Leseförderung: Wie Kinder im digitalen Zeitalter zu begeisterten Lesern werden

Wohin muss die Leseförderung unserer Kinder gehen? In den letzten Jahren hat sich ein Schatten über die zukünftigen Leserinnen und Leser gelegt, ein Schatten, der die Kernkompetenz Lesen bedroht. Mit Bedauern müssen wir erkennen, dass Kinder heutzutage immer schlechter lesen. Es ist eine alarmierende Realität, immer wieder durch Untersuchungen bestätigt, die viele Fragen aufwirft: Wie ist es dazu gekommen? Was sind die Konsequenzen dieser Entwicklung? Und vor allem: Wie können wir im digitalen Zeitalter, in Konkurrenz zu Smartphones, Computern und Fernsehen, die Leseliebe von Kindern, Jugendlichen und Eltern neu entfachen?

Leseförderung für dein Kind - Tipps

Leseförderung muss digital werden

Das Lesen im digitalen Zeitalter unterscheidet sich in mehreren Aspekten von traditionellen Leseerfahrungen mit gedruckten Medien. Lesen verändert sich – und unsere Kinder stecken mitten drin im Prozess. Hier sind einige der wichtigsten Unterschiede:

  1. Digitale Texte werden auf Bildschirmen angezeigt, sei es auf E-Readern, Tablets, Smartphones oder Computern, im Gegensatz zu gedruckten Büchern oder Zeitschriften. Die Darstellung auf Bildschirmen bietet verschiedene Anpassungsmöglichkeiten wie Schriftgröße, Helligkeit und Hintergrundfarbe, um den individuellen Bedürfnissen der Lesenden gerecht zu werden.
  2. Digitale Texte ermöglichen häufig eine interaktivere Leseerfahrung. Hyperlinks, multimediale Inhalte, Videos, Bilder und Audiodateien können in den Text eingebettet sein und zusätzliche Informationen oder Kontext bieten. Lesende können auf Links klicken, um weitere Informationen zu erhalten, oder multimediale Elemente nutzen, um das Verständnis und die Lernerfahrung zu vertiefen.
  3. Digitale Texte bieten eine erhöhte Zugänglichkeit für Menschen mit bestimmten Lesebedürfnissen. Anpassungen wie Text-to-Speech-Funktionen oder Screenreader-Software können Personen mit Sehbehinderung oder Lernschwierigkeiten unterstützen. Darüber hinaus ermöglichen digitale Medien den einfachen Zugriff auf eine breite Palette von Büchern und Ressourcen, ohne dass physische Exemplare vorhanden sein müssen.
  4. Das Lesen digitaler Texte kann mit Multitasking und Ablenkungen einhergehen. Wenn Schulkindern digitale Medien zur Verfügung stehen, können sie während des Lesens leicht auf andere Anwendungen oder Online-Inhalte zugreifen. Dies kann zu einer verringerten Konzentration und einer Beeinträchtigung des Leseverständnisses führen, wenn die Aufmerksamkeit aufgeteilt wird.
  5. Das Lesen im digitalen Zeitalter hat Auswirkungen auf das Leseverhalten und die Lesemotivation von Schulkindern. Der schnelle Zugriff auf eine Vielzahl von digitalen Inhalten kann sowohl positive als auch negative Auswirkungen haben. Einige Kinder können durch die Vielfalt und Interaktivität digitaler Medien stärker motiviert werden, während andere von den Ablenkungen und der Fülle an Inhalten überfordert sein können.
  6. Das Lesen digitaler Texte erfordert auch Medienkompetenz, um Informationen zu bewerten, Quellen zu überprüfen und kritisch zu denken. Die Fähigkeit, zwischen verlässlichen und unzuverlässigen Quellen zu unterscheiden, ist im digitalen Zeitalter besonders wichtig, um Fehlinformationen zu vermeiden.

Leseförderung durch digitale Lesegemeinschaften – 5 Ideen

Digitale Lesegemeinschaften sind virtuelle Räume, in denen Leserinnen und Leser zusammenkommen, um ihre Leseeindrücke zu teilen, sich über Bücher auszutauschen und sich gegenseitig zu inspirieren. Sie bieten eine Plattform für die Verbindung von Menschen, die eine Leidenschaft für das Lesen teilen, unabhängig von geografischen Entfernungen. Das ist ein ganz neuer Ansatz der Leseförderung und wird bereits in einigen Schulklassen umgesetzt. Hier sind einige Aspekte, wie digitale Lesegemeinschaften funktionieren:

1. Interaktive Online-Foren und Diskussionsgruppen

Digitale Lesegemeinschaften umfassen oft Online-Foren oder Diskussionsgruppen, in denen Mitglieder Bücher, Autoren und Lesethemen diskutieren können. Hier können sie ihre Gedanken zu Büchern teilen, Fragen stellen, Empfehlungen geben und über verschiedene Aspekte des Lesens sprechen. Diese Foren schaffen eine Plattform für den Austausch von Ideen und die Entdeckung neuer Bücher und Autoren. In der Grundschule bietet die App Anton so ein Forum, das von den Kindern sehr gut angenommen wird.

