Ich bin sicher, viele Eltern haben schon mal den Gedanken gehabt, die Intelligenz ihres Kindes testen zu lassen. So ein IQ Test, also ein Intelligenz Test bei Kindern, verspricht einen großen Erkenntnisgewinn. Er deckt auf, welche Stärken und Schwächen ein Kind hat, ob es überfordert ist oder möglicherweise hochbegabt.
Wann macht die Überprüfung wirklich Sinn?
Manche Verhaltensauffälligkeiten oder Leistungsschwächen lassen sich durch die Ergebnisse eines Intelligenztests erklären. Allerdings sind dazu Fachleute notwendig, die sich auf diesem Gebiet sehr gut auskennen. Psychologen, Pädagogen oder Ärzte führen solche Test seriös durch und können sie auch kompetent auswerten. Laien, und dazu gehören Eltern, sind damit überfordert und können viel Schaden anrichten, wenn sie falsch testen, falsch interpretieren und falsche Konsequenzen ziehen.
Achtung: Ein Intelligenz Test bei Kindern ist mit einem beträchtlichen Aufwand verbunden
Um es mal vorwegzunehmen, ein guter Intelligenztest ist aufwendig. Zunächst werden Gespräche geführt, es folgt die Testung selbst und zum Schluss das auswertende Gespräch und der schriftliche Bericht. Nicht immer ist das Ergebnis erfreulich, sodass Kinder und ihre Eltern unter Umständen erschrecken und enttäuscht sind.
Ist das Ergebnis einmal festgestellt, bleibt es in den Köpfen. Viele Familien richten die schulische Laufbahn ihres Kindes dann nach dem IQ. Sie sollten also gut überlegen, ob ein Intelligenztest für Ihr Kind die richtige Lösung ist.
Da Intelligenz-Tests (IQ-Test) für Kinder nur unter besonderen Umständen benötigt werden und sinnvoll sind, haben die betroffenen Familien ein ganz besonderes Interesse an den Ergebnissen.
- Vielleicht benötigt das Kind eine besondere Schule?
- Vielleicht ist es hochbegabt und benötigt ausgleichende Unterrichtsformen?
- Vielleicht ist es überfordert und wäre auf einer Förderschule besser aufgehoben?
- Vielleicht ist sein Intelligenzprofil sehr unterschiedlich, sodass es in einem Bereich sehr gute und in einem anderen keine guten Leistungen abrufen kann?
Pro und Contra für den Intelligenz Test bei Kindern
Pro | Contra |
Kind hat extreme Leistungsprobleme, deren Ursache unklar und unerklärlich ist, z.B. bei einer Teilleistungsstörung. | Eltern möchten einfach mal wissen, wie der IQ des Kindes ist. |
Kind zeigt Verhaltensauffälligkeiten, die sich Eltern und Lehrer nicht erklären können. | Durch den IQ-Test soll die Schullaufbahn festgelegt werden. |
Einschätzung der Lehrer und der Eltern gehen extrem auseinander. | Beim Geschwisterkind wurde auch ein IQ-Test gemacht. |
Hier macht der IQ-Test Sinn
Von einem Intelligenz Test bei Kindern aus Spaß rate ich ab. Zeigen sich bei ihrem Kind allerdings ernsthafte Probleme in der Schule, die nicht leicht erklärbar sind, kann der Test Aufschluss geben. Ein starker Leistungsabfall kann sowohl eine Überforderung als auch eine verdeckte Hochbegabung als Ursache haben.
Auch auffälliges Verhalten wie extremer Rückzug oder Aggressivität können damit zusammenhängen, dass ein Kind nicht entsprechend seinen Möglichkeiten beschult wird. In diesen Fällen ist ein Intelligenztest ein sinnvolles Instrument, um die Ursachen aufzudecken.
Hier können Sie einen Intelligenztest machen lassen:
- in sozialpädiatrischen Zentren,
- in Erziehungsberatungsstellen,
- bei Schulpsychologen,
- bei Psychologen oder Psychiatern in freier Praxis,
- bei besonders qualifizierten Pädagogen,
- bei Kinderärzten mit psychotherapeutischer Zusatzausbildung.
