Lernschwächen sind spezifische Schwierigkeiten beim Erlernen von grundlegenden Fähigkeiten wie Lesen, Schreiben oder Rechnen. Sie sind neurologisch bedingt und treten unabhängig von der Intelligenz des Kindes auf. Diese Schwächen erfordern oft spezielle Unterstützung und individuelle Lernstrategien, um den betroffenen Kindern zu helfen, ihre schulischen Fähigkeiten zu verbessern.
Der Kampf mit dem Vergessen bei Lernschwächen
Kinder mit Lernschwächen haben oft große Mühe, Gelerntes im Bereich Lesen, Schreiben oder Rechnen zu behalten. Ein häufiges Problem, das viele Eltern beobachten, ist, dass ihre Kinder nach einer Pause, wie den Sommerferien, das mühsam Erlernte nahezu komplett vergessen haben. Dies kann zu großem Frust bei beiden führen, da es schwierig ist, das Kind erneut zum Lernen zu motivieren.
Ein Beispiel: Stell dir einen Viertklässler namens Max vor, der große Schwierigkeiten im Bereich Lesen hat. Trotz intensiver Übung und Unterstützung durch Lehrer und Eltern kann er Texte nicht flüssig lesen und verliert oft den Faden. Nach den Sommerferien stellt sich heraus, dass Max viele der erlernten Buchstabenverbindungen und bereits bekannte Wörter fast komplett vergessen hat, was zu Frustration bei ihm und seinen Eltern führt und den erneuten Lernstart erschwert.
Wie Lernen im Gehirn funktioniert
Lernen ist ein Prozess, bei dem unser Gehirn verschiedene Stadien durchläuft. Anfangs bilden sich schwache Verbindungen zwischen Nervenzellen. Durch Wiederholung werden diese Verbindungen immer stärker – besonders dann, wenn die Wiederholungen in kurzen Abständen erfolgen. Nach mehreren Lerndurchgängen entstehen starke, stabile Verknüpfungen, zum Beispiel zwischen einem Buchstaben und dem dazugehörigen Laut. Sind diese Verknüpfungen stabil genug, werden sie kaum mehr vergessen.
Würdest du 20 Jahre auf einer einsamen Insel ohne Bücher oder Zeitungen verbringen, könntest du bei deiner Rückkehr immer noch fließend lesen. Das liegt daran, dass die Verbindungen zwischen Buchstaben und Lauten durch ständige Übung so stark geworden sind, dass sie gegen das Vergessen resistent sind. Auch Radfahren verlernt man nicht, wenn man es einmal gelernt hat.
Erwachsene und das Vergessen von Fertigkeiten
Ähnliche Phänomene beobachten wir auch bei Erwachsenen. Wenn du über fünf Jahre regelmäßig Auto gefahren bist, kannst du problemlos eine zehnjährige Pause machen und danach wieder sicher fahren. Machst du jedoch nur die Fahrprüfung und fährst dann fünf Jahre lang nicht, wirst du dich unsicher fühlen und vieles neu lernen müssen. Dein Gehirn hatte nicht die Gelegenheit, das Autofahren genügend zu üben.
Die Herausforderung für Kinder mit Lernschwächen
Kinder, die in der ersten Klasse die Buchstaben mühelos gelernt haben, verfügen wahrscheinlich über stabile Verknüpfungen im Gehirn. Für sie ist es kein Problem, wenn sie während der Sommerferien nicht zum Lesen aufgefordert werden. Kinder mit Lernschwächen hingegen haben oft nur instabile Verknüpfungen. Um nach den Ferien nicht den großen Schrecken zu erleben, ist es wichtig, dass sie regelmäßig üben.
Strategien für das regelmäßige Üben
Um das Vergessen zu verhindern und stabile Verknüpfungen zu fördern, sind regelmäßige Übungen unerlässlich.
1. Regelmäßige Wiederholungen
- Tägliches Üben: Plane tägliche kurze Übungseinheiten ein, auch während der Ferien. Ein paar Minuten pro Tag reichen oft schon aus.
- Wiederholungen im Alltag einbauen: Nutze alltägliche Situationen, um das Gelernte zu wiederholen. Lass dein Kind beim Einkaufen Preise lesen oder beim Kochen die Zutaten abmessen.
2. Motivation durch Spaß
- Spielerische Lernmethoden: Verwende Spiele, um das Lernen interessanter zu gestalten. Memory-Spiele mit Buchstaben oder Zahlen sind eine gute Möglichkeit.
- Belohnungssysteme: Belohne dein Kind für kleine Fortschritte, um die Motivation hoch zu halten.
3. Unterstützung durch Technik
- Lern-Apps: Es gibt viele Apps, die speziell für Kinder mit Lernschwächen entwickelt wurden. Diese bieten interaktive und ansprechende Möglichkeiten zum Üben.
- Online-Ressourcen: Nutze Online-Plattformen, die Übungen und Materialien anbieten, um das Lernen abwechslungsreich zu gestalten.
Beispiel für eine Übung
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Hier ist eine Übung, die du mit deinem Kind durchführen kannst, um die Buchstaben zu festigen:
Übung: Buchstaben-Bingo
- Vorbereitung: Erstelle ein Bingo-Raster (5×5 Felder) und fülle die Felder mit verschiedenen Buchstaben.
- Durchführung: Ziehe Karten mit Buchstaben aus einem Stapel und nenne den Buchstaben laut. Dein Kind muss den entsprechenden Buchstaben auf dem Raster finden und markieren.
- Ziel: Hat dein Kind eine Reihe (horizontal, vertikal oder diagonal) vollständig markiert, ruft es „Bingo!“
Lösung Schritt für Schritt:
- Erstelle das Raster und die Karten.
- Ziehe eine Karte und sage den Buchstaben laut.
- Dein Kind findet den Buchstaben auf dem Raster und markiert ihn.
- Wiederhole den Vorgang, bis eine Reihe vollständig markiert ist.
- Dein Kind ruft „Bingo!“ und erhält eine kleine Belohnung.
Tabelle zur Visualisierung
Lernstrategie | Beschreibung | Beispiel |
---|---|---|
Tägliches Üben | Kurze, regelmäßige Übungseinheiten | 10 Minuten Lesen pro Tag |
Alltagsintegration | Lernen in alltägliche Aktivitäten einbauen | Preise beim Einkaufen lesen |
Spielerische Methoden | Lernen durch Spiele | Buchstaben-Memory |
Belohnungssysteme | Kleine Belohnungen für Fortschritte | Sticker für jedes erfolgreich abgeschlossene Buchstaben-Bingo |
Technikunterstützung | Nutzung von Lern-Apps und Online-Ressourcen | Lern-Apps wie „Antolin“ |
Mit Lernschwächen konstruktiv umgehen
Regelmäßiges Üben und kreative Lernmethoden können helfen, dass Kinder mit Lernschwächen das Gelernte nicht vergessen. Indem du Lernen in den Alltag integrierst und Spaß machst, wird dein Kind motiviert bleiben und stabile Verknüpfungen im Gehirn aufbauen. So wird der Frust nach den Ferien reduziert und der Lernprozess erleichtert.