Elterntaxis: Warum der Schulweg besser ohne Auto ist

Ein Elterntaxi bezeichnet das Phänomen, dass Eltern ihre Kinder mit dem Auto direkt bis vor das Schultor fahren – oft aus Sorge um deren Sicherheit oder aus Zeitgründen. Was zunächst praktisch und schützend erscheint, führt jedoch zu überfüllten Straßen, erhöhtem Unfallrisiko und schränkt die Selbstständigkeit der Kinder ein. Schulen, Verkehrsexperten und Städte suchen daher nach Lösungen, um den Schulweg sicherer und unabhängiger zu gestalten.

Der tägliche Stau vor der Schule im Elterntaxi

Morgens zwischen 7 und 8 Uhr ist es vor vielen Schulen dasselbe Bild: Eine lange Autoschlange, Hupkonzerte und Kinder, die zwischen parkenden Fahrzeugen hervorspringen. Der Grund? Eltern, die ihre Kinder direkt vor das Schultor fahren – mit dem sogenannten „Elterntaxi“. Was gut gemeint ist, bringt viele Probleme mit sich.

Doch warum fahren so viele Eltern ihre Kinder zur Schule? Welche Auswirkungen hat das auf die Kinder und den Straßenverkehr? Und wie könnte es besser laufen?

Warum fahren Eltern ihre Kinder mit dem Auto zur Schule?

Viele Eltern möchten ihr Kind sicher in der Schule wissen. Sie haben Angst vor:

  • Gefahren im Straßenverkehr: Besonders in Städten mit viel Verkehr oder an schlecht ausgebauten Schulwegen machen sich Eltern Sorgen.
  • Zeitdruck am Morgen: Ein schneller Schulweg mit dem Auto scheint für viele praktischer, besonders wenn Eltern selbst auf dem Weg zur Arbeit sind.
  • Schwere Schultaschen: Manche Kinder haben große und schwere Ranzen – das Auto scheint dann bequemer.
  • Schlechtes Wetter: Regen, Schnee oder Kälte sind für viele ein Argument, das Kind lieber mit dem Auto zu bringen.

Doch diese gut gemeinte Fürsorge hat unerwartete Nebenwirkungen.

Lisa ist das Elterntaxi – und sie wird fast wahnsinnig

Jeden Morgen beginnt der Tag für Lisa, zweifache Mutter, mit einem Wettlauf gegen die Zeit. Noch bevor sie ihren ersten Kaffee trinken kann, muss sie ihre Kinder wecken, anziehen und zum Frühstückstisch lotsen. Während ihr jüngster Sohn noch nach seiner Brotdose sucht, diskutiert ihre Tochter, ob sie wirklich heute Sportzeug mitnehmen muss. Die Uhr tickt – und Lisa spürt, wie sich der Stress in ihr aufbaut.

Sobald alle endlich im Auto sitzen, beginnt der eigentliche Kampf: dichter Berufsverkehr, drängelnde Autofahrer und rote Ampeln, die scheinbar extra lange dauern. Lisa versucht, ruhig zu bleiben, während die Kinder auf dem Rücksitz streiten oder noch schnell Hausaufgaben abschreiben. Kurz vor der Schule angekommen, gerät sie in das tägliche Chaos der „Elterntaxis“: Doppelt geparkte Autos, Kinder, die unvorhersehbar auf die Straße rennen, und hupende Fahrer, die es eilig haben. Sie hält kurz an, ruft noch ein „Habt einen schönen Tag!“ hinterher – doch ihre Kinder sind schon verschwunden.

Der Stress ist damit nicht vorbei. Nun muss sie sich durch den Verkehr zur Arbeit kämpfen, oft mit dem Gefühl, schon völlig erschöpft zu sein. Nachmittags wiederholt sich das Ganze: Der Schulparkplatz ist voll, ihr Jüngster ist sauer, weil sie fünf Minuten zu spät ist, und die Hausaufgaben-Diskussion beginnt schon auf der Rückfahrt. Lisa seufzt. Irgendwann hatte sie sich das Muttersein anders vorgestellt – weniger Hektik, mehr Gelassenheit. Aber wie soll sie das ändern?

