Resilienz stärken: So verkraftet dein Kind Enttäuschungen besser

Frustrationen, Niederlagen und Enttäuschungen kann kein Kind auf Dauer vermeiden. Resilienz hilft dabei, den Schmerz zu verarbeiten. Zentral für das eigene Wohlbefinden ist, wie ein Kind mit den belastenden Situationen umgeht. Warum sind manche Kinder psychisch so viel widerstandsfähiger als andere und welche Hilfen gibt es, kritische Erlebnisse zu bewältigen? Es gibt Schutzfaktoren, die deinem Kind helfen können.

Jedes Kind ist anders, auch bei der Resilienz

Ich bin immer wieder erstaunt, wie unterschiedlich Kinder schwierige Situationen bewältigen. Der eine steckt die Anfeindungen seiner Klassenkameraden einfach weg, der andere will gar nicht mehr zur Schule gehen. Ob schlechte Noten, Mobbing, Streit und Auseinandersetzungen oder Stress mit den Eltern: Jedes Kind reagiert unterschiedlich. Seit einigen Jahren schon ist die Wissenschaft dieser psychischen Widerstandsfähigkeit auf der Spur. Die Forscher wollen wissen, was Kinder stark macht.

Resiliente Kinder

  • rechnen mit dem Erfolg eigener Handlungen,
  • gehen Problem-Situationen aktiv an,
  • nutzen eigene Ressourcen effektiv aus,
  • glauben an eigene Kontrollmöglichkeiten und
  • erkennen auch realistisch, wenn etwas für sie unbeeinflussbar, d. h. außerhalb ihrer Kontrolle, ist.

Resilienz kann man aufbauen

Diese Fähigkeiten und Kompetenzen tragen dazu bei, dass Stressereignisse und Problem-Situationen
weniger als Belastung, sondern vielmehr als Herausforderung wahrgenommen werden. Dadurch
werden mehr aktiv-problemorientierte und weniger passiv-vermeidende Bewältigungsstrategien
angeregt. Und dies führt wiederum dazu, dass sich die Kinder ihrem Schicksal nicht hilflos ausgeliefert
fühlen.

Hinfallen, aufstehen, Krönchen richten, weitergehen

Dieser wunderbare Spruch zeigt auf humorvolle Art und Weise, was Resilienz bewirkt. Enttäuschungen und Niederlagen werden als notwendiger Bestandteil des Lebens gesehen und mit dem Blick nach vorne so schnell wie möglich „weggesteckt“. Das Krönchen deutet dabei den Wert der eigenen Person an – so wichtig wie ein Mitglied der Königsfamilie. Doch was brauchen Kinder, um diese persönliche Stärke zu entwickeln?

Resilienz in einer Krisensituation – einige Beispiele

Lara wird im Unterricht ausgelacht, weil sie eine falsche Antwort gegeben hat

Positive Reaktion – starke ResilienzNegative Reaktion – schwache Resilienz
Lara nimmt sich nicht so ernst und lacht mit.Lara ist tief gekränkt und weint womöglich.
Lara weiß, dass sie eigentlich keine schlechte Schülerin ist.Lara denkt, sie macht alles falsch.
Lara ärgert sich nur kurz.Lara kann den ganzen Tag lang an nichts anderes mehr denken.
Lara überlegt, was sie falsch gemacht hat und warum. Sie informiert sich.Lara will sich mit der Situation nicht kritisch auseinandersetzen.
Lara fragt ihre Freundin, welche Antwort richtig gewesen wäre.Lara will mit niemandem reden, sie schämt sich.
Lara nimmt sich vor, beim nächsten Mal etwas besonders Kluges zu sagen.Lara meldet sich lange überhaupt nicht mehr.
Lara weiß, dass sie eine gute Schülerin ist.Lara zweifelt an ihren Fähigkeiten.
Gute und schlechte Resilienz

Diese 4 Schutzfaktoren brauchen Kinder

Obwohl jedes Kind eine eigene Grundpersönlichkeit hat, wirken Erziehung und Lebenserfahrung ganz entscheidend auf das Selbstwertgefühl und die Wahrnehmung der eigenen Stärken und Schwächen ein. Widerstandsfähige, starke, resiliente Kinder profitieren von den folgenden Faktoren.

  1. Sie haben mindestens eine stabile emotionale Beziehung zu einer primären Bezugsperson, z.B. den Eltern.
  2. Sie erfahren ein emotional warmes, offenes aber auch klar strukturiertes Erziehungsverhalten der Bezugsperson, es gibt eindeutige Regeln.
  3. Sie erfahren auch außerhalb der Familie soziale Unterstützung, bei Freunden oder in der Verwandtschaft.
  4. Sie erleben soziale Modelle, die ihnen ein angemessenes Verhalten in Krisensituationen zeigen und dies mit ihnen einüben.

Das bewirken die 4 Schutzfaktoren bei einem Kind

So unterstützt, können Kinder mit schwierigen Situationen nach und nach immer gelassener umgehen. Sie lassen sich nicht so schnell aus der Bahn werfen, zweifeln nicht gleich an sich selbst, reagieren weniger aggressiv und können den Blick schneller wieder nach vorne richten. Das wirkt sich auf ihr gesamtes Verhalten positiv aus, so dass ihr Ansehen steigt. Das wiederum verhindert Ausgrenzung, Abneigung oder Mobbing.

Wie kannst du dein Kind konkret stärken?

Zunächst kannst du deinen Erziehungsalltag im Hinblick auf die 4 Schutzfaktoren überprüfen. Gibt es da Nachholbedarf, hat dein Kind Vorbilder und Möglichkeiten, den Umgang mit Krisen zu üben? Wie gehst du selber mit Krisen um, was ist mit deiner Resilienz? Gehe die folgenden Punkte Schritt für Schritt durch und prüfe, ob dein Kind sie beherrscht. Am einfachsten gelingt dies, wenn du sich eine reale Krisensituation in Erinnerung rufst.

Wie resilient ist dein Kind, z.B. bei einer schlechten Note?

janein
Es verfügt über eine angemessene Selbsteinschätzung, das heißt, es weiß, was es kann und was nicht.  
Es ist überzeugt davon, Anforderungen bewältigen zu können. Auch, wenn es manchmal nicht gelingt.  
Es kann seine Gefühle und Erregungszustände regulieren.  
Es kennt Strategien zum Bearbeiten und Lösen von Problemen.  
Es kann sich Unterstützung holen.  
Es schätzt Situationen richtig ein, gewichten sie weder zu stark noch zu schwach.  
Es kann sich selbst behaupten und hat ein positives Selbstbild.  
Selbsttest Resilienz

Auswertung Selbsttest Resilienz

Schaue dir die mit Nein beantworteten Punkte genauer an. Frage dein Kind, wie es ihm mit diesen Punkten geht. Überlegt dann gemeinsam, wie es in diesen Bereichen sicherer werden kann. Manche Punkte kann man üben, zum Beispiel das Einholen von Unterstützung und das Finden von Lösungsstrategien. Vielleicht musst du auch dein Erziehungsverhalten justieren, wenn Lob und Anerkennung im Alltagsstress zu oft auf der Strecke bleiben.