Es ist grauenvoll! Sobald in den sozialen Medien ein kontroverses Thema angesprochen wird, treten Intoleranz, Inkompetenz und Ignoranz auf den Plan. Ganz besonders, wenn es um Einschränkungen einzelner zum Wohle der Gemeinschaft geht. Die scheint zunehmend lästig zu sein. Ich möchte gerne glauben, dass es sich hier nur um Bots handelt, die automatisch mit wilden Beschimpfungen und Schmähreden reagieren. Doch das ist wohl ein frommer Wunsch, denn Social Media kennt keine Grenzen.
Bin ich die Propagandahexe?
Auch ich bin immer wieder von Pöbeleien, Beleidigungen und sogar Drohungen betroffen.
Das betrifft insbesondere meinen YouTube-Kanal, bei dem zwischen den vielen, vielen positiven Kommentaren auch immer wieder Hatespeech passiert. Von den insgesamt über 1100 Videos und 15 Millionen Aufrufen, die ich bisher generiert habe, gibt es nur wenige Kommentare im Monat, die solchen Mist verursachen, aber die sind schon zu viel.
Klar, es ist ja auch wirklich schwierig, Themen rund um die deutsche Rechtschreibung und Grammatik als staatsgefährdend und grundrecht-feindlich zu verunglimpfen. Wer jedoch nach bestimmten Keywords sucht, wird auch bei mir fündig. Dabei geht es natürlich um Corona, Medienwissen oder allgemeine Themen wie gendern oder Diverse und um das Thema Querdenker-Demos.
Obwohl ich mich bei jedem Video darum bemühe objektiv und sachlich zu sein, rufen kontrovers Themen einen kleinen Prozentsatz von Usern dazu auf, ihren individuellen und unreflektierten Mist zu posten. Allen gemein ist, dass sie das Video weder verstanden haben noch sachlich dagegen argumentieren (können). Ich wurde schon als Kommunistin bezeichnet, als Kinderhasserin und nun auch noch als Propagandahexe. Wobei mir die Wortschöpfung durchaus gefällt, die Geisteshaltung dahinter jedoch nicht.
Leider musste auch ich jetzt die Kommentarfunktion eines Videos schließen…. Reißt euch doch mal ein bisschen am Riemen und versucht wenigstens, alle Chancen zu nutzen, die euch unser freies, offenes und reiches Land bietet. Ihr Gehirnzwerge!
Update Ende.
Reizthemen bringen das Schlechte zum Vorschein
Fast schon mit schöner Regelmäßigkeit müssen Kommentarfunktionen geschlossen werden und Moderatoren sich für eine Weile aus ihren Foren zurückziehen. Zu den absoluten No-Go-Themen beim Medienverhalten gehören zum Beispiel
- Maskenpflicht und Hygieneplan in der Öffentlichkeit oder in Schulen
- Beherbergungsverbot
- Querdenker Demos
- Fridays for Future
- Verhalten von Lehrern, Eltern oder Schülern
- Gendern und Diversität
Social Media: Harmlose Fragen werden Geschosse
Meistens fängt es ganz harmlos an. Ein besorgter, verärgerter oder irritierter User formuliert eine Frage oder schildert eine Situation, die jetzt eifrig diskutiert und kommentiert wird. Dabei ist fast schon ein exponentielles Wachstum zu beobachten. Das betrifft nicht nur die Menge der Kommentare, sondern auch deren Qualitätsverlust. Der ursprüngliche Post ist nach kurzer Zeit vergessen, es geht nur noch ums Herumpöbeln auf niedrigem Niveau – Rechtschreibfehler und mieser Stil inbegriffen.
Fakten interessieren bei Social Media kaum noch
bei Corona war der Aufreger schlechthin die Maskenpflicht. Überstieg die Infektionsrate ein gewisses Niveau, sollten auch im Unterricht Masken getragen werden. Ein Jubelthema für gelangweilte Facebook-Surfer, denen das Verstehen von komplexen Zusammenhängen zu schwierig ist. Handelte es sich bei der Maskenpflicht doch ganz augenscheinlich um Gewalt gegen Kinder und Jugendliche, um einen unnötigen Zwang und natürlich auch um eine Missachtung der Grundrechte. Schlimmer geht es kaum noch, oder?
- Das eigene Kind litt sofort unter Kopfschmerzen und wurde entschuldigt, wenn es eine Maske tragen musste. Alternativen werden weder ausprobiert noch angedacht.
- Die Viren und Bakterien in der feuchten Maske führten angeblich zu schweren Krankheiten und waren daher ein Angriff auf das Körperwohl.
- Viele Eltern wollten sich nicht vorschreiben lassen, dass ihre Kinder