WISC-IV: Intelligenz Test bei Kindern – viele Ergebnisse
Der umfangreichste und aussagekräftigste Intelligenztest, der weltweit am häufigsten durchgeführt wird, ist der WISC-IV (Wechsler Intelligence Scale for Children). In Deutschland wurde dieser Test bis zum Jahre 2011 unter dem Begriff HAWIK (Hamburg-Wechsler-Intelligenztests für Kinder) bekannt. Er richtet sich an Kinder zwischen sechs und 16 Jahren und dauert in der Ausführung zwischen einer und 2 Stunden.
Dabei werden unter anderem kognitive Funktionen wie fluides logisches Denken, die Kapazität des Arbeitsgedächtnisses oder die Geschwindigkeit von Informationsverarbeitungsprozessen beobachtet und bewertet. Es können belastbare Informationen über den Gesamt-IQ, das Sprachverständnis, das wahrnehmungsgebundene logische Denken, die mathematische Intelligenz das Arbeitsgedächtnis, sprachliche Intelligenz und die Verarbeitungsgeschwindigkeit gegeben werden.
Diese Faktoren können das Ergebnis verfälschen
Verschiedene Faktoren können sich negativ auf die Testsituation auswirken und das Ergebnis negativ beeinflussen. Daher sollten Sie sich bei der Auswertung der Ergebnisse fragen:
- Ist das Kind am Testtag in guter Form gewesen oder war es vielleicht erschöpft oder kränklich?
- Stimmte die Chemie zwischen Kind und Tester oder lag hier eine ablehnende Haltung vor, die sich auf die Motivation ausgewirkt hat?
- Ist das durch negative Erfahrungen so blockiert gewesen, dass es beim Test gar nicht sein wahres Potenzial gezeigt hat?
- War das Kind extrem aufgeregt oder ängstlich?
Der IQ-Test macht vielen Kindern Spaß
Da ein guter Intelligenz Test bei Kindern, wie der WISC-IV, von erfahrenen Fachleuten und im Einzelkontakt durchgeführt wird, fühlen sich die meisten Kinder dabei recht wohl. Sie haben Spaß daran, die kniffligen Aufgaben zu lösen, die teilweise recht spielerisch daherkommen. Eine freundliche und wertschätzende Atmosphäre sorgt dafür, dass die Schülerin oder der Schüler sich voll und ganz auf die Aufgaben konzentrieren kann. Trotzdem stellt der IQ-Test eine massive Bewertung der kindlichen Fähigkeiten dar, was manchmal als Belastung empfunden wird. Schließlich handelt es sich um eine Ausnahmesituation, die aufgrund einer bestimmten Problematik oder Fragestellung initiiert worden ist. Das bekommen Kinder schnell mit.
Mein Tipp: Besprechen Sie mit mehreren Fachleuten (Kinderarzt, Lehrer, Schulpsychologe), ob ein Intelligenz Test bei Kindern die richtige Maßnahme ist und beziehen Sie Ihr Kind vorerst nicht in die Überlegungen mit ein.
Von der Entscheidung bis zum Ergebnis kann es dauern
Auf die Ergebnis eines IQ-Testes wartet die ganze Familie meistens sehr gespannt. Oft hat es lange gedauert, sich überhaupt für diesen Weg zu entscheiden. Dann mussten eine geeignete Einrichtung zur Testung sowie ein Termin gefunden werden. Nach der Durchführung dauert es auch noch einmal eine Weile, bis die manchmal umfangreichen Daten ausgewertet und in Berichtform gefasst sind. In einem persönlichen Gespräch werden den Eltern dann, ohne Anwesenheit des Kindes, die Ergebnisse mitgeteilt und erklärt.
So gehen Sie mit dem Ergebnis eines Testes richtig um
Egal ob das Testergebnis überraschend, erschreckend, zufriedenstellend oder enttäuschend war – vergessen Sie bitte nicht, dass Ihr Kind sich nicht verändert hat. Es ist immer noch derselbe kleine Mensch, der es auch vor dem Intelligenztest war. Deshalb sollten Sie auch weder dem Test selber noch dem Ergebnis zu großes Gewicht verleihen. Auf keinen Fall sollten Sie den ermittelten IQ, also die reine Zahl, Ihrem Kind mitteilen. So eine Zahl kann sich für den Rest des Lebens „einbrennen“ und die Wahrnehmung der eigenen Fähigkeiten beeinflussen. Dieses Macht sollten Sie dem Ergebnis eines IQ-Testes nicht zugestehen.
