„Covid-19 in der Schule – viel Arbeit und etwas Angst“

Petra mag ihren Job, aber vor dem Herbst hat sie Respekt.

Petra ist Klassenlehrerin an einer Förderschule und unterrichtet zur Zeit eine siebte Klasse. Sie ist für 16 Schülerinnen und Schüler zuständig, die alle eine leichte Lernbehinderung haben. Petra liebt ihre Arbeit und den intensiven Kontakt zu den Jugendlichen. Das letzte halbe Jahr war jedoch auch für Petra schwierig, Covid-19 in der Schule war anstrengend. Im Homeschooling konnte sie viele Jugendliche ihrer Klasse nicht adäquat unterrichten. Das hat unterschiedliche Gründe.

Nicht alle Familien verstehen die Maßnahmen

Da die meisten Kinder und Jugendlichen aus einkommensschwachen Familien stammen, war die Versorgung mit digitalen Geräten nicht gewährleistet. Manche hatten noch nicht einmal die Möglichkeit E-Mails zu empfangen. Auch der Ausländeranteil ist relativ hoch bei Petra in der Klasse. Daher gab es auch einen nicht geringen Anteil von Familien, die die Maßnahmen bezüglich Covid-19 in der Schule nicht auf Anhieb verstanden. Hier war viel Aufklärungsarbeit notwendig, um alle auf den gleichen Wissensstand zu bekommen. Diese Arbeit blieb an den Lehrkräften hängen.

Petra musste ganz traditionell Arbeitsblätter kopieren und ihren Schülern mit der Post zusenden. Sie hofft, dass sich diese Situation jetzt nicht wiederholt. Laptops für jeden Jugendlichen stehen von Seiten der Schule nicht bereit, daran hat sich nichts geändert.

Covid-19 in der Schule ist Alltag geworden

Inzwischen hat sich die Lage jedoch entspannt. Auch wenn Petra in den ersten Wochen nach dem Lockdown ein mulmiges Gefühl beim Unterrichten hatte, ist das jetzt fast verschwunden. Eine Klasse wurde bereits in Quarantäne geschickt und drei Lehrer mussten zwei Wochen lang zu Hause bleiben. Inzwischen sind alle Schülerinnen und Schüler wieder in der Schule und der Unterricht wird ganz normal fortgesetzt. Im Petras Klasse gab es noch keine Infektion, es wurde jedenfalls keine festgestellt. Komplette Schulschließungen sind nicht geplant, es muss jetzt auch so gehen.

„Es ist ein bisschen Gewohnheit geworden, sich vor dem Virus zu schützen“, erzählt Petra. „Alle Schülerinnen und Schüler halten sich an die eingezeichneten Verkehrswege, die Desinfektionsregeln und die Pausenordnung. Doch ganz ohne Aufsicht und Kontrolle bei Covid-19 in der Schule geht es leider nicht. Wir Lehrer müssen in jeder Pause darauf achten, dass die Hygieneregeln eingehalten werden. Das führt dazu, dass wir eigentlich gar keine richtigen Ruhepausen mehr haben. Ich bin viel erschöpfter als früher und mache jetzt oft nachmittags noch ein kleines Nickerchen.“

Leonie mag die Maske nicht – aber sie trägt sie trotzdem.

Erschöpfung und etwas Angst sind normal

Petra wirkt so kurz vor den Herbstferien gestresst und angespannt. Das Unterrichten ist ja nicht einfacher geworden, im Gegenteil. Das Virus ist immer mit dabei. Das regelmäßige Händewaschen, das Lüften, die Kontrolle auf den Toiletten und in den Pausenhöfen oder die vielen Fragen ihrer Schülerinnen und Schüler. Vergessen kann sie es nicht. Und selbstverständlich schleicht sich jetzt mit dem Herbst auch wieder die Angst ein, inwiefern sich höhere Infektionszahlen auch auf die Schulen auswirken.

„Ich habe ja überhaupt keine Alternativen“, sagt Petra realistisch. „Solange ich selber gesund bin, werde ich natürlich auch unterrichten. Schließlich müssen ja auch meine Jugendlichen in die Schule kommen, da werde ich das ja auch noch hinbekommen. Wenn wir jedoch nicht mehr bei offenen Fenstern unterrichten können, weil es zu kalt geworden ist, wird es schwierig. Ich weiß noch nicht, wie der Unterricht dann aussehen soll. Möglicherweise rennt alle 10 Minuten jemand zum Fenster und reißt es auf. „

Corona – wir schaffen das

Petra lächelt zuversichtlich und erhebt sich, um den Klassenraum zu verlassen. Automatisch zieht sie sich dabei ihren Mundschutz über das Gesicht. Im Schulgebäude und auf dem Schulhof ist dieser Pflicht. Sollten die Infektionszahlen weiter ansteigen, wird die Maske auch wieder im Unterricht getragen werden müssen. Davor hat Petra Angst, denn sie empfindet das Verstecken des halben Gesichtes beim Unterricht als große Herausforderung. Zum einen weil sie ihre Schülerinnen und Schüler viel schlechter einschätzen kann, wenn sie ihre Mimik nicht erkennt und zum anderen, weil sich alle einfach nicht so gut hören können.

Wir wünschen Petra und ihren Jugendlichen, dass die Infektionslage auch im Herbst und Winter entspannt bleibt und der Präsenzunterricht ohne Maske weiterhin möglich ist.