Gewalt an Schulen: so schützt du dein Kind

Gewalt an Schulen betrifft mehr, als du vielleicht denkst. Bedrohungen, Beleidigungen, Erpressung, körperliche Angriffe und Respektlosigkeit kommen leider auch in der Schule deines Kindes vor. Schlägereien, Nötigungen und Drohungen sind in weiterführenden Schulen längst angekommen, aber auch aus Grundschulen werden zunehmend Fälle von Gewalttätigkeit gemeldet. Studien belegen, dass inzwischen jeder dritte Schüler oder Schülerinnen Angst davor hat, den Schulweg alleine anzutreten oder alleine auf dem Pausenhof zu sein.

So kann aktive Gewalt in der Schule aussehen

Aktive Gewalt kann sich ganz unterschiedlich ausdrücken. Immer aber geht sie damit einher, Dinge zu zerstören oder jemanden körperlich anzugreifen. Das kann mit kleinen Rempeleien beginnen, die sich allerdings bis hin zu echten Verletzungen steigern können. Ebenfalls zu Gewalt an Schulen zählt das Zerstören von Büchern und Heften, das Zerschneiden von Jacken oder Pullovern, andere Kinder auf dem Klo einzusperren oder Schutzgeld zu zahlen.

So kann Gewalt an Schulen aussehen

Die Opfer haben Angst sich mitzuteilen

Leider lassen sich gerade auch jüngere Mädchen und Jungen von den TäterInnen leicht so stark einschüchtern, dass sie sich nicht mehr trauen, ihren Eltern oder den LehrerInnen von den Vorfällen zu berichten. Manche Gewalt oder Quälereien ziehen sich dann über ein ganzes Schuljahr hin und fallen erst auf, wenn sich die Kinder vor lauter Angst letztlich weigern, die Schule überhaupt noch zu besuchen. Gewalt an Schulen kann viele negative Auswirkungen haben.

Es gibt ein klares Opferbild

Als Opfer werden am liebsten Schülerinnen und Schüler ausgewählt, die sich nicht wehren und wenig Selbstbewusstsein haben. Auch ein fehlender Freundeskreis kann ein Zeichen für die Opferrolle sein. Ebenfalls beliebt als Opfer, Kinder die irgendwie anders sind und dabei schüchtern und verletzlich wirken. Wenn die TäterInnen erst einmal das Gefühl haben, mit ihren Gewalttaten weder bei dem Kind noch bei den Eltern oder Lehrerinnen auf Widerstand zu stoßen, besteht eine große Wiederholungsgefahr.

Opferrolle: Keine FreundInnen, wenig Selbstbewusstsein und fehlende Unterstützung von der Familie.

Auch die TäterInnen haben oft ein Profil

Aggressive und gewalttätige Schülerinnen und Schüler kommen häufig aus Familien ohne Wärme und ohne klare Erziehungsregeln. Oft sind sie wenig sozial kompetent, können sich sprachlich nicht so gut ausdrücken, sind impulsiv und haben Leistungsprobleme. Das Verhalten anderer können sie schlecht einschätzen und interpretieren es schnell als feindselig. Oft ist die Unsicherheit die tiefere Wurzel für Aggressivität und Gewalttätigkeit. Ein Unterschied zwischen deutschen und ausländischen Jugendlichen gibt es dabei kaum.

Täterrolle: Fehlende Vorbilder, fehlende Erziehungsfehler, keine Vorbilder, Leistungsprobleme.

Die Opfer müssen ihr Leid öffentlich machen

Bedrohte Kinder müssen unbedingt den Mut aufbringen, sich einem Erwachsenen zu offenbaren, sodass die Täterinnen unverzüglich sanktioniert werden können. Toleranz gegen Gewalt an Schulen ist hier fehl am Platz. Je länger Täterinnen sich auf ihre Opfer einschießen, desto größer ist die Gefahr, dass sie in ein macht Rausch kommen und von anderen Klassenkameraden auch noch bewundert werden. Das Thema Gewalt muss in der Klasse thematisiert werden.