2. Social-Media-Gruppen und Hashtags

Plattformen wie Facebook, TikTok, oder Instagram bieten Möglichkeiten zur Bildung von Lesegemeinschaften. Durch die Verwendung spezifischer Hashtags oder die Teilnahme an themenbezogenen Gruppen können Leserinnen und Leser Bücher entdecken, sich austauschen und mit anderen Lesenden vernetzen. Social-Media-Plattformen erleichtern die Interaktion und den Zugang zu Informationen über Bücher und Leseevents.

3. Buchbewertungs- und Rezensionsplattformen

Es gibt spezialisierte Plattformen, auf denen Schülerinnen und Schüler Bücher bewerten, Rezensionen schreiben und ihre Leseeindrücke teilen können. Andere Nutzer können diese Bewertungen lesen und von den Meinungen und Empfehlungen anderer profitieren. Diese Plattformen ermöglichen es den Mitgliedern, ihre Gedanken zu Büchern festzuhalten und anderen bei der Entscheidung für eine Lektüre zu helfen.

  1. Goodreads: Goodreads ist eine beliebte Plattform für Buchliebhaber, auf der Benutzer Bücher bewerten, Rezensionen schreiben und Empfehlungen basierend auf ihren Interessen erhalten können.
  2. LovelyBooks: LovelyBooks ist eine deutsche Buchcommunity, die ähnliche Funktionen wie Goodreads bietet. Hier können Kinder und Jugendliche Bücher bewerten, Rezensionen schreiben und Empfehlungen erhalten.
  3. Antolin: Antolin ist eine Website, die speziell für Kinder und Jugendliche entwickelt wurde. Hier können sie Bücher bewerten, Quizfragen zu gelesenen Büchern beantworten und Punkte sammeln.
  4. Jugendjury des Deutschen Jugendliteraturpreises: Die Jugendjury des Deutschen Jugendliteraturpreises ist eine Gruppe von jungen Lesern, die Bücher bewerten und Empfehlungen für herausragende Kinder- und Jugendbücher geben.
  5. Buchblogs: Viele Kinder und Jugendliche betreiben Buchblogs, auf denen sie Rezensionen schreiben und Empfehlungen teilen. Diese Blogs können über soziale Medien oder Online-Plattformen gefunden werden.
  6. Bibliotheken: Lokale Bibliotheken bieten oft Programme für Kinder und Jugendliche an, bei denen sie Bücher bewerten und Empfehlungen von Bibliothekaren und anderen jungen Lesern erhalten können.

4. Online-Buchclubs

Digitale Buchclubs ermöglichen es Mitgliedern, gemeinsam Bücher zu lesen und anschließend in virtuellen Treffen oder über Online-Kommunikationsmittel darüber zu diskutieren. Diese Clubs können entweder öffentlich zugänglich sein oder geschlossene Gruppen, die sich auf bestimmte Genres oder Themen spezialisieren. Die Mitglieder haben die Möglichkeit, ihre Leseeindrücke zu teilen, Fragen zu stellen und verschiedene Perspektiven zu diskutieren.

5. Virtuelle Lesegruppen oder -gemeinschaften

Digitale Lesegemeinschaften bieten oft die Möglichkeit, mit Autoren in Kontakt zu treten. Das können Live-Chats, Online-Fragestunden oder virtuelle Lesungen sein, bei denen Mitglieder die Gelegenheit haben, direkt mit ihren Lieblingsautoren zu interagieren und Fragen zu stellen. Diese Interaktionen schaffen eine besondere Verbindung zwischen Lesenden und Autoren und ermöglichen Einblicke in den Entstehungsprozess von Büchern.

In digitalen Lesegemeinschaften dreht sich alles darum, eine Gemeinschaft von Leserinnen und Lesern aufzubauen, die ihre Freude am Lesen teilen und sich gegenseitig unterstützen. Sie bieten eine Plattform, um über Bücher zu diskutieren, Empfehlungen auszutauschen, neue Autoren zu entdecken und gemeinsam die Freude am Lesen zu feiern.

Die Leseförderung muss umgestaltet werden

Es ist wichtig, dass Schulen und Eltern den spezifischen Herausforderungen und Chancen des Lesens im digitalen Zeitalter Aufmerksamkeit schenken und geeignete Strategien entwickeln, um die Lesefähigkeiten, das Leseverständnis und die Medienkompetenz der Kinder zu fördern. Eine ausgewogene Nutzung von digitalen und gedruckten Leseerfahrungen kann dabei unterstützen, die Vorteile der digitalen Medien zu nutzen.

