So bekommt dein Kind Frustrationstoleranz und Selbstkontrolle

Frustrationstoleranz ist eine wertvolle Eigenschaft, die Kinder und Jugendliche durchhalten lässt, auch wenn mal nicht alles rund läuft. Warum manche Kinder und Jugendliche in Schule und Ausbildung erfolgreicher sind als andere, beschäftigt PädagogInnen und PsychologInnen stets aufs Neue. Eine Studie aus Neuseeland zeigt, welche Faktoren großen Einfluss darauf haben, ob Kinder zu erfolgreichen Erwachsenen werden oder nicht.

Liebe ist gut, klare Worte sind es auch

Intelligenz, liebevolle Familienbeziehungen und ein stabiles, soziales Umfeld sind wichtige Grundbedingungen für die Entwicklung von Kindern und Jugendlichen. Wer geliebt wird, kann auch selber besser lieben. Doch da gibt es noch mehr, was Kindern hilft, sich positiv zu entfalten. In Neuseeland wurde schon vor einiger Zeit eine immer noch sehr aktuelle Langzeitstudie vorgestellt, bei der die Teilnehmer ab dem 3. Lebensjahr bis zum 30 Lebensjahr lang kontinuierlich beobachtet und befragt wurden.

Durchhalten oder aufgeben?

Die Eigenschaften helfen beim Erfolg

Die Forscher legten bei dieser Untersuchung Wert auf die folgenden Faktoren und Softskills, die eine Aussage über die Selbstkontrolle und Selbstbeherrschung der Probanden lieferten:

  • Frustrationstoleranz
  • Sorgfältiges Handeln
  • Beharrlichkeit
  • Geduld
  • Bedachtsamkeit
  • Hartnäckigkeit
  • Ausdauer

Die Studie liefert eindeutige Ergebnisse zur Frustrationstoleranz

Ohne Zweifel konnten die ForscherInnen belegen, dass die obigen Faktoren sich ganz entscheidend auf die Entwicklung eines Kindes auswirken. Am erfolgreichsten schnitten die Kinder ab, die schon in ganz jungen Jahren ein hohes Maß an Frustrationstoleranz und Selbstbeherrschung bewiesen. Sie waren erfolgreicher in Ausbildung und Beruf, hatten weniger gesundheitliche Probleme und neigten kaum zur Drogensucht oder kriminellem Verhalten. Insgesamt meisterten diese Kinder als junge Erwachsene ihr Leben positiver als die, die Schwierigkeiten mit der Selbstkontrolle hatten.

Selbstkontrolle und Selbstbeherrschung kann jedes Kind lernen

Die Studie hat ebenfalls ergeben, dass Verhaltenseigenschaften wie Selbstkontrolle, Frustrationstoleranz und Disziplin bei Kindern erfolgreich aufgebaut und trainiert werden können. Um festzustellen, wie gut es um die Disziplin deines Kindes bestellt ist und ob du daran noch etwas verbessern kannst, habe ich die folgende Checkliste für dich zusammengestellt. Im Anschluss daran stelle ich dir gezielte Übungen vor, mit denen dein Kind an seiner Selbstkontrolle arbeiten kann.

Wie gut ist die Selbstbeherrschung deines Kindes?

