Pausenbrot: Liebesbeweis oder Überbehütung?

Das Pausenbrot – unverzichtbar für viele Kinder

Schulkinder brauchen ein Pausenbrot, das ist allen Eltern klar. Eine vollwertige und gesunde Ernährung stärkt die Konzentration und wirkt sich positiv aufs Lernen aus. Aber wie lange, mit welchem Belag, mit welcher Botschaft und eventuell auch gegen welchen Widerstand?

Ab der ersten Klasse stehen Mütter oder Väter morgens in der Küche und überlegen sich, welche leckeren und schnell herzustellenden Snacks ihr Kind gesund über den Schultag bringen. In der Grundschule stellt niemand das Pausenbrot infrage, doch in der weiterführenden Schule wird es zunehmend heiß diskutiert. Spätestens mit dem Einsetzen der Pubertät wird das Pausenbrot auf den Prüfstand gestellt.

Fragen zum Pausenbrot

  • Warum sollten Eltern überhaupt ein Frühstücks- oder Pausenbrot schmieren, es gibt doch abgepackte Fertigware?
  • In welchem Alter sollen Schülerinnen und Schüler ihr Pausenbrot morgens selber zusammenstellen?
  • Wenn das gemeinsame Frühstück immer seltener wird, ist dann auch ein Pausenbrot noch notwendig?
  • Was ist mit den Pausenbrot, die Tag für Tag vertrocknet wieder zu Hause ankommen?
  • Soll auch ein Pausenbrot vorbereitet werden, wenn das Kind sowieso sein Taschengeld für Chips und Schokolade in der Schule ausgibt?
  • Und ist es nicht ein Zeichen von Überversorgung, wenn Eltern auch ihren pubertierenden Kindern noch ein Pausenbrot machen?

Felix kann sich jetzt schon selber sein Frühstücksbrot schmieren

Natürlich sind auch schon Grundschüler dazu in der Lage, Brotscheiben mit Butter, Käse oder Wurst zu belegen und in ihre Brotbox zu packen. Doch das Pausenbrot ist ja sehr viel mehr als Ernährung. Wie trostlos kann es sein, wenn ein Kind morgens ganz alleine aufsteht, in die Küche geht und sich für die Schule fertig macht? Wie gut kann ein Brot schmecken, dass es sich selber zubereitet hat? Ich finde, es kommt immer auf die jeweilige Situation an.

Pausenbrot
Jetzt hätte ich gerne ein Pausenbrot!

Wenn es nicht anders geht, weil die Eltern schon früher zur Arbeit müssen, darf das Pausenbrot natürlich auch selber zubereitet werden. Es geht eben einfach nicht anders und die meisten Kinder können das selbst verstehen. Bleiben die Eltern aber aus Bequemlichkeit einfach im Bett liegen und lassen ihr Grundschuld Kind ganz alleine in den Tag starten, hat das etwas Frustrierendes. Obwohl es in anderen Kulturen völlig normal ist, zum Beispiel in großen Teilen von Afrika, ist uns dieses Verhalten in Deutschland eher fremd. Kein Wunder, wenn Schülerinnen und Schüler dann sehnsüchtig auf die manchmal bombastisch arrangierten und bestückten Brotboxen ihrer Klassenkameraden schielen.

Bento Box
So toll muss es nicht sein.

Das Pausenbrot ist mehr als Nahrung

Ich persönlich bin ein großer Verfechter davon, den Kindern ein individuelles Pausenbrot mit in die Schule zu geben. Nicht nur den kleinen, sondern auch noch den großen, wenn möglich sogar bis zum Abschluss der Schule. Das Pausenbrot ist auch seelische Nahrung. Es spricht zu den Kindern und sagt: Ich denke an dich, ich wünsche dir einen schönen Tag, ein Stückchen von Zuhause ist bei dir, viel Glück! Dabei ist es nicht so wichtig, ob das Brot komplett verspeist oder vielleicht mit anderen getauscht wird. Liegt es zu oft vertrocknet im Ranzen oder Rucksack, besteht Gesprächsbedarf. Vielleicht hat sich der Geschmack des Kinder verändert? Reden hilft immer!

Viele Eltern lieben es, ihre Kinder zu versorgen

Und ich denke, das ist absolut legitim, wenn es das Kind nicht in seiner Entwicklung behindert. Dazu gehört auch das Pausenbrot, das oft sehr abwechslungsreich gestaltet und liebevoll verpackt ist. Ein von den Erwachsenen abwechslungsreich gestaltetes Pausenbrot ist auch eine Investition in die Gesundheit der Kinder. Sie lernen, dass frisches Obst, Gemüse und Vollkornbrot gesund sind und verpackte Süßigkeiten eher ungesund. Je länger Eltern das gesunde Pausenbrot mitgeben, desto eher vernetzt sich diese Botschaft im Verhalten ihres Kindes. Es spricht also nichts dagegen, auch Jugendlichen noch morgens mit einem Pausenbrot zu verwöhnen.

Viele Kinder und Jugendliche wollen morgens noch gar nichts essen. Dann ist es auf jeden Fall auch eine Beruhigung für besorgte Eltern, das Kind mit einem nahrhaften Pausenbrot in seinen Schultag zu entlassen

Das Pausenbrot ist kein Zwang

Wenn sich die Kinder mit zunehmendem Alter immer stärker dagegen wehren, für die Schule etwas in einer Brotbox mitzunehmen, ist das auch in Ordnung. In jeder Familie können dafür individuelle Regelungen ausgehandelt werden.

  • Gibt es Pausengeld, damit die Kinder sich selber etwas kaufen können?
  • Wird das herzhafte, gemeinsame Mittagessen in die Abendstunden verlegt, sodass in der Schule eine Kleinigkeit ausreichend ist?
  • Geht das Kind vielleicht in die schuleigene Kantine?
  • Reichen dem Kind möglicherweise ein Apfel und ein Trinkjoghurt, bis es zu Hause eine größere Mahlzeit bekommt?

Kinder werden Eltern

Und wenn sie selber in ihrer Kindheit und Jugend die liebevolle Fürsorge erfahren haben, geben sie diese mit großer Wahrscheinlichkeit später auch an ihre eigenen Kinder weiter. Das Pausenbrot ist also nicht nur ein Geschenk für die Kinder, sondern ebenfalls eine Investition für glückliche Enkel.

Übrigens: Wenn Ihr pubertierendes Kind undankbar erscheint, die Brote nicht schätzt oder sie extra liegen lässt, machen Sie einfach eine Pause und nutzen Sie die gewonnene Zeit, um Ihre Tochter oder Ihren Sohn mit einem morgendlichen Kaffee und mit einem Lächeln und den Tag zu verabschieden.