Aufsätze, Referate und Recherchen mit generativen Sprachmodellen wie ChatGPT sind kinderleicht umzusetzen und sorgen auf Seiten von Lehrkräften immer wieder für Verzweiflung. Wenn sie nicht richtig genutzt wird, steckt hinter dieser erst jüngst veröffentlichten Technologie eine weitaus größere Gefahr als das Ausbleiben der Eigenleistung und des Lerneffektes aufseiten der Schülerinnen und Schüler. So ist die “Intelligenz” hinter künstlicher Intelligenz durchaus anzuzweifeln. Um dieser Herausforderung gewachsen zu sein und einen Nutzen aus der Digitalisierung zu ziehen, ist es für Schulen umso wichtiger, auf geschultes Lehrpersonal zu setzen und einen verantwortungsvollen, zukunftsweisenden Umgang zu vermitteln. Geleistet werden kann dies etwa durch entsprechende Schulungen von Digital Erleben.
Warum ChatGPT und Co. eigentlich nichts wissen
Die Bezeichnung “künstliche Intelligenz” impliziert im Prinzip, dass Modelle wie ChatGPT, Midjourney oder Dall-E verstehen, was ihnen aufgetragen wird und was sie letztlich daraus produzieren. Von einem solchen “Verständnis” kann allerdings keineswegs die Rede sein. Vielmehr besteht der zentrale Kern von künstlicher Intelligenz darin, erlernte Fähigkeiten oder erlerntes Wissen anzuwenden. Die Art und Weise, wie ChatGPT seine Sprachfähigkeit und Ausdrucksstärke gelernt hat und einsetzt, zeigt dabei recht deutlich, weshalb das Programm eigentlich nichts von alldem begreift, was es an Texten produziert.
Dafür bedarf es eines kurzen und notwendigerweise oberflächlichen Ausflugs in das maschinelle Lernen. Um Sprachmodelle wie ChatGPT zu trainieren, lange und eloquente Texte zu verfassen, bedarf es zunächst einer immens großen Menge an Daten. Diese Basis stellen für die Version 3 etwa 45 Terabyte (TB) an Internettexten. Zur Veranschaulichung: Diese Speichermenge entspricht ungefähr 90.000.000 Fotos. Anhand dieser Texte lernte ChatGPT dann nicht etwa das Wissen, das sich hinter den Inhalten verbarg. Stattdessen wurde ChatGPT darauf trainiert, besonders präzise Folgewörter vorauszusagen. Wird dem Modell eine Frage gestellt, so generiert es folglich einen Text auf Basis der Wahrscheinlichkeit, dass auf bestimmte Wortsequenzen bestimmte andere Wortsequenzen folgen. Im Großen und Ganzen produziert ChatGPT also die typischen Wahrscheinlichkeitsverteilungen an Wörtern und Sätzen aus Online Texten.
Chancen der KI richtig nutzen
Moderne Sprachmodelle wie ChatGPT zeichnen sich vor allem durch ihre herausragende Eloquenz aus. Ihre Sprachfähigkeiten sind nahezu perfekt. Zugleich sind sie allerdings, wie gerade angedeutet, weit entfernt davon, als Suchmaschine oder Datenbank zu fungieren. So sind die Informationen, die Sprachmodelle bereitstellen können, durchaus kritisch zu hinterfragen. Beispielsweise kam es in der Vergangenheit vor, dass mit KI Falschinformationen erzeugt wurden. Die gute Nachricht: Die Verantwortlichen hinter OpenAI, die Entwickler von ChatGPT und Dall-E, sind sich der Probleme durchaus bewusst und versuchen, gegen sie vorzugehen. Während generative KI immer besser wird, erfreuen sich zugleich auch Modelle zur Erkennung von Fake News und Co. stetig mehr Kompetenz.
