Wer heute eine erste Klasse übernimmt oder das eigene Kind einschult, merkt schnell: Die Voraussetzungen sind sehr unterschiedlich.
Während einige Kinder bereits lesen können, fällt es anderen schwer, eine Schere richtig zu halten oder eine einfache Anweisung zu verstehen.
Fakt ist: Laut einer ARD-Umfrage sehen 87 % der Grundschullehrkräfte deutliche Defizite im Vergleich zu vor zehn Jahren – quer durch alle sozialen Schichten.
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Welche Defizite am häufigsten auftreten
Die Schwierigkeiten lassen sich grob in vier Bereiche einteilen:
- Motorik
- Feinmotorik: Stift- oder Scherenführung, Schleifen binden
- Grobmotorik: Balancieren, Rennen, Koordination
- Sprache
- Wortschatz
- Satzbau
- Ausdauer im Zuhören
- Sozialverhalten
- Regeln akzeptieren
- Rücksicht nehmen
- Konflikte gewaltfrei lösen
- Kognitive Fähigkeiten
- Konzentration
- Gedächtnisleistung
- Problemlösefähigkeit
Mögliche Ursachen
Die Gründe sind vielfältig und oft eine Mischung aus individuellen und gesellschaftlichen Faktoren:
- Weniger Bewegung im Alltag
- Hohe Mediennutzung ohne begleitende Gespräche
- Fehlende Gelegenheiten für selbstständiges Handeln
- Unterschiedliche Qualität und Dauer der Kita-Betreuung
- Corona-Folgen: Weniger soziale Kontakte, eingeschränkte Vorschulprogramme
- Sozioökonomische Unterschiede: Bildungshintergrund und Einkommen der Eltern
Übersicht: Defizite – Ursachen – Förderideen
Defizit | Mögliche Ursache | Förderidee für Eltern | Förderidee für Lehrkräfte |
---|---|---|---|
Schleifen binden fällt schwer | Fehlende Übung im Alltag | Jeden Tag üben, spielerisch mit bunten Schnüren | „Motorik-Ecke“ im Klassenraum einrichten |
Geringer Wortschatz | Wenig Vorlesen, wenig Gespräche | Täglich 15 Min. vorlesen, Geschichten erfinden | Bildkarten und Erzählrunden nutzen |
Kurze Aufmerksamkeitsspanne | Hoher Medienkonsum, fehlende Konzentrationsspiele | Puzzle, Memory, Brettspiele spielen | Kurze, klare Anweisungen, Aufgaben staffeln |
Kaum Konfliktfähigkeit | Wenig soziales Miteinander mit Gleichaltrigen | Spielgruppen, Teamspiele im Freien | Rollenspiele zu Konfliktsituationen durchführen |
Schwache Feinmotorik | Wenig Basteln oder handwerkliche Tätigkeiten | Bastel- und Malprojekte | Kneten, Schneiden, Perlen auffädeln |
Tipps für Eltern – Alltag als Lernchance
- Routinen schaffen: Feste Abläufe geben Sicherheit und helfen beim Erlernen von Selbstständigkeit.
- Praktische Aufgaben geben: Tisch decken, Wäsche sortieren, kleine Einkäufe tragen.
- Bewegung fördern: Täglich draußen spielen, Rad fahren, klettern.
- Medienzeiten begrenzen: Lieber gemeinsam etwas anschauen und darüber sprechen.
- Sprachförderung spielerisch: Reime, Lieder, Bilderbuchgespräche.
Tipps für Lehrkräfte – Differenzierung leicht gemacht
- Kleine Fördereinheiten im Unterricht:
Statt langer Förderstunden lieber kurze, gezielte Übungen einstreuen. - Partner- und Gruppenarbeit: Kinder lernen voneinander.
- Bewegung ins Lernen integrieren: Rechenaufgaben hüpfen, Wörter klatschen, Quizstaffeln.
- Eltern einbeziehen: Klare Kommunikation, Hausaufgabentipps, kleine „Mitmachaufgaben“ für zu Hause.
- Assistenz und Ehrenamt nutzen: Förderkräfte, FSJler oder Eltern gezielt einsetzen.
Die gesellschaftliche Dimension
Studien zeigen: In kaum einem anderen Land hängt der Bildungserfolg so stark vom Elternhaus ab wie in Deutschland.
Das bedeutet: Frühkindliche Bildung, Kita-Ausbau, kostenlose Vorschulprogramme und eine enge Elternarbeit sind entscheidend, um die Startchancen zu verbessern.
Gemeinsam stark für einen gelungenen Start
Schule beginnt nicht erst in der ersten Klasse – sie beginnt im Alltag, zu Hause, im Kindergarten.
Wenn Eltern, Lehrkräfte und Gesellschaft an einem Strang ziehen, können wir Kinder so unterstützen, dass sie nicht nur schulisch, sondern auch im Leben gut ankommen.
Mein Appell: Mach aus kleinen Momenten Lernmomente – und aus dem Schulstart ein Abenteuer voller Neugier, Bewegung und Miteinander.