Wer sich selber gut motivieren kann, erreicht seine Ziele schneller als andere. Das gilt nicht nur für Erwachsene, sondern natürlich auch für Kinder. Die Motivation oder Selbstmotivation ist eine ganz wichtige Fähigkeit, um erfolgreich zu sein und seine Vorstellungen, Ideen und Ziele aktiv anzugehen. Sowohl in der Schule als auch in der Freizeit oder im Umgang mit anderen Menschen.
Der Planungshorizont ist begrenzt
Doch wie gelingt es, gerade Kindern die Selbstmotivation zu vermitteln? Abstrakte Ziele, die weit in der Zukunft liegen, sind dazu nicht geeignet. Welches Kind stürzt sich schon voller Eifer und Motivation in das Erlernen schulischer Inhalte, nur um in 20 Jahren möglicherweise dadurch einen bestimmten Beruf ergreifen zu können? Kinder ticken anders als Erwachsene, ihr Planungshorizont ist wesentlich kürzer. Daran orientiert sich auch die gewählte Motivationsstrategie.
Um seine Selbstmotivation zu aktivieren, also generell die Motivation zu steigern, brauchen Kinder selbstgesteckte, realistische, aber auch ehrgeizige und echte Ziele. Diese können Eltern oder Lehrkräfte gemeinsam mit den Schülerinnen und Schülern entdecken. Je jünger die Kinder sind, desto schneller müssen die Ziele zu erreichbar sein. Mit zunehmenden Alter steigt dann auch die Motivationskraft und erstreckt sich auf sogenannte Fernziele.
Beispiel: besser lesen lernen
Um besser lesen lernen zu können, muss ein Kind regelmäßig üben. Leider ist der Erfolg nicht gleich am nächsten Tag erkennbar, sodass die Motivation ein wichtiger Faktor ist, um das Training durchzuhalten. Je näher und erreichbarer die Ziele sind, desto positiver wirken sie sich auf die Selbstmotivation aus. Natürlich orientieren sich die Ziele immer an den Fähigkeiten und dem aktuellen Leistungsstand des Kindes. Folgende Nahziele sind für einen 1. oder 2. Klässler denkbar:
- dem jüngeren Geschwisterkind aus einem Kinderbuch etwas vorlesen können
- ein einfaches Comic selber lesen können
- Mamas Tagebuch lesen können
- Opas Geburtstagskarte lesen können
Nach und nach dürfen die Ziele angepasst werden
Wird ein Ziel erreicht, darf das Kind ruhig ausgiebig gelobt und angespornt werden. Materielle Belohnungen sind dabei nicht nötig, viel wirksamer ist die echte Anerkennung der Bezugspersonen, meistens der Eltern. Oft versuchen Kinder schon nach dem ersten Erfolgserlebnis sich ein höheres Ziel zu setzen. Dann greift die Selbstmotivation.
Negatives Denken verhindert die Selbstmotivation
Manchen Kindern gelingt es nicht, Herausforderungen positiv und optimistisch anzupacken. Sie behindern sich selber durch eine negative Erwartungshaltung. Oft wissen Eltern nicht, welche Gedanken ihr Kind beim Lernen negativ beeinflussen und seine Motivation schwächen. Doch genau dieses Wissen ist wichtig, um die Lernhaltung und damit auch die Motivation zu verbessern.
Killersätze für die Motivation
- Dafür bin ich zu blöd.
- Das schaffe ich nicht.
- Das ist viel zu schwer für mich.
- Solange halte ich nicht durch.
- Bestimmt mache ich viele Fehler.
Sprechen Sie über die Motivation
Wenn Sie feststellen, dass Ihr Kind solche Sätze innerlich oder auch laut ausspricht, müssen Sie gegensteuern. Fragen Sie Ihr Kind, warum es sich überhaupt mit solchen Gedanken belastet. Oft hilft es Schülerinnen und Schülern schon, wenn sie ihre Sorgen mitteilen können. Üben Sie dann in einem nächsten Schritt gemeinsam, für die negativen Glaubenssätze positive Entsprechungen zu finden, um die Eigenmotivation zu verbessern. Das kann so aussehen.
