Viele Lernmythen sind einfach nicht „auszumerzen“. Gute Ratschläge zu besseren Noten, Lerntipps und einem modernen Bildungssystem sind ebenso häufig zu finden wie harsche Kritik an den deutschen LehrerInnen. Dabei sind einige gut gemeinte Ratschläge nichts anderes als Irrwege, die dein Kind keinen Schritt weiter bringen.
Hitliste Lernmythen
Um schulischen Erfolg zu haben, entspannt lernen zu können und eine erfolgreiche Schullaufbahn zu erreichen, sollte das Lernen realistisch gesehen werden. Mythen helfen hier nicht weiter – oder? 13 Lernmythen haben wir durchleuchtet und festgestellt, was dran ist. Und wenn du möchtest, erfährst du hier auch etwas über Lerngeheimnisse.
1. Hochbegabte Kinder sind auch schulische Überflieger
Ein hoher IQ bedeutet nicht unbedingt, dass sich die Begabung auf die schulischen Noten positiv auswirkt. Ein Anteil der (unerkannt) hochbegabten Kinder langweilt sich in der Schule so sehr, dass sie sich vollkommen verweigern und nicht mehr am Unterricht beteiligen. Andere haben Probleme mit Mitschülern und fühlen sich in der Klasse nicht wohl. Und eine dritte Gruppe ist zwar sehr intelligent, ist aber nicht bereit, sich anzustrengen und Leistung zu erbringen. Nicht alle hochbegabten Kindern können daher ihr Potenzial ausschöpfen und in der Schule Top-Noten bekommen.
2. Erfahrene LehrerInnen sind die besten PädagogInnen
Nicht die langjährige Erfahrung, sondern das persönliche Engagement und Interesse am Beruf machen den guten Pädagogen und die gute Pädagogin aus. Wer jahrelang an veralteten Konzepten und Unterrichtsmethoden festhält, erreicht seine Schulklassen irgendwann nicht mehr. LehrerInnen müssen flexibel, neugierig, interessiert und engagiert sein, um Wissen zu vermitteln und ihre SchülerInnen zu erreichen.
3. Lernen muss immer Spaß machen
Wer ein Supersportler werden will oder ein brillianter Musizierender, der weiß, dass damit auch harte Arbeit verbunden ist. Auch in der Schule gibt es Durststrecken, die überwunden werden wollen. Wer beispielsweise nicht immer wieder Vokabeln lernt, was zugegebenerweise langweilig sein kann, kann sich in einer Fremdsprache nicht detailliert ausdrücken.
4. In kleinen Klassen lernt es sich besser
Kleine Klassen haben sicherlich viele Vorteile, der Lernerfolg der SchülerInnen gehört aber nicht dazu. Studien beweisen das Gegenteil. In großen Klassen bereiten LehrerInnen den Unterricht intensiver vor, sodass der Lernstoff strukturiert „durchgezogen“ werden kann. Davon profitieren die SchülerInnen. Hier gilt natürlich, dass Ausnahmen die Regel bestätigen.
5. Musizieren macht klug – Lernmythen?
Diese immer wieder gerne verbreitete These hat der Kognitionsforscher Ralph Schumacher im Auftrag des Berliner Bildungsministeriums überprüft und festgestellt: „Es gibt keine wissenschaftlich haltbaren Belege dafür, dass musikalisches Training ein besonders geeignetes Mittel ist, um Intelligenz in einem nennenswerten Umfang zu steigern.“ Trotzdem hat das Musizieren positive Auswirkungen auf die Stimmung, es macht gute Laune. Den IQ hebt das Spielen eines Instrumentes aber nicht.
6. Was Häschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr
Menschen werden immer älter und müssen oft umlernen, beispielsweise beruflich. Das gelingt den meisten auch sehr gut, denn sie können auf einen Wissensschatz zugreifen, der es ihnen ermöglicht, neues Wissen schnell aufzunehmen. Im mathematisch-naturwissenschaftlichen Bereich lernen Kinder sogar mühsamer als Erwachsene, weil sie weniger Vorwissen mitbringen.
7. Morgenstund hat Gold im Mund – auch in der Schule
Aktuelle Studien zeigen, dass Kinder und Jugendliche früh am Morgen weniger leistungsfähig sind als am Vormittag. Besonders im Winter und bei langen Schulanfahrtswegen ist der Unterrichtsbeginn um 8 Uhr zu früh. In einigen Ländern, testweise auch in Teilen der USA, wurden daher die Schulbeginn-Zeiten nach hinten verschoben.
8. Jungen können besser rechnen als Mädchen
Auch diese These gehört zu den bekanntesten Lernmythen. Dabei gilt: Jungen und Mädchen sind im mathematischen Bereich gleich stark begabt, trotzdem bringen Jungen bessere Ergebnisse. Das liegt nicht an den mathematischen Fähigkeiten, sondern am Selbstverständnis. Mädchen glauben eher, Mathe wäre „nicht ihr Ding“. Im Sinne einer sich selbst erfüllenden Prophezeiung trauen sie sich weniger zu und legen mehr Wert auf andere Lerninhalte. Das lässt sich leicht ändern, zum Beispiel durch weibliche Vorbilder.
9. Frontalunterricht ist überholt und bringt nichts
Guter Frontalunterricht nutzt allen Kindern, ebenso wie Gruppenarbeit. Die Mischung macht´s, wie so oft in der Bildung. Dabei bedeutet Frontalunterricht allerdings nicht Lehrermonolog. Ohne die Schüler aktiv einzubeziehen, ist Frontalunterricht definitiv wenig wirksam.
10. Mädchen lernen besser ohne Jungen
Für diese These liefern Studien keinen Beleg, behauptet die Wiener Bildungspsychologin Christiane Spiel. Vereinzelte Projekte zeigen zwar Leistungssprünge der Mädchen in gleichgeschlechtlichen Klassen, dies kann aber auf verschiedene Faktoren zurückzuführen sein.
11. Mit Druck geht das Lernen besser
Einige Studien belegen, dass Lernen am besten im entspannten Zustand gelingt. Wer glaubt, unter Druck könne er sich Inhalte schneller und besser merken, belügt sich selbst. Ein mittleres Stresslevel, also ein wenig Stress aber keine Panik, wirkt sich noch positiv auf das Lernen aus. Sobald es zu heftig wird, die Zeit knapp wird und die Augen schon zufallen, werden Inhalte nicht mehr gründlich verarbeitet und gespeichert. Verzichte also besser darauf, dein Kind unter Lern-Druck zu setzen.
12. Zucker hilft bei der Konzentration
Vielleicht hast du auch schon versucht, deinem Kind vor einer Klassenarbeit einen Traubenzucker zu verabreichen? Das ist eine Mythos, denn der Zucker gibt zwar ganz kurz einen Energiekick, ist aber schnell verbraucht und bewirkt dann einen Abfall der Konzentration. Um dauerhaft konzentriert zu bleiben, benötigt dein Kind langkettige Kohlenhydrate wie Vollkornprodukte, Kartoffeln, Reis oder Nüsse.
13. Kinder brauchen das Dauerlob
Das stimmt natürlich nicht, denn nicht ernst gemeintes Lob bewirkt nichts Gutes. Dein Kind wird davon nicht angespornt, im Gegenteil. es merkt, dass die Anerkennung ohne viel Mühe zu erreichen ist. Warum sollte es sich dann anstrengen? Lobe also nur, wenn ein Lob auch wirklich angebraucht ist.