Insbesondere für Menschen mit geringerer Medienkompetenz, wozu auch junge Schüler und Schülerinnen gehören, kann KI Gefahrenpotenzial bergen. Daher ist es besonders wichtig, sich bei der Verwendung bewusst zu sein, dass KI nicht mit menschlichem Verstand oder Bewusstsein verglichen werden kann. So wird die Grundlage für einen verantwortungsbewussten Umgang auch bei Schülerinnen und Schülern geschaffen. Dieses Verständnis schafft zugleich ein Gefühl von Sicherheit. Nicht selten postulieren Medien eine gar apokalyptische Zukunft, in der künstliche Intelligenz den Mensch übertrumpft. Dabei gilt eigentlich: KI kann nicht mehr, als ihr von Menschen beigebracht wird. Daher kann sie sich auch nicht über vorher definierte Grenzen hinaus entwickeln. Schließlich ist sie im Kern nicht mehr als Mathematik.
Mit diesem Fundament ist es möglich, die Vorzüge und Chancen künstlicher Intelligenz zu erkennen und zu nutzen – auch im Bildungsbereich. KI bzw. insbesondere Sprachmodelle verfügen über beeindruckende Fähigkeiten in den Bereichen Rechtschreibung und Grammatik. Sie können Fehler (eigens) verfasster Texte erkennen, verbessern und auch erklären. Sprachmodelle sind dazu in der Lage, ausführliches und individuelles Feedback zu geschriebenen Texten zu liefern. Auf diesem Weg tragen sie zu einer Verbesserung der Ausdrucks- und Sprachfähigkeit bei.
Des Weiteren sind künstliche Sprachmodelle ausgesprochen gut darin, Inhalte zusammenzufassen und auf den Punkt zu bringen. Da Programme wie ChatGPT auf einer immens großen Datengrundlage basieren, sind sie prinzipiell dazu in der Lage, die verschiedensten Aspekte einer Thematik wiederzugeben und zu beleuchten. Für einen ersten Überblick, einen thematischen Einstieg oder schnelle Begriffsklärungen eignen sie sich daher hervorragend. Sie können zudem Anregungen für die weiterführende, selbstständige Recherche liefern und Aufmerksamkeit auf Aspekte lenken, die andernfalls vergessen werden könnten.
Auch zeigt sich künstliche Intelligenz als geeigneter Anlaufpunkt für die Suche nach Inspirationsquellen. Sie können etwa Lehrkräften Ideen liefern, wie die Unterrichtsgestaltung aussehen könnte und damit für Abwechslung im Klassenzimmer sorgen. Ebenfalls kann KI unmittelbar ins Unterrichtsgeschehen integriert werden, um Schülern und Schülerinnen die Möglichkeiten künstlicher Intelligenz zu zeigen und den Umgang damit zu schulen.
Was die Zukunft besser machen kann
Künstliche Intelligenz, egal, ob nun Sprach- oder Bildmodelle, lösen in aktuellen Debatten vor allem Sorgen aus. Gerade im Zusammenhang mit Bildung scheinen sich ungeahnte Probleme aufzutun. Doch dieser Schein trügt. Hier die beste Lösung für einen optimalen Umgang zu finden, ist sicherlich keine einfache Angelegenheit. Eines ist in jedem Falle aber nicht der richtige Weg: Tabuisierung.
Dass künstliche Intelligenz auch in Zukunft weiter eine Rolle spielen wird, ist kaum vermeidbar. Für Lehrkräfte und Bildungseinrichtungen gilt es daher, einen Pfad zu wählen, der offen für Neues ist. Die Sensibilisierung von Schülerinnen und Schüler gegenüber dem angemessenen Umgang mit künstlicher Intelligenz ist dabei nur ein Punkt. Um mehr Modernität in den Schulalltag zu integrieren und auch die Lehrkräfte weiterzubilden, eignen sich etwa entsprechende Fortbildungen. Ziel hiervon: Zeitgemäßer Unterricht mittels digitaler Tools. Der Risiken und Angst gegenüber künstlicher Intelligenz wird mit Kompetenz effektiv entgegengetreten. Auf diese Weise können nicht nur die Probleme im Zusammenhang mit KI umgangen werden. Zugleich finden die Programme zielführend Einzug in den Schulunterricht, wobei ihre Stärken auf sinnvolle Weise für einen effektiveren Lernprozess und eine ansprechende Unterrichtsgestaltung eingesetzt werden. So wandelt sich das Problem künstlicher Intelligenz in eine zukunftsweisende Chance.