Hitzefrei – gibt es das noch?

Nach mehr als einem Jahr wechselnden Unterrichtskonzepten ist die Frage nach Hitzefrei im Sommer völlig in den Hintergrund getreten. Doch jetzt, wo es langsam immer wärmer wird, ist die Frage nach Hitzefrei oder nicht durchaus berechtigt.

Vincent lacht, Marie ist sauer

Vincent ist am heißesten Tag des Sommers zu Hause geblieben, weil er hitzefrei hat. Und auch für den Rest der Woche hat er immer nach der 4. Stunde frei. Seine Schwester Marie muss hingegen weiterhin die Schule besuchen. Die beiden Geschwister finden das ungerecht, doch wie kommt es dazu? Vincent geht noch zur Grundschule, hitzefrei gehört bei ihm dazu. Seine Schwester Marie ist bereits in der Oberstufe, die älteren Schülerinnen und Schüler müssen den gesamten Unterricht in der Schule bleiben, egal wie heiß es ist.

Hitzefrei
Hitzefrei

Grundschüler haben öfter hitzfrei

In Nordrhein-Westfalen werden die Schüler*innen in Bezug auf hitzefrei unterschiedlich behandelt. In der Grundschule und in der Mittelstufe dürfen die Kinder bei extremen Temperaturen zu Hause bleiben, in der Oberstufe ist das nicht mehr erlaubt.

Eine einheitliche Regelung gibt es bundesweit nicht. In manchen Ländern werden gar keine konkreten Temperaturen genannt, bei manchen gibt es Hitzefrei schon ab 25° im Schatten, in anderen muss das Thermometer bis auf 27° im Schatten klettern.

Manchmal ist auch die Temperatur im Klassenzimmer relevant. Unterschiede gibt es auch bei der Uhrzeit, zu der Hitzefrei gewährt wird. In Hamburg dürfen Schüler frühestens um 11:30 Uhr vorzeitig nach Hause geschickt werden, in Brandenburg spätestens um 12:00 Uhr.

Ist Hitzefrei ein Auslaufmodell?

Tatsächlich gibt es heute seltener hitzefrei als früher. Trotz des Klimawandels und der steigenden Temperaturen müssen viel mehr Schüler*innen in der Schule bleiben, auch wenn es richtig heiß wird. Das liegt unter anderem an der Ganztagsschule, die auch bei vorzeitigem Unterrichtsschluss die Betreuung der Schülerinnen und Schüler sicherstellen muss.

Ein anderer Grund ist, dass an manchen Schulen das Einverständnis der Eltern vorliegen muss. Dieser Verwaltungsaufwand ist vielen Lehrerinnen und Lehrern einfach zu hoch. Da ist es einfacher, mit der Klasse den Unterricht ganz normal zu beenden.

Corona kommt noch obendrauf

Und nach Corona gibt es noch einen weiteren Aspekt: Zu viel Unterricht ist ausgefallen, das muss nun alles nachgeholt werden. Die Schüler*innen bei hohen Temperaturen nach Hause zu schicken erscheint fast lächerlich. Wer das Virus übersteht, wird doch wohl 30° im Schatten aushalten können?

Hitzefrei ist für Eltern manchmal ein Problem

Was sollen Eltern tun, die ganz kurzfristig erfahren, dass ihr Kind hitzefrei bekommt und vor der Wohnungstür steht. Rechtlich betrachtet können sie von ihrem Chef oder ihrer Chefin dafür freigestellt werden. Doch im Arbeitsalltag ist das entweder nicht immer möglich oder aber es fällt negativ auf die Arbeitnehmer*innen zurück. Manchmal können Eltern auch Urlaub oder Freizeitausgleich nehmen, wenn die Hitze dafür sorgt, dass ihr Kind nicht in der Schule betreut wird.

Hitzefrei ist nicht gut planbar

In den Bundesländern und an den Schulen, in denen es hitzefrei gibt, wird von Tag zu Tag darüber entschieden. In der Regel ist es morgens um 8:00 Uhr noch nicht warm genug, um die Kinder gleich zu Hause zu lassen. Und dann schaut die Schulleitung von Stunde zu Stunde, was das Thermometer hergibt.