In vielen Familien kommt mal der Zeitpunkt, wo die Schule Sorgen macht, vielleicht eine Lerntherapie notwendig wird. Die Noten werden schlechter, das Kind verliert die Motivation und ein schwieriger Teufelskreis aus negativer Erwartungshaltung und negativen Leistungen kommt in Gang.
Gar nicht so leicht, hier einen Ausweg zu finden. Doch genau dafür sind Lerntherapeuten da. Bei einem (meist kostenlosen) Beratungsgespräch wird genau hingeschaut. Hier ist Zeit, mit oder ohne Kind, ausführlich über die Situation zu sprechen.
Was passiert nach der Beratung?
Im Anschluss an diese erste Bestandsaufnahme wird gemeinsam entschieden, wie es mit einer Lerntherapie weitergehen kann. Denkbar ist ein Testverfahren, um sicher festzustellen, ob eine Teilleistungsstörung wie Legasthenie oder Dyskalkulie vorliegt. Denkbar ist auch, dass nur leichte Probleme zu einer Förderung zu Hause oder einer kurzen Nachhilfe führen.
Natürlich kann sich auch herausstellen, dass ein Kind eine Lerntherapie benötigt. Diese können Eltern dann ganz einfach privat bezahlen und damit direkt starten. Oder die Familie versucht, über das örtliche Jugendamt eine Kostenerstattung für eine Lerntherapie zu bekommen. Das ist aufwendig, aber in vielen Fällen auch erfolgreich.
Wer bezahlt das eigentlich?
Für eine Kostenübernahme benötigt das Kind
- eine gesicherte Diagnose über Legasthenie oder Dyskalkulie
- ein ärztliches Gutachten über das Vorliegen oder Drohen einer seelischen Behinderung
- eine schulische Beurteilung mit Auflistung der bisherigen Fördermaßnahmen
- das letzte Zeugnis
Mit diesen Unterlagen kann dann beim zuständigen Jugendamt ein formloser Antrag auf Übernahme der Kosten für eine Lerntherapie nach KJHG § 35a gestellt werden.
Dann muss abgewartet werden…
Es läuft nicht immer glatt
Die Kostenübernahme für eine Lerntherapie kann sehr mühsam sein, je nach Bundesland und zuständigem Jugendamt. Auf unserer Facebook-Seite haben sich einige Betroffene dazu ehrlich geäußert.
– Es ist sehr sehr schwierig. Um nicht zu sagen katastrophal. Traurig, denn es geht um Kinder.
– Ich kämpfe seid Jahren um Hilfe für meinen Sohn zu erhalten, es währe vieles leichter wenn man dies als Krankheit anerkennen würde.
– Ich muss die Lerntherapie meines Juniors leider auch selbst finanzieren traurig alles in dem Staat, denn Kinder sind die Zukunft
– Ich hab es nach einem halben Jahr endlich geschafft! Wir haben es über das Jugendamt genehmigt bekommen! Aber es war ein harter Weg mit vielen Steinen!!!
Lerntherapeuten sind Fachleute fürs Lernen
Lerntherapie wird von ausgebildeten Fachleuten aus den Bereichen Pädagogik und Psychologie angeboten, in der Regel auf der Basis einer Zusatzausbildung zu einem abgeschlossenen Studium. Sie bezieht die psychosoziale Komponente immer in die Förderung mit ein, arbeitet mit Eltern und Lehrkräften zusammen und hat die Stabilisierung des Kindes und seiner Leistungen zum Ziel. Grundlage für die Arbeit in einer Lerntherapie sind verschiedene Diagnosen, die entweder selber vom Lerntherapeuten oder von anderen Stellen durchgeführt wurden. Die Legasthenie- und Dyskalkulietherapie sind Schwerpunkte der Lerntherapeutinnen und Lerntherapeuten.
Kinder und Jugend Hilfegesetz (KJHG): Die Kosten für eine Lerntherapie können unter bestimmten Umständen vom örtlichen Jugendamt übernommen werden. Die Kostenübernahme ist unabhängig vom Einkommen.Nachhilfe oder Lerntherapie?
Dieses Verhalten spricht für Nachhilfe | Dieses Verhalten spricht für Lerntherapie |
Ihr Kind zeigt „nur“ kleine Lernlücken beim aktuellen Schulstoff der letzten Monate. | Ihrem Kind fehlt Grundlagenwissen beim Rechnen, Schreiben oder Lesen. |
Die Schwierigkeiten Ihres Kindes bestehen kürzer als ein halbes Jahr. | Die Schwierigkeiten bestehen bereits länger als ein halbes Jahr. |
Die Schwierigkeiten treten nur in einem Schulfach auf. | Die Schwierigkeiten nehmen zu und weiten sich auf andere Fächer aus. |
Ihr Kind zeigt kein auffälliges Verhalten wie Aggressivität, sozialen Rückzug oder anhaltende Traurigkeit. | Ihr Kind wirkt verändert, es zieht sich zurück. |
Ihr Kind lernt gerne und ist motivierbar. | Ihr Kind zeigt eine wachsende Abneigung gegen das Lernen. |
Ihr Kind geht gerne in die Schule. | Es geht nicht mehr gerne in die Schule. |