Impulskontrolle: Warten können lohnt sich extrem für dein Kind

Kennst du diesen Versuch zu Impulskontrolle? In einem Versuch wurden 700 Schulkinder vor die Wahl gestellt, eine Süßigkeit sofort oder nach 20 Minuten zu essen. Den Kindern, die warten wollten, wurde als Belohnung eine zweite Süßigkeit in Aussicht gestellt. Dann wurden genau diese Kinder viele Jahre lang beobachtet, um festzustellen, wie sie sich entwickeln.

Wer warten kann, ist im Vorteil

Das Ergebnis war erstaunlich. Die Kinder, die es geschafft hatten auf die zweite Süßigkeit zu warten, entwickelten sich wesentlich erfolgreicher, als die anderen. Sowohl in der Schule als auch im Alltag. Die Impulskontrolle, die sie dabei ausübten, schien sich auf viele Bereiche ihres Lebens auszuwirken.

Nicht gleich losstreiten: Impulskontrolle

Die Kinder, die gewartet hatten

  • waren später glücklich in ihrem Beruf,
  • hatten weniger Konflikte,
  • waren ehrgeiziger,
  • hatten ein höheres Einkommen und
  • waren auch in ihren Partnerschaften viel zufriedener.

Daraus leiten die Wissenschaftler ab, dass die Impulskontrolle für ein erfülltes, glückliches und zufriedenes Leben von sehr großer Bedeutung ist. Es lohnt sich also, die Impulskontrolle des eigenen Kindes zu fördern und zu unterstützen.

Was bedeutet Impulskontrolle?

Ein Kind erlebt in seinem Alltag vom Aufwachen bis zum Schlafengehen eine nicht endende Flut von Reizen. Viele dieser Reize lösen einen Impuls aus. Die Süßigkeit auf dem Tisch löst beispielsweise den Impuls aus, sie aufzunehmen und zu essen. Es ist für Kinder eine große Leistung, diesem Impuls nicht gleich nachzugeben, sondern ihn aufzuschieben. Bei einer Süßigkeit sind die Folgen vielleicht nur minimal, in anderen Situationen wirkt sich eine mangelnde Impulskontrolle allerdings stark aus.

In der Schule geht der stärkste Impuls nicht immer vom Lehrer aus

Stelle dir den Unterricht deines Kindes vor. Vor der Klasse steht die Lehrerin oder der Lehrer und erklärt das Thema des Tages. Vielleicht schreibt sie oder er etwas an die Tafel, verteilt Material oder hält einen kleinen Vortrag. Dabei steht die Zeit nicht still. Gleichzeitig räuspern, husten und lachen 25 Jungen und Mädchen, Hefte werden auf und zugeklappt, Bleistifte gespitzt, zwei Kinder flüstern sich etwas zu und vor dem Fenster läuft gerade der Hausmeister über den Schulhof. Diese Reize lösen bei einem Kind viele Impulse aus.

  • Hinsehen
  • Hinhören
  • Aufstehen
  • Lachen
  • etwas aus dem Schulranzen holen

Es ist nicht leicht, Impulsen zu widerstehen

Vielleicht möchte es herausbekommen, was der Hausmeister vorhat. Vielleicht fällt ihm ein, dass es im Ranzen etwas suchen muss. Vielleicht möchte es seinem Nachbarn noch schnell etwas erzählen oder ebenfalls seinen Bleistift spitzen. Die Kinder mit einer nur geringen Impulskontrolle geben diesen Reizen schnell nach – und sind dann abgelenkt und unkonzentriert. Dadurch verpassen sie vieles von dem, was im Unterricht vermittelt werden soll. Die anderen, die mit dem Bleistiftspitzen bis zur Pause warten können, haben dann einen Wissensvorsprung.

So unterstützt du dein Kind dabei, Impulsen nicht gleich nachzugeben

Wie dein Kind mit Impulsen umgeht, hat natürlich auch etwas mit seiner Erziehung zu tun. Erlebt es tagtäglich, dass seine Eltern ihren Impulsen direkt nachgeben und seine Wünsche immer gleich erfüllen, sieht es überhaupt keinen Grund darin, seine Bedürfnisse aufzuschieben. Der Klassiker ist die Supermarktkasse, die für alle Eltern immer wieder eine große Herausforderung darstellt. Natürlich möchte ein Kind von den dort ausgestellten Waren unbedingt etwas haben. Manche Eltern befriedigen dieses Bedürfnis, um ihrem Impuls nach Ruhe nachzugehen. Und selbstverständlich hat das für Kinder einen Vorbildcharakter.

Bei älteren Kindern ist es der Griff zum Handy oder zur Konsole, sobald sich Langeweile ankündigt. Wenn ausgemachte Spielzeiten nicht eingehalten werden oder Eltern ebenfalls jede freie Sekunde nutzen, um zum Smartphone zu greifen, sind sie schlechte Vorbilder in Sachen Impulskontrolle.

Erhöhe in kleinen Schritten das Zurückstellen der Bedürfnisse deines Kindes

  • Wenn du jetzt diesen Text noch zu Ende schreibst, spiele ich hinterher mit dir Karten.
  • Wenn du jede Woche einen handyfreien Tag einlegst, darfst du dir zu Weihnachten eine neue Kamera / Gitarre / Fahrrad wünschen.
  • Wenn du dein Taschengeld vier Wochen lang sparst und nicht für Süßigkeiten ausgibst, gebe ich dir noch etwas hinzu.
  • Wenn du noch 10 Minuten Klavier übst, spielen wir danach im Garten Fußball.

Bleibe konsequent, mache keine Vorwürfe

Wenn dein Kind die gestellte Aufgabe nicht bewältigt, bekommt es auch die in Aussicht gestellte Belohnung nicht. Und zwar ohne Vorwürfe oder Kritik. Erkläre lediglich noch einmal, was passiert ist. Gib deinem Kind dann wieder und wieder neue Gelegenheiten, seine Impulse zurückzustellen. „Irgendwann wird es ihm gelingen, die Belohnung zu bekommen. Wenn du dieses Verhalten dann durch Lob und Anerkennung bestärkst, wird dein Kind es immer wiederholen wollen.

Fazit: Dieses Verhalten überträgt sich auch in die Schule

Wenn dein Kind dieses Prinzip verstanden hat und anwenden kann, wird es das auch automatisch in der Schule machen. In einem ersten Schritt macht es sich bewusst, dass es oft abgelenkt wird. Erst in einem zweiten Schritt kann es daran arbeiten, dieser Ablenkung nicht immer nachzugehen. Es schadet nicht, sich auch darüber zu Hause auszutauschen. Wichtig ist, auch kleine Erfolge anzuerkennen und das Verhalten daraufhin zu verbessern.