Ein oberflächlicher, automatisierter Lernstil in der Schule ist eine der Folgen der ängstlichen Vermeidung von Fehlern. Das Auswendiglernen, ohne die Inhalte zu hinterfragen, vermittelt Schülern eine scheinbare Sicherheit. Doch dieser Umgang mit Fehlern hilft einem Kind nicht weiter.
Fehler sind hilfreiche Lernerfahrungen
Mechanisches Auswendiglernen ohne wirkliche Erkenntnis, laut vielen Untersuchungen das Übel des deutschen Bildungssystems, führt aber dazu, dass Wissen nicht verankert wird sondern sich nach kurzer Zeit verflüchtigt. Das können Sie verhindern.
Durch die Analyse der Fehler, die Ihr Kind gemacht hat, also dem Umgang mit Fehlern, können Sie genau erkennen, wo seine Schwierigkeiten im Lernprozess sind. Erst jetzt, nach einer sorgfältigen Fehleranalyse, kennen Sie die Ursachen und können das Problem anpacken.
2 Beispiele zum Umgang mit Fehlern
Beispiel 1: Ihr Kind schreibt immer wieder zusammengesetzte Nomen falsch: Geburstag, Fahrad, Computerttisch…. Auf Nachfrage stellt sich heraus, dass Ihr Kind das Prinzip der zusammengesetzten Nomen nicht verstanden hat. Sobald es erkennt, dass diese Wörter getrennt und abgeleitet werden können, kann es sich die richtige Schreibweise selber Wort für Wort erschließen. Das t in Geburtstag kommt von der Geburt, das zweite r im Fahrrad von der Zusammensetzung von fahren und Rad.
Beispiel 2: Ihr Kind macht immer wieder Fehler, wenn es mit Brüchen rechnet. Besonders bei Textaufgaben kommen merkwürdige Ergebnisse heraus. Nach genauem Hinsehen wird klar, dass Ihr Kind die Begriffe Nenner und Zähler nicht sicher beherrscht, oft vertauscht und daher quasi wahllos benutzt. Damit dies künftig nicht mehr passiert, finden Sie gemeinsam mit Ihrem Kind eine wirksame Eselsbrücke. Vielleicht: Der Zauberer steht auf dem Nudelholz (der Zähler Z steht oben, der Nenner N steht untern).
Aber Achtung: Ihr Kind muss die Eselsbrücke gut finden, nicht Sie!
Mein Tipp: Loben Sie Ihr Kind für gefundene Fehler, aber geben Sie ihm keine fertigen Lösungen vor. Nur wenn Ihr Kind selber geistig aktiv wird, um das Problem zu durchdenken, wird es sich auch nachhaltig an die Lösung erinnern.
Lassen Sie Ihr Kind zum Detektiv werden!
Das Lernklima zu Hause muss Fehler erlauben, und darf keine Abwehr davor erzeugen. Spielen Sie daher öfter mal Ratespiele, in denen die Spieler nur durch Versuch und Irrtum weiterkommen. Hier sind Fehler unabdingbar, ja notwendig, der Umgang mit Fehlern wird geübt. Lassen Sie Berufe erraten. Jeder Mitspieler darf solange fragen, bis er ein Nein erhält. Dann ist der nächste an der Reihe. Oder
- Geben Sie Ihrem Kind Aufgaben, die nicht eindeutig lösbar sind oder mehrere Lösungen haben.
- Regen Sie Diskussion verschiedener Lösungswege an, um den Umgang mit Fehlern zu verbessern.
- Entwickeln Sie gemeinsam neue Ideen, zum Beispiel welche verschiedenen Möglichkeiten es gibt, um Kinderzimmer aufzuräumen.
- Motivieren Sie Ihr Kind zu Eigenproduktionen, zum Beispiel einer ausgefallenen Weihnachtsbaumdekoration, dem ersten eigenen Kuchen oder einer selbst gestalteten Einladung.
- Machen Sie mit Ihrem Kind öfter mal Experimente, viele Fernsehsendungen und Bücher geben jede Menge Anregungen dafür.