 JaNein
Frustrationstoleranz  
Lässt dein Kind sich von einer schlechten Note nicht demotivieren, sondern versucht die nächste Arbeit besser zu schreiben?  
Kann dein Kind ein Nein von einem Freund oder einer Freundin akzeptieren, zum Beispiel bei einem Freizeitvorschlag, ohne gleich die Freundschaft in Frage zu stellen?  
Sorgfalt  
Achtet dein Kind beim Aufräumen seiner wertvolleren Spielsachen darauf, diese geordnet zurückzulegen?  
Macht dein Kind bei der Berichtigung eines Diktates keine Fehler mehr?  
Ist dein Kind beharrlich, führt es beispielsweise eine angefangene Sportart für mindestens ein halbes Jahr weiter?  
Geduld  
Wartet dein Kind mit einer Frage an dich ab, bis du dein Gespräch beendet hast?  
Kann dein Kind langweilige Spielphasen aushalten und Spiele trotzdem bis zum Ende durchhalten?  
Bedachtsamkeit  
Kann dein Kind mit kleinen Kindern oder Tieren umgehen, so dass keine gefährlichen Situationen entstehen?  
Nimmt dein Kind sich bei Entscheidungen Zeit, seine Antwort zu überdenken?  
Hartnäckigkeit  
Gibt dein Kind nicht so schnell auf, wenn es eine Idee oder eine Vorstellung von etwas hat? Zum Beispiel einen bestimmten Freund oder Freundin einzuladen?  
Verfolgt dein Kind seine Pläne, ohne sich sofort vom ersten Gegenargument umstimmen zu lassen, zum Beispiel wenn es ein Haustier möchte?  
Ausdauer  
Ist dein Kind ausdauernd beim Erlernen von etwas Neuem, zum Beispiel dem Spielen eines Instrumentes oder dem Fahrradfahren?  
Bleibt dein Kind beim Lernen dran, auch wenn es eine Aufgabe nicht sofort versteht?  
Selbstkontrolle und Frustrationstoleranz
Auswertung:

Wenn du pro Verhaltenseigenschaft zwei Mal mit Nein geantwortet hast, kann deinem Kind ein wenig Disziplintraining nicht schaden. Im Gegenteil, von einer verbesserten Selbstkontrolle wird es mit großer Wahrscheinlichkeit lebenslang profitieren. Hast du einmal mit Nein geantwortet, ist dein Kind bereits auf einem guten Weg zu mehr Disziplin. Bei 2 Mal Ja pro Antwort brauchst du dir um die Disziplin deines Kindes keine Sorgen zu machen.

So förderst du die Selbstkontrolle und Selbstbeherrschung deines Kindes

Kinder können nur eine innere Struktur und ein diszipliniertes Verhalten erlernen, wenn ihre wichtigsten Bezugspersonen und ihr Lebensalltag dieses im Kleinen und im Großen auch unterstützen. In vielerlei Zusammenhängen spielt Disziplin eine Rolle, auch wenn dies nicht immer gleich offensichtlich ist. Dabei darf Disziplin aber nicht mit starrer Autorität und unflexiblen Regeln verwechselt werden. Ein Kind muss nach und nach lernen, in welchen Situationen Unlust, Langeweile oder Ungeduld auszuhalten sind und wann nicht. An den folgenden Beispielen möchte ich dir zeigen, in welchen Situationen du die Selbstkontrolle deines Kindes unterstützen kannst und was die Grenzen der Disziplin sind.