Uta Reimann-Höhn
Ergebnis und Handlungsmöglichkeiten
IQ-Test zeigt eine deutliche Hochbegabung (ab 130) | Gespräch mit Schule, Abwägung von Möglichkeiten a) Klasse überspringen b) besondere Förderung in der Klasse c) Wechsel der Schulform |
IQ-Test zeigt ein deutliches Begabungsdefizit (unter 70) | Gespräch mit Schule, Abwägung von Möglichkeiten a) Klasse zurückgehen b) besondere Förderung in der Klasse c) Wechsel der Schulform |
IQ Test zeigt eine deutliche Gewichtung eines Intelligenzbereiches | Möglichkeiten des Ausgleiches – besondere Förderung im schwachen Bereich – Motivationsförderung – Vermittlung von Lerntechniken |
IQ Test zeigt keine Auffälligkeiten und erklärt Leistungseinbruch nicht | Suche nach anderen Ursachen – besondere Beachtung des Arbeitsverhaltens, Lernverhaltens, Konzentration, Motivation – soziale Komponenten beobachten, Verhältnis zur Klasse, Rolle in der Gemeinschaft – ev. negative Wahrnehmung der eigenen Person, familiäre Probleme |
Manchmal ist ein Test nicht aussagekräftig, weil ein Kind in einer schlechten Tagesform war. Wenn Ihnen ein Ergebnis ungenau oder merkwürdig vorkommt, sollten Sie das unbedingt ansprechen und auf einem zweiten Test bestehen. |
Gehen Sie schrittweise vor
Obwohl Ihr Kind noch sehr jung ist, sollten Sie es an der Reaktion auf das Testergebnis unbedingt beteiligen. Treffen Sie keine endgültige Entscheidung ohne Ihr Kind.
Schritt 1:
Sprechen Sie zunächst alleine mit dem auswertenden Psychologen, Pädagogen oder Arzt über das Ergebnis und holen Sie sich seinen Rat ein.
Schritt 2:
Diskutieren Sie diese Empfehlung dann mit Ihrem Partner und nehmen Sie sich Zeit, um mögliche Konsequenzen zu durchdenken.
Schritt 3:
Sprechen Sie dann mit den Lehrkräften Ihres Kindes, um alle Möglichkeiten der Reaktion zu kennen. Es hat keinen Sinn, sich zu einem Überspringen der Klasse zu entscheiden, wenn die Schule diese Möglichkeit ablehnt.
Schritt 4:
Wenn Sie selber ein deutliches Bild über die Möglichkeiten haben, sollten Sie diese Ihrem Kind mitteilen. Gehen Sie behutsam vor, denn Änderungen im schulischen Bereich sind sensibel und können große Auswirkungen haben.
So könnte ein Gespräch mit Ihrem Kind aussehen
„Du weißt doch noch, dass du vor einiger Zeit einen Test gemacht hast. Wir haben jetzt das Ergebnis bekommen und wollten mit dir darüber in Ruhe sprechen. Der Grund für den Test war ja, dass es dir mit einer bestimmten Situation nicht so gut ging. Nach den Testergebnissen können wir jetzt genauer sagen, was dir helfen würde. Wollen wir mal die Möglichkeiten durchgehen, die es gibt?“
Fazit: Intelligenztest bei Kindern
Erst wenn Ihr Kind unzufrieden und unglücklich wirkt, keine Freunde findet und trotz guter Auffassungsgabe schlechte Note schreibt oder sich dem Unterricht verweigert, müssen Sie handeln. Wenden Sie sich nach der Rücksprache mit der Klassenleitung an den schulpsychologischen Dienst, eine Erziehungsberatungsstelle oder eine psychologische Praxis und lassen sie einen IQ-Test durchführen. Mit dem Ergebnis sind Sie auf der sicheren Seite und haben stets eine Grundlage für das weitere Vorgehen.