssen nicht immer sofort gefunden werden. Besonders wenn die Eltern tagsüber gar nicht zu Hause sind, sind die Möglichkeiten zur Lösung des Problems beschränkt. Und ein bisschen Zocken, Handy, Netflix als Belohnung ist ja auch vollkommen okay. Probiere es darüber hinaus doch mal damit.
1. Angebote für gemeinsame Unternehmungen
In der Freizeit sollte die Familie immer wieder versuchen, gemeinsam etwas Schönes zu unternehmen. Ob der Jugendliche mitmacht oder nicht, sollte ihm selbst überlassen bleiben. Je attraktiver das Angebot ist, desto größer die Chance, dass er sich beim nächsten Mal anschließt. Letztlich ist das ständige Handygeglotze Zuhause nämlich langweilig. Druck ist hier wenig hilfreich, viel besser sind spannende Angebote, von denen dann alle dem Zurückgebliebenen erzählen. So steigt die Lust, beim nächsten mal mitzumachen. Ein paar Ideen, um die Handysucht zu bekämpfen:
- Kletterausflug
- Freizeitpark
- Escape Game
- Großstadtbummel
- Kraulkurs
- Joggen im Wald
- Pilze suchen
- Kochkurs machen
2. Verantwortung übertragen
Oft daddeln Jugendliche stundenlang auf ihrem Handy herum, weil sie sich langweilen. Es fehlen einfach Aufgaben, die sie erfüllen können. Wichtig dabei, es müssen wertvolle Aufgaben sein, die den Jugendlichen stolz machen können. Mit dem Hund zum Tierarzt? Für Papa schnell was im Computer checken? Die nächste Reise (mit)planen? Ein veganes Gericht kochen? Und nicht das Lob hinterher vergessen.
3. Gemeinsam entscheiden
Jugendliche möchten gebraucht werden, auch wenn sie es nicht zeigen. Ganz sicher gibt es gerade jetzt jede Menge Aufgaben, die sie verantwortungsvoll übernehmen können. Bestimme aber nicht einfach, welche Aufgaben dein Kind aufgetragen bekommt. Mache eine Liste aller Arbeiten und entscheidet dann gemeinsam im Familienteam, wer was übernimmt. Nutze die Gelegenheit, dein Kind etwas selbstständiger werden zu lassen.
4. Wenige, klare Regeln
Zwei oder drei klare Regeln sollten für die ganze Familie gelten. Damit alle gut schlafen können, muss es einen Zeitpunkt geben, an dem Ruhe herrscht. Hier kann es auch sinnvoll sein, dass Smartphone um 22:00 Uhr einzuziehen und erst am nächsten Morgen wieder herauszugeben. Eine weitere Regel könnte die tägliche gemeinsame Mahlzeit sein oder eben das Erledigen der aufgetragenen Aufgaben. Kommuniziere auch klar was passiert, wenn die Regeln nicht eingehalten werden. Hier sind logische Konsequenzen sinnvoll.
Gesamtsituation nicht aus dem Blick verlieren
Ja, es ist oft schwierig im Familienbund und alle müssen zurückstecken. Noch immer sind die Auswirkungen von Corona deutlich spürbar und die nächste Welle wartet vielleicht schon. Lobe alle Mitglieder deiner Familie (auch dich selbst) regelmäßig, denn es ist keine Selbstverständlichkeit, dass eine Familie funktioniert.