Und dann gibt es dann noch die passive Gewalt

Gewalt an Schulen ist bei weitem nicht immer nur mit körperlichen Angriffen gleichzusetzen. Natürlich zählt auch Mobbing und Bullying zur Gewalt in Schulen. Versteckte Aggressionen und Quälereien können viel gemeiner sein, weil andere nichts davon mitbekommen. Hier ist es für das Opfer schwieriger, Beweise für die Angriffe zu liefern dadurch ist es zweifacher Strafe ausgesetzt:

  1. es erleidet selber Gewalt durch AngreiferInnen
  2. es wird von seiner Umwelt nicht als Opfer wahrgenommen und ihm wird nicht geglaubt

Das sind Beispiele für versteckte Gewalt:

  • Es werden gemeine Gerüchte und Verleumdungen in Umlauf gesetzt, gerne auch in den sozialen Medien.
  • Wenn sich das Opfer nähert, entfernen sich andere.
  • Im Klassenraum setzt sich niemand neben das Opfer.
  • Dinge wie Schulsachen oder Kleidungsstücke werden heimlich entwendet.
  • Tisch und Stuhl des Opfers werden beschmiert.
  • Das Opfer wird nicht eingeladen auf Feiern oder Geburtstage von anderen.

Was kann ein Kind gegen aktive oder passive Gewalt tun?

Es ist sehr wichtig in der Schule FreundInnen zu haben, damit die Kinder sich akzeptiert und angenommen fühlen. Ohne Stabile Freundschaften ist es schwer ein gesundes Selbstbewusstsein aufzubauen. Eltern können also von Tag eins an unterstützen, dass ihre Kinder Kontakt zu anderen haben und Beziehungen aufbauen können. Außerdem sollten sie stets hinter ihrem Kind stehen, es für seine Leistungen und Verhaltensweisen loben und ihm signalisieren, dass es auch in schwierigen Situationen nicht alleine ist.

7 Punkte für ein starkes Selbstbewusstsein

  1. Ein Kind braucht Freundschaften in der Klasse.
  2. Es soll Mut haben, seine Meinung frei zu sagen.
  3. Es muss lernen, seine Ängste und Befürchtungen zu äußern, ohne sich als Schwächling zu fühlen.
  4. Anstatt sich einschüchtern zu lassen, soll es Hilfe holen.
  5. Ein Selbstverteidigungskurs hilft Kindern gegen ihre Angst.
  6. Offensichtlich gefährliche Situationen sollten besprochen und vermieden werden.
  7. Übergriffe, Mobbing oder Gewalttätigkeiten müssen umgehend den Eltern oder den Lehrerinnen mitgeteilt werden.

Woran erkennt dein Kind eine Gewaltsituation?

Gerade Grundschülerinnen und Grundschüler sind häufig nicht in der Lage, eine brenzlige Situation richtig einzuschätzen. Übe daher mit deinem Kind gefährliche Situationen schon im Vorfeld zu erkennen und ihnen aus dem Weg zu gehen. Wenn beispielsweise auf dem Schulhof eine Prügelei stattfindet, sollte es einen Lehrer oder eine Lehrerin informieren, anstatt sich selber einzumischen. Kennt dein Kind den potentiellen Täter oder die Täterin, so sollte es möglichst jede Situation vermeiden, mit diesen alleine in einem Raum, auf dem Schulhof oder auf der Straße zusammenzutreffen.

Checkliste: So schützt du dein Kind vor Gewalt

Und was können Eltern tun?

Bleibe auf keinen Fall tatenlos, wenn dein Kind bedroht wird. Zuallererst solltest du den Klassenlehrer oder die Klassenlehrerin einweihen und auf eine Klärung der Situation bestehen. Auch die Eltern des anderen Kindes müssen informiert werden. Bei einem gemeinsamen Gespräch mit allen Beteiligten lassen sich die Probleme manchmal schnell beseitigen. Hilft das nicht, muss die Schulleitung hinzugezogen werden. Auch der schulpsychologische Dienst kann helfen, indem er die betroffenen Kinder beobachtet und mit ihnen und ihren Eltern spricht. Wichtig ist, dass dein Kind spürt, dass es im Recht ist, und sich nicht dafür schämen muss, bedroht zu werden.

Es gibt Hilfe

Die zunehmende Gewalt an deutschen Schulen hat eine Reihe von Programmen hervorgebracht, die sich erfolgreich mit dem Thema beschäftigen. Ab der fünften Klasse zeigt das Projekt „Streitschlichter“ erste Erfolge. SchülerInnen ab der neunten Klasse werden über mehrere Monate ausgebildet, Konflikte bei jüngeren MitschülerInnen anzusprechen und Lösungsvorschläge zu machen. Dabei lernen sie, aktiv zuzuhören, ich Botschaften zu senden, die Körpersprache zu deuten und Lösungsvorschläge zu sammeln.

Nützliche Internetseiten: www.vaust.org, www.sicher-stark.de