So kannst du Selbstkontrolle und Disziplin deines Kindes fördern

Situationfalsche Reaktionrichtige Reaktion
Ausdauer Ihr Kind übt ein Hobby aus, spielt beispielsweise in einer Theatergruppe mit. Ein paar Wochen vor der Aufführung werden ihm die Proben zu viel und es möchte aussteigen.Du verstehst, dass dein Kind überlastet ist und meldest es umgehend von der Gruppe ab. Signal: Getroffene Entscheidungen sind weniger wichtig als das subjektive Befinden.Du erklärst deinem Kind, dass die Gruppe sich auf alle Mitspieler verlassen können muss. Deswegen bleibt es bis zur Aufführung dabei und darf nach den Vorstellungen mit diesem Hobby aufhören.
Geduld Dein Sohn möchte sich ein Longboard „erarbeiten“ und hat versprochen, dafür bis zum Sommer jedes Wochenende eine Stunde im Garten zu helfen. Schon bald wird er ungeduldig und verliert die Lust. Nach 4 Wochen hört er auf und verlangt trotzdem das Longboard.Du findest, dass dein Kind sich angestrengt und bereits genug für das Longboard geleistet hat. Er darf mit seiner Gartenarbeit aufhören und bekommt es trotzdem. Signal: Vereinbarungen durchzuhalten ist nicht wichtig.Von der vereinbarten Hilfe hat dein Sohn nur ein Fünftel erfüllt. Diese Zeit wird ihm gutgeschrieben oder als Fünftel des Preises für ein Longboard auf sein Konto gezahlt. Entweder führt Ihr Sohn die Gartenarbeit fort oder er schlägt ein anderes Hilfsangebot vor und erarbeitet sich das Sportgerät noch.
Frustrationstoleranz
Begeistert hat sich deine Tochter in der 5. Klasse für die Schulband angemeldet. Das regelmäßige Üben des Instrumentes fällt ihr jedoch von Woche zu Woche schwerer, weil sie keine schnellen Erfolge sieht.
Du verstehst die Enttäuschung deiner Tochter und meldest sie bei der Schulband umgehend ab. Signal: Wenn etwas nicht sofort klappt, muss man es auch nicht weiter probieren.Du vereinbarst mit deiner Tochter, die Band noch bis zum Ende des Halbjahres weiter zu besuchen. Dann überlegt ihr gemeinsam, wie das Üben des Instrumentes so verbessert werden kann, dass es leichter wird.
Bedachtsamkeit
Monatelang hat dein Sohn um einen Bartagamen gebettelt. Nun ist das Terrarium da und die anfängliche Begeisterung wird täglich geringer. Es ist deinem Kind nicht wichtig, dass es dem Tier gut geht und es versäumt zunehmend sogar das Füttern.
Eigentlich findest du diese Echsen auch langweilig und verstehst das Verhalten deines Kindes gut. Du bittest deinen Lebensgefährten, sich künftig um das Tier zu kümmern. Signal: Irgendjemand übernimmt schon meine Pflichten, wenn ich keine Lust dazu habe.Du stellst deinen Sohn vor die Entscheidung, das Tier zu behalten und sich darum zu kümmern oder es wegzugeben. Entscheidet er sich gegen das Terrarium, soll er seine Mitschüler fragen, ob jemand den Bartagamen haben möchte. Ein anderes Tier wird dann nicht mehr angeschafft.
Hartnäckigkeit Um seine Mathenote zu verbessern, hat dein Sohn einer Nachhilfe zugestimmt. Nach der 3. Stunde will er aus Bequemlichkeit nicht weitermachen.Du kündigst den Vertrag sofort und übernimmst die Nachhilfe lieber zu Hause selber. Signal: Mama springt schon ein, wenn ich es möchte.Du vereinbarst eine Frist von mindestens 3 Monaten, in denen dein Kind die Nachhilfe weiter besucht. Wenn sich dann keine Verbesserung einstellt, sucht ihr gemeinsam nach einer neuen Lösung.
Sorgfalt
Um sich ein paar Euro zu verdienen, putzt deine Tochter regelmäßig den Innenraum, die Scheiben und Armaturen deines Autos. Dabei wird sie immer schneller – leider auf Kosten der Sorgfalt.
Du bezahlst deine Tochter auf jeden Fall, egal ob das Auto sauber oder noch schmutzig ist, weil du denkst, alleine die gute Absicht zählt. Signal: Sorgfalt zahlt sich nicht aus.Du kontrollierst das Ergebnis und lässt gegebenenfalls nachbessern. Deine Tochter bekommt das Geld nur, wenn die Arbeit sorgfältig ausgeführt wurde.
Selbstkontrolle und Frustrationstoleranz
Mein Tipp: Schwierig ist eben nicht leicht

Ein gesundes Maß an Selbstbeherrschung wird deinem Kind sehr helfen, auch mit schwierigen Situationen fertig zu werden. Damit ist jedoch nicht blinder Gehorsam gemeint, sondern die Fähigkeit, den „inneren Schweinehund“ in Grenzen und nicht jeder Unlust oder Bequemlichkeit nachzugeben. Denn nichts ist schöner, als der Erfolg, den sich ein Kind selbst erarbeitet hat.