Negativer Glaubenssatz | Positive Entsprechungen |
Dafür bin ich zu blöd. | Ich gebe nicht auf, auch wenn die Aufgabe schwer ist. |
Das schaffe ich nicht. | Vielleicht schaffe ich nicht alles, aber ein Großteil der Aufgabe kann ich schon bewältigen. |
Das ist zu schwer für mich. | Ich nehme mir viel Zeit zum Lernen und verstehen nach und nach immer mehr. |
Solange halte ich nicht durch. | Wenn ich müde bin, mache ich eine kleine Pause. Danach kann ich wieder weiter lernen. |
Bestimmt mache ich viele Fehler. | Jeder Fehler, den ich mache, hilft mir. Er zeigt mir, was ich besser machen kann, und dann tue ich das. |
Eltern haben einen starken Einfluss auf die Selbstmotivation ihres Kindes
Jedes Schulkind macht Fehler, erlebt Misserfolge und bekommt schlechte Noten. Das ist kein Grund, den Glauben an das eigene Kind zu verlieren. Frustrierende Erlebnisse gehören zum Schulalltag einfach dazu. Eine starke Motivation ist der Glaube der Eltern an ihr Kind. Doch das funktioniert nur, wenn es auch formuliert wird: „Ich denke, dass du dich sehr angestrengt hast. Das finde ich toll und beim nächsten Mal wird es bestimmt ein bisschen besser klappen. Kein Grund zum Aufgeben!“
Schritt für Schritt motivieren
Viele Ziele können kleinschrittig unterteilt werden, um sie leichter zu erreichen. Auch Vorbilder, Helfer und Belohnungsfantasien können helfen. Mit einem solchen Plan kann jedes Ziel in erreichbare Etappen unterteilt werden. Das gilt auch für schulische Inhalte.
7 Tipps zum Aufbau der Selbstmotivation
- Ermuntern Sie Ihr Kind schon früh zur Selbstständigkeit und nehmen Sie ihm nicht zuviel ab.
- Regen Sie Ihr Kind an, sich mit seiner Umwelt auseinander zu setzen. Wecken Sie seine Neugier und sorgen Sie für ein umfassendes Freizeitangebot.
- Lassen Sie Ihr Kind wissen, welche Erwartungen Sie an es stellen. Dabei dürfen aber die Ansprüche die Möglichkeiten Ihres Kindes nicht übersteigen.
- Ihr Kind braucht ehrliche Rückmeldungen, das kann durchaus auch mal Kritik sein. Verletzen Sie jedoch nicht sein Ehrgefühl und geben Sie ihm eine Chance, es besser zu machen.
- Loben Sie Ihr Kind differenziert und ehrlich für die Dinge, die es gut gemacht hat.
- Vermeiden Sie es, Ihr Kind zu sehr zu verwöhnen. Erst wenn es sich selber etwas erarbeiten muss, kann es seinen Wert schätzen.
- Überprüfen Sie bei Leistungsproblemen genau, wo die Ursache sein könnte. Nach der Diagnose können Sie sich gemeinsam an die Verbesserung wagen.
So überlisten Sie Motivationskiller
Wenn Ihr Kind wenig Selbstbewusstsein hat und auch die Selbstmotivation nur schwach ausgeprägt ist, sind ganz bestimmte Motivationskiller am Werk. Um die schlechte Stimmung zu überwinden und neuen Wind in den Alltag Ihres Kindes zu bringen, helfen oft schon Kleinigkeiten. Erstellen Sie zunächst eine Liste der Dinge, bei denen Ihr Kind genervt die Augen verdreht.
- Zähneputzen
- Ranzen aufräumen
- Hausaufgaben machen
- Tisch decken
Versuchen Sie nun, von diesen täglichen Aufgaben so viel wie möglich umzustellen und zu verändern. Routine führt oft zu Langeweile und Lustlosigkeit, das wirkt sich negativ auf die Selbstmotivation aus.
Routineaufgaben | kreative Veränderungsmöglichkeiten |
Zähneputzen | Kleben Sie jeden Tag einen neuen Witz an den Spiegel, vor dem sich Ihr Kind die Zähne putzt. |
Ranzen aufräumen | Den Ranzen immer zu einem Hörbuch gemeinsam einräumen. |
Hausaufgaben machen | Die Uhrzeit wechseln, den Ort wechseln oder einen frischen Obstteller auf den Schreibtisch stellen. |
Tisch decken | Erlauben Sie Ihrem Kind, den Tisch kreativ zu decken und mit Dingen aus seinem Kinderzimmer zu dekorieren. |
Vorbilder können auch helfen
Ganz bestimmt hat Ihr Kind auch eine Heldin oder einen Helden aus einer Fernsehserie, einem Roman oder aus dem Internet. Diese verfügen meistens über eine gute Selbstmotivation, weil sie Aufgaben und Probleme lösen oder Abenteuer bestehen. Sehen Sie sich gemeinsam mit Ihrem Kind das Verhalten dieser Vorbilder an und überlegen Sie, warum diese Figuren so erfolgreich sind. Vielleicht kann Ihr Kind von diesem Verhalten etwas für seine eigene Selbstmotivation kopieren.