Die Gleichberechtigung zwischen Männern und Frauen hat in den letzten Jahrzehnten einen sehr großen Schritt nach vorne gemacht. Doch noch immer gibt es viel zu tun, um wirklich Gerechtigkeit zwischen den Geschlechtern zu schaffen. Dazu können Politikerinnen viel beitragen, denn sie haben Einfluss auf die Gesetze. Je mehr Frauen in der öffentlichen Wahrnehmung wichtige Entscheidungen treffen, Volksvertreterinnen sind oder große Firmen leiten, desto stärker wird auch der Einfluss von Frauen und ihr Bild bei den Menschen. Fehlt jungen Frauen das Selbstbewusstsein, ist die Erziehung Schuld an der Zurückhaltung, stoßen sie an gläserne Decken oder zieht es sie aufgrund der Biologie nach Hause zu ihren Kindern? Diese Frage wird wohl nicht so schnell geklärt werden können.
Männer lieben das Rampenlicht
Starke Frauen gab es immer und in vielen Familien leitet die Frau im Hintergrund im persönlichen und im finanziellen Bereich. Doch im Vordergrund stehen immer noch oft die Männer. Obwohl die Machtverhältnisse in der Familie nicht selten gleich verteilt sind, wirken die Männer präsenter, machen sich wichtiger und stellen ihre Macht demonstrativ zur Schau, wie bei vielen Regierenden zu sehen ist. Rein körperlich betrachtet sind sie oft stärker, aggressiver und eher dazu bereit, ihre Interessen mit Gewalt durchzusetzen. Das überträgt sich auch auf die Arbeitswelt.
In der Politik wird aber in den letzten Jahrzehnten immer deutlicher, dass dieses Konzept veraltet ist. Dem „alten, weißen Mann“ an der Spitze der Regierungen wird immer weniger zugetraut – zu sehr leidet die Welt an dessen Allmachtsphantasien. Am erfolgreichsten wird die Welt derzeit durch Politikerinnen regiert. Das sieht man nicht nur in Deutschland bei Angela Merkel, sondern beispielsweise auch in Neuseeland, wo die Premierministerin Jacinda Ardern nicht nur das Land mit Leichtigkeit regiert, sondern gleichzeitig auch eine engagierte Mutter und Ehefrau ist. Eindrucksvoll ist auch die Leistung von Ursula von der Leyen, die als siebenfache Mutter die deutsche Politik jahrzehntelang mitbestimmte und inzwischen die Kommissionspräsidenten des Europaparlamentes ist. In der Liste beeindruckender, weiblicher Politikerinnen machen sich auch Annalena Baerbock und Franziska Giffey auf, die steile Leiter zu erklimmen. Besonders im Wahlkampf der Grünen mit ihrer Kanzlerinkandidatin Annalena Baerbock zeigt sich deutlich, wie verkrustet die Strukturen noch sind und dass Frauen in der Politik häufig sogar andere Frauen nicht überzeugen können.
Politikerinnen gab es lange gar nicht
Frauen können in Deutschland erst seit 1918 das aktive und passive Wahlrecht ausüben. Das sind gerade mal etwas mehr als 100 Jahre, in denen wirklich viel passiert ist. Als die Weimarer Nationalversammlung 1919 gewählt wurde, betrug der Frauenanteil 8,7 %. Bei den Nationalsozialisten verringerte sich dieser Anteil auf knapp 4 %. Die Nationalsozialisten hatten 1921 beschlossen, dass Frauen weder Mitglieder der Parteiführung noch eines leitenden Ausschusses werden können. Bis 1945, also zum Ende des Zweiten Weltkrieges, hatten Frauen de facto das passive Wahlrecht schon wieder verloren.
Das brauchst du, um eine erfolgreiche Politikerin zu werden
- Visionen und Vorstellungen, um die Welt zu verbessern
- Ausdauer, Durchhaltevermögen
- Durchsetzungsvermögen
- einen guten Schulabschluss/solide Bildung
- Interesse an politischen Konzepten
- natürliche Autorität
- Frustrationstoleranz
- die Fähigkeit sich auszutauschen und im Team zu arbeiten
- Interesse an der Weltpolitik
- Menschen, die dich unterstützen
Mit Ausdauer zum Ziel
Nach dem Zweiten Weltkrieg starteten die Frauen erneut in die Politik. Unter den ersten 65 Abgeordneten des parlamentarischen Rates waren vier Frauen, die heute die Mütter des Grundgesetzes genannt werden. Diese Politikerinnen waren Elisabeth Selbert, Helene Weber, Helene Wessel und Luise Albertz – wer kennt sie heute noch. 1961 wurde Elisabeth Schwarzhaupt erste Bundesministerin in der BRD gewählt, 1972 wurde Annemarie Renger die erste Präsidentin und 2005 kam dann Angela Merkel als erste Bundeskanzlerin ins Amt.
Mette Marit, Jacinda Ardern, Birgitte Macron, Michelle Obama und Hillary Clinton sind nur einige Politikerinnen, die sich großer Beliebtheit erfreuen und sehr prominent sind. Sie wirken nicht immer an vorderster Linie, sondern steuern die Geschicke ihres Landes häufig etwas verdeckter aus dem Hintergrund. Trotzdem sind sie für Mädchen und junge Frauen wichtige Vorbilder, die zeigen, dass der Beruf Politikerin attraktiv, machbar und letztlich ganz normal ist.
Politikerinnen sind sehr beliebt
Unter den 20 beliebtesten Politiker*innen des Magazins Focus belegen Frauen im Herbst 2020 die folgenden 7 Plätze. Nicht schlecht, aber hier besteht auf jeden Fall noch Verbesserungsbedarf um eine Gleichgewichtung zwischen Männern und Frauen herzustellen.
1 Angela Merkel | Sahra Wagenknecht
7 Annalena Baerbock
16 Annegret Kramp-Karrenbauer
18 Saskia Esken
19 Julia Klöckner
22 Alice Weidel
Quelle: Focus