In diesem Jahr ist Sitzenbleiben keine Option, außer man entscheidet sich freiwillig dafür. Die Ansage der verschiedenen Bundesländer wirkt sich auf die Lernmotivation der Schüler aus.
Keine Angst vorm Sitzenbleiben
Bisher war die Wiederholung einer Klasse ein Schreckgespenst am Firmament, welches Schülerinnen und Schüler unbedingt vermeiden wollten. Sitzenbleiben, die Klasse verlassen und der Schande ausgesetzt sein führte oft dazu, dass Kinder und Jugendliche sich gerade zu Ende des Schuljahres doch noch einmal kräftig ins Zeug gelegt. In diesem Jahr ist das anders.
Rechtsgrundlage ist schwierig
Fast alle Bundesländer haben entschieden, dass niemand das aktuelle Schuljahr gezwungenermaßen wiederholen muss. Vermutlich wäre es rechtlich auch kaum durchzusetzen, denn der massive Unterrichtsausfall hat nicht genügend verlässliche Noten generiert. Die Schüler hatten nicht die Gelegenheit sich zu verbessern, wie es im zweiten Halbjahr eigentlich vorgesehen ist. Trotzdem kann die Klassenwiederholung sinnvoll sein, denn wer schon im ersten Halbjahr an seiner Leistungsgrenze war, weist nun vermutlich noch viel mehr Wissenslücken auf.
Sitzenbleiben ohne Noten
Auch wenn jetzt einige Schülerinnen und Schüler wieder zeitweilig den Unterricht besuchen, ist die Benotung für die Lehrer schwierig. Alleine die umfangreichen Hygienemaßnahmen werden dazu führen, dass Unterricht nur beschränkt möglich ist. Immer dabei die Angst, sich anzustecken und Corona möglicherweise in die eigene Familie zu schleppen. Das blockiert und führt nicht zu einer Normalität. Diese Situation wird sich auch nach den Sommerferien nicht ändern, denn das aggressive und ansteckende Virus verschwindet nicht einfach.
Freiwillig Wiederholen ist möglich
Trotzdem müssen Lehrerinnen und Lehrer und das ganze Schulsystem einen Weg finden, schwache Schülerinnen und Schüler zu stützen und den Leistungsstand in einer Klasse möglichst auf einem Niveau zu halten. Viele Pädagogen werden deshalb auf die freiwillige Klassenwiederholung setzen sowohl mit den Eltern als auch mit den betroffenen Kindern und Jugendlichen darüber sprechen. Die klassischen Regeln gegen das Sitzenbleiben sind im Moment jedoch außer Kraft. Es gibt zu wenig Noten, zu wenig Klassenarbeiten und zu wenig bewertete Leistungen. Für die Schülerinnen und Schülern, die auch sonst schwer motivierbar sind, ist das eine große gefahr, ihre Aufschieberitis auszubauen.
Das nächste Zeugnis könnte schlecht aussehen
Trotz Corona und der Möglichkeit, auf jeden Fall versetzt zu werden, gibt es noch das individuelle Gefühl über die eigenen Leistungen. Schülerinnen und Schüler können oft ganz gut einschätzen, ob sie das Klassenniveau erreichen oder weit dahinter zurückfallen.
- Hat Ihr Kind ein mulmiges Gefühl, wenn es an sein nächstes Zeugnis denkt?
- Sind einige der letzten Klassenarbeiten gründlich daneben gegangen?
- Hat Ihr Kind im Homeschooling einiges nicht erledigen können, weil ihm die Unterstützung gefehlt hat?
- Was vielleicht technisch nicht entsprechend ausgerüstet, konnte keine Arbeitsblätter ausdrücken oder hatte Probleme mit dem WLAN?
- Ahnt es, dass bei regulärem Unterricht die Versetzung gefährdet gewesen wäre?
Dann ist es sinnvoll, ein ehrliches Gespräch mit den Lehrkräften zu führen.
Auch in diesem Schuljahr können Leistungen noch verbessert werden
Bevor Ihr Kind sich so richtig ins Zeug legt, sollte es herausbekommen, wo die wirklich schlechten Noten drohen. Natürlich sind dabei erst mal die Hauptfächer Deutsch, Mathematik und die Fremdsprachen ganz wichtig.
Kontaktieren Sie den Lehrer, entweder telefonisch oder persönlich und fragen Sie konkret nach, wie die aktuelle Notlage aussieht. Ist eine fünf oder sechs dabei, sollte in diesen Fächern unbedingt intensiv gelernt werden. Möglicherweise sogar über die Sommerferien. Der Ausgleich durch andere Fächer ist in diesem Jahr schwierig, aber spezielle Zusatzaufgaben, ausgearbeitete Projekte oder Aufsätze können dabei helfen, Lernlücken aufzufüllen.
Die üblichen Möglichkeiten stehen momentan nur eingeschränkt zur Verfügung
Normalerweise gibt es klare Ansagen, wie Noten in letzter Minute noch verbessert werden können. Vieles davon klappt im Moment nicht. Besonders die mündliche Mitarbeit, die immer einen großen Teil der Note ausmacht, kann zur Zeit nicht bewertet werden. Trotzdem gibt es Möglichkeiten, auch zu dieser Corona Zeit beim Lehrer einen guten Eindruck zu hinterlassen.
So kann Ihr Kind trotzdem Pluspunkte sammeln
- Auf jeden Fall sollte es regelmäßig mit seinem Lehrer oder seiner Lehrerin Kontakt aufnehmen. Mindestens einmal pro Woche sollte ein Telefonat, ein Videochat oder zumindest ein E-Mail Kontakt stattfinden.
- Auch der Postweg kann momentan eine Möglichkeit sein, Arbeitsprodukte im Lehrer oder der Lehrerin zukommen zu lassen. Vielleicht muss ihr Kind eine Lesekiste gestalten, ein Plakat erstellen oder einen Versuch aufbauen. Diese Produkte können entweder als Paket mit der Post verschickt oder persönlich in der Schule vorbei gebracht werden.
- Eine PowerPoint Präsentation (Prezi geht auch), ein Aufsatz oder ein Matheprojekt können auch am Computer erstellt und an den Lehrer weitergeleitet werden.
- Auch in der Zeit des Homeschooling gibt es jede Menge Hausaufgaben. Wenn ihr Kind sie regelmäßig erledigt und dem Lehrer oder der Lehrerin Rück meldet, dass Pluspunkte.
Schülerinnen und Schüler sollten guten Willen zeigen
Natürlich ist die Motivation zur Zeit ganz weit unten, denn die normalen Rückmeldungen aus der Schule fallen anders als gewohnt aus. Außerdem wissen die Schülerinnen und Schüler, dass sie nicht sitzen bleiben können. Auch das ist ein Motivationskiller.
Vermutlich fällt es vielen Eltern enorm schwer, ihre Kinder davon zu überzeugen, weiterhin selbstbestimmt für die Schule zuarbeiten. Andere Dinge sind in den Vordergrund getreten, die Noten nicht mehr das Hauptthema.
So halten Sie die Motivation Ihres Kindes aufrecht
Sprechen Sie viel mit Ihrem Kind über die aktuelle Situation, denn sie ist außergewöhnlich. Denken Sie den Blick dabei auf die Zukunft, geben Sie ihm eine Perspektive. Es ist absehbar, dass ein Impfstoff und Medikamente das Virus in Schach halten werden. Dann wird das ganz normale Leben weitergehen und dann werden auch Schulabschlüsse und Noten wieder wichtig sein. Seien Sie aber nicht zu hart, sondern gestehen Sie Ihrem Kind auch zu, dass es ab und zu die Motivation verliert. Waren sie dann Mikropausen und kleine Ausflüge, die den Blick auf etwas Positives lenken.
Im schlimmsten Fall ist das Schuljahr verloren
Aber so schlimm ist es gar nicht, denn es betrifft Weltweit alle Schülerinnen und Schüler. Momentan sitzen alle in einem Boot, keiner wird abgehängt. Allerdings sollten wir sehr darauf achten, die Schwachen und technisch nicht so gut ausgestatteten Kinder so schnell wie möglich mitzuziehen. Hier ist eine große gesellschaftliche Aufgabe zu meistern, die durch die Coronakrise nicht kleiner geworden ist. Dabei kann auch ihr Kind helfen, in dem es andere Mitschüler motiviert unterstützt und bezieht.