Die Nachteile vom Elterntaxi

1. Mehr Verkehr und höhere Unfallgefahr

Ironischerweise erhöht die große Zahl der Elterntaxis genau die Gefahr, die viele Eltern vermeiden wollen. Eng stehende Autos, abruptes Anhalten und unübersichtliche Situationen direkt vor der Schule führen zu gefährlichen Momenten. Studien zeigen: Dort, wo viele Elterntaxis unterwegs sind, steigt das Unfallrisiko für alle Kinder.

2. Kinder verlieren Selbstständigkeit

Kinder, die ihren Schulweg selbst zurücklegen, gewinnen an Orientierung, Verantwortungsbewusstsein und Sicherheit im Straßenverkehr. Wer immer nur im Elterntaxi gefahren wird, lernt nicht, sich selbstständig im Straßenverkehr zu bewegen – ein wichtiger Schritt in der Entwicklung.

3. Bewegungsmangel und Gesundheitsprobleme

Kinder, die laufen oder mit dem Fahrrad zur Schule fahren, bewegen sich automatisch mehr. Das stärkt ihre Muskeln, fördert die Konzentration und verbessert ihre Stimmung. Tägliche Bewegung hilft außerdem, Übergewicht und Haltungsschäden vorzubeugen.

4. Stress für Eltern und Kinder

Der Stau vor der Schule sorgt oft für Stress: Eltern sind genervt, Kinder kommen manchmal sogar zu spät oder gestresst im Unterricht an. Ein entspannter Schulweg zu Fuß kann den Morgen viel angenehmer machen.

Elterntaxi muss nicht immer sein

Wie kann der Schulweg sicherer und besser gestaltet werden?

1. Laufgemeinschaften bilden

Wenn mehrere Kinder aus der Nachbarschaft gemeinsam zur Schule gehen, fühlen sie sich sicherer. Eltern können sich mit anderen absprechen und abwechselnd als „Laufpaten“ begleiten.

2. Fahrrad oder Roller als Alternative

Wo es sichere Wege gibt, können Kinder mit dem Fahrrad oder Roller fahren. Das macht Spaß und sorgt für Bewegung. Wichtig: ein verkehrssicheres Fahrrad und Helm tragen!

3. Elternhaltestellen einrichten

Manche Städte haben sogenannte „Elternhaltestellen“ eingerichtet – Parkplätze, die ein paar hundert Meter von der Schule entfernt sind. So können Kinder das letzte Stück zu Fuß gehen, ohne dass es direkt vor der Schule zu Staus kommt.

4. Schulweg-Training für Kinder

Viele Schulen bieten Verkehrserziehung an, damit Kinder lernen, sicher über Straßen zu gehen und Gefahren zu erkennen. Eltern können den Schulweg vorher mit ihren Kindern üben.

Krimis aus Wiesbaden

Gemeinsam für einen besseren Schulweg

Elterntaxis scheinen bequem und sicher, doch sie verursachen viele Probleme. Wenn Kinder zu Fuß oder mit dem Fahrrad zur Schule gehen, profitieren sie in vielerlei Hinsicht: mehr Bewegung, mehr Selbstständigkeit und ein sicherer Schulweg für alle.

Eltern, Schulen und Gemeinden können gemeinsam Lösungen finden, um den Schulweg sicherer und attraktiver zu machen – ohne tägliche Staus vor der Schule.

Übungsaufgabe für Kinder: Sicher über die Straße

Aufgabe: Stelle dir vor, du musst eine Straße überqueren. Welche drei wichtigen Dinge musst du beachten, bevor du losgehst?

Lösung:

  1. Links – rechts – links schauen: Ist die Straße wirklich frei?
  2. Kontakt mit Autofahrern aufnehmen: Haben sie dich gesehen?
  3. Nicht rennen oder abrupt stehenbleiben: Sicher und aufmerksam gehen.