Leseförderung für dein Kind - Tipps
Was verändert sich bei der Nutzung digitaler Lesemedien?
  • Lesegewohnheiten: Der Einsatz von E-Books, Tablets und anderen digitalen Geräten kann die Lesegewohnheiten von Schulkindern verändern. Es ist wichtig zu verstehen, wie sich diese Veränderungen auf die Lesepraxis auswirken, wie zum Beispiel die Lesedauer, die Auswahl der Lektüre und die Häufigkeit des Lesens.
  • Leseverständnis: Digitale Texte können andere Herausforderungen für das Leseverständnis mit sich bringen. Hyperlinks, multimediale Inhalte oder Ablenkungen durch andere Anwendungen können die Konzentration und das Textverständnis beeinflussen. Es ist wichtig, Schülern Strategien zu vermitteln, um diese Herausforderungen zu bewältigen.
  • Informationskompetenz: Im digitalen Zeitalter haben Kinder Zugang zu einer Vielzahl von Informationen aus verschiedenen Quellen. Es ist entscheidend, dass sie lernen, Informationen zu bewerten, Quellen zu überprüfen und kritisch zu denken, um falsche oder irreführende Informationen zu erkennen.
  • Lesemotivation: Digitale Medien bieten auch Möglichkeiten, die Lesemotivation von Schulkindern zu steigern. Interaktive Geschichten, Lesespiele oder Online-Communities können dazu beitragen, dass Kinder sich stärker für das Lesen begeistern.
  • Lesekompetenz in verschiedenen Medienformen: Neben gedruckten Texten sollten Schulkindern auch die Fähigkeiten vermittelt werden, digitale Medien wie Websites, Blogs oder soziale Medien kritisch zu lesen und Informationen daraus zu extrahieren.
  • Datenschutz und Online-Sicherheit: Im digitalen Lesen ist es wichtig, Schülern ein Bewusstsein für Datenschutz und Online-Sicherheit zu vermitteln. Kinder sollten lernen, ihre persönlichen Informationen zu schützen und sich vor möglichen Risiken im Internet zu schützen.
Neue Ansätze sind gefragt, aber wer entwickelt sie?

Es ist entscheidend, dass Schulen, Lehrkräfte und Eltern die Auswirkungen digitaler Technologien auf das Lesen von Schulkindern verstehen und entsprechende Ansätze entwickeln, um die Vorteile zu nutzen und gleichzeitig die Herausforderungen zu bewältigen. Eine ausgewogene Integration von digitalen und gedruckten Leseerfahrungen kann dabei unterstützen, dass Kinder sowohl digitale als auch traditionelle Lesepraktiken entwickeln und davon profitieren können.

Digital ist toll, aber was kommt auf uns zu?

Und doch, inmitten dieser Veränderungen, dürfen wir nicht vergessen, was auf dem Spiel steht. Denn wenn die Kunst des Lesens verblasst, so geht nicht nur eine Fähigkeit verloren, sondern auch ein Tor zu endlosen Möglichkeiten. Die Fähigkeit, Geschichten zu erfassen und zu interpretieren, Gedanken und Emotionen in Worte zu fassen, wird immer mehr zur Seltenheit. Ein wertvolles Erbe der Menschheit droht in Vergessenheit zu geraten, während wir die Seiten unserer Bücher unberührt lassen.

Leseförderung verbessern, um schlimme Folgen zu verhindern

Die Auswirkungen dieser Entwicklung sind tiefgreifend. Ein Mangel an Lese- und Schreibkompetenz kann die akademische Leistung beeinträchtigen, den Zugang zu Bildungschancen einschränken und die kritische Denkfähigkeit schwächen. Doch das ist noch nicht alles – es ist auch die Magie des Lesens selbst, die verblasst. Die Magie, in eine Welt einzutauchen, die uns mit neuen Ideen, Perspektiven und Erkenntnissen bereichert. Die Magie, die uns inspiriert und unsere Vorstellungskraft beflügelt. Die Magie, die uns zu besseren Menschen macht.

Leseförderung 2.0

Es liegt in unserer Verantwortung, dieses Erbe zu schützen und unseren Kindern die Lesekompetenz zu erhalten – durch eine gute Leseförderung. Wir müssen die Bedeutung des Lesens wieder ins Bewusstsein rufen, unsere Kinder ermutigen, zu Büchern zu greifen, Texte zu erfassen, zu verstehen und einzuordnen und die Schätze der Literatur zu entdecken. Dazu müssen Eltern und LehrerInnen gemeinsam neue Konzepte erarbeiten und umsetzen.