Heute habe ich meinen Augen nicht getraut, ein Wunder ist geschehen. An meiner Schule gibt es bald WLAN für alle Lehrerinnen und Lehrer, ist das zu glauben? Noch vor der allgemein Impfung können wir dann den Wechselunterricht viel besser durchführen. Okay, natürlich wollen wir nichts überstürzen. Der Datenschutz muss natürlich gewährleistet sein. Deshalb haben jetzt alle per E-Mail eine Nachricht bekommen, ein bestimmtes Formular innerhalb der nächsten 24 Stunden an die Schule zurückzuschicken.
Wo ist meine Mac-Adresse?
Auf diesem Formular muss ich meine Mac-Adresse eintragen. Als Autorin und Lerntherapeutin, die auch Unterrichtsmaterialien entwickelt und mit Verlagen hauptsächlich online zu tun hat, bin ich mit der Arbeit am Computer seit vielen Jahren sehr gut vertraut. Immerhin entwickle ich auch Internetseiten, kenne mich mit Content Management Systemen aus und kann sogar ein wenig HTML programmieren. Aber was meine Mac-Adresse ist, weiß ich nicht.
Es geht gar nicht um Äpfel im WLAN
Klar, zuerst dachte ich, dieses Schreiben richtet sich nur an Apple User. Doch das kann ja wohl nicht sein! Müssen sich jetzt alle Lehrerinnen und Lehrer ein iPad zulegen, nur in der Schule WLAN nutzen zu dürfen? Ich habe also mal schnell im Internet recherchiert und festgestellt, wo diese Mac-Adresse zu finden ist. Und natürlich habe ich sie auch gefunden und auf dem Formular eingetragen, das ich nun nur noch ausdrucken, unterschreiben, einscannen und an die Schule zurückschicken muss. Ein Kinderspiel. Wo war denn nur der Scanner…..
Homeschooling wird einfacher
Aber ich will mich nicht beschweren, immerhin werden wir dann demnächst vielleicht sogar in der Schule WLAN nutzen dürfen! Ich muss also meine Schülerinnen und Schüler im Homeschooling nicht unbedingt von zu Hause aus betreuen, sondern kann das vielleicht sogar direkt in der Schule machen. Vielleicht kann ich sie sogar online am Unterricht teilhaben lassen? Aber das sind sicherlich noch Zukunftsvisionen – und brauchen wir dann auch deren Mac-Adressen?
Ich frage mich, wieso ich am Flughafen, bei McDonald‘s, in vielen Restaurants und sogar im Edeka das WLAN kostenfrei benutzen kann, ohne dort meine Mac-Adresse abgegeben zu haben? Vielleicht frage ich zu diesem Thema mal den Internetbeauftragten der Schule, falls es so jemanden gibt. Irgendwer muss er diese E-Mails verschickt haben und diese Mac Adressen in irgendein System einpflegen. Was passiert denn eigentlich, wenn ich mein Smartphone oder Tablett auswechsle? Kann ich dann das WLAN nicht mehr benutzen?
Da tun sich doch eine ganze Reihe von Fragen auf:
- Bekomme ich ein WLAN Passwort, das nur zusammen mit meiner Mac Adresse funktioniert?
- Haben wir alle das gleiche Passwort?
- Was passiert, wenn ich das Passwort verliere?
- Hat die Schule dann eigentlich eine eigene Cloud?
- Darf ich E-Mails an meine Schülerinnen und Schüler oder an deren Eltern jetzt nur noch über die Schule versenden?
- Und natürlich weiß ich auch nicht, ob ich jetzt weiter WhatsApp benutzen darf? Schließlich haben wir im letzten Jahr die gesamte Kommunikation darüber abgewickelt. In der Schule gab es ja kein WLAN.
Wo verstecke ich bloß das Passwort?
In meiner Schule gibt es jetzt also rund 100 Lehrer*innen mit vermutlich jeweils 2 bis 3 Geräten, die angemeldet werden müssen (mit der Mac-Adresse). Diese Formulare gehen im nächsten Schritt an den Kreis und werden dort verarbeitet. Dann erhalte ich mein Passwort, das ich auf keinen Fall an Dritte weitergeben darf – damit sind vermutlich Schüler*innen gemeint. Ob das funktioniert?
Aber ich will wirklich nicht schwarz malen. Es scheint sich etwas zu bewegen in der digitalen Schulwelt, auch wenn es schon wieder recht antiquiert wirkt. Während ich das unterschriebene Formular einscanne und an die Schule absende, trudeln von meinen Schülerinnen und Schülern regelmäßig Nachrichten bei WhatsApp ein. Sie haben Fragen zu den Hausaufgaben, zu der Klasseneinteilung des Wechselunterrichts, zur Quarantäne, generell zum Virus, zur Ferienregelung oder schlichtweg zum Unterrichtsbeginn.
Sicher werden einige dieser Fragen bald zentral durch die Schule beantwortet, sodass ich mich wieder meiner Unterrichtsvorbereitung widmen kann. Das mache ich aber vielleicht doch lieber Zuhause in meinem eigenen WLAN. Da fühle ich mich irgendwie wohler….