René Borbonus: Besserwisser oder besseres Wissen?

Kommunikationstrainer René Borbonus steigt ins Erziehungsgeschäft ein

Ohne Frage ist René Borbonus ein begnadeter Rhetoriker und erfolgreicher Kommunikationstrainer. Eigentlich hat er es doch gar nicht nötig, seine Komfortzone zu verlassen und sich in das Minenfeld der Pädagogik zu begeben. Noch ein Nebenberufsvater, der gestressten und überforderten Müttern das Erziehen beibringen will? Na ja, auch René Borbonus hat Kinder und wurde von der Pandemie und ihren Folgen überrollt. Plötzlich war auch er vermutlich mit Homeschooling und „Kinderbespaßung“ konfrontiert – was sicherlich das Konfliktpotenzial in seiner Familie erhöhte – und Zeit für Neues schuf.

Ist René Borbonus nur einer mehr?

Männliche Erziehungs-Besserwisser mit gibt es bereits wie Sand am Meer. Jesper Juul, Manfred Spitzer, Jan-Uwe Rogge und viele andere. Aber die sind alle schon etwas älter und vielleicht treffen sie mit ihren Formulierungen und Beispielen nicht mehr so ganz den Puls der Zeit. René Borbonus kann das, seine zwei Kinder sind noch nicht ausgezogen und bieten somit ein Füllhorn an lebensnahen Beispielen. Aber was verspricht dieser gefühlt hundertste Erziehungsratgeber den maximal gestressten Eltern, den erschöpften Müttern und Vätern, die irgendwie vom Virus an den Rand gedrängt wurden und täglich nach Luft schnappen?

René Borbonus kennt den Erziehungsalltag

Neben Verständnis und Mitgefühl nicht viel Neues, aber auch nichts Falsches. Begegne deinem Kind mit Empathie und Respekt, höre ihm geduldig zu, setze ihm klare Grenzen, sei konsequent und wähle eine klare, verständliche Sprache. Und – lass die Gefühle nicht außer Acht, weder deine noch die deines Kinders. Stelle ehrliche Fragen, akzeptiere starke Gefühle wie Wut und Trauer, gestehe dir Fehler ein, verzeihe sie und probiere es erneut. Und vergiss den Humor nicht, eine oft verkannte und überaus wirksame Erziehungsstrategie.

Ja, es gibt Licht am Ende des Tunnels. Passe deine Erziehungsziele an das Alter des Kindes an, gib ihnen mehr Freiheiten und löse die enge Bindung zwischen Eltern und Kindern langsam etwas auf. Bekannte pädagogische Weisheiten eben, gepaart mit allerlei Beispielen aus dem Erziehungsalltag. Das kann man immer wieder hören. Und wenn damit jetzt eine neue Generation von René Borbonus angesprochen wird, reicht das schon als Daseinsgrund für das Buch aus.

René Borbonus erzieht jetzt mit
René Borbonus erzieht jetzt mit

Kommunikation hilft beim Erziehen

Was Borbonus kann, ist die Transformation seiner rhetorischen Kompetenz auf die Eltern-Kind-Ebene herunter zu brechen. Es ist eben nicht egal, wie man etwas sagt, wie man kommuniziert. Viele Erwachsene haben das über viele Jahre gelernt, Kinder üben noch. Konflikte, Scheitern, Kommunikationslücken oder Gefühlsexplosionen gehören dazu, sind normal, und können bewältigt werden. Das Buch tröstet über eigene Fehlbarkeiten hinweg, es macht Mut und ist darüber hinaus noch unterhaltsam.

Ein Buch zum Blättern

Borbonus erklärt, deckt Muster auf und verrät gleichzeitig etliche Strategien, um schwierige Situationen nach und nach zu verstehen und damit konstruktiv umzugehen. „Ich zähle jetzt bis drei“ ist ein vollgepackter Ratgeber, in dem man auch einfach blättern kann, um jedes Mal an einer interessanten Stelle hängenzubleiben und sich ein bisschen leichter durch den Dschungel der Erziehungsmöglichkeiten zu kämpfen. Wer noch auf der Suche nach erhellender Pädagogik-Lektüre ist, während der Nachwuchs bereits seelig schläft und Kraft für den nächsten Tag schöpft, ist mit René Borbonus gut beraten.

Diplom Pädagogin Uta Reimann-Höhn, Lerntherapeutin, Creator, www.lernfoerderung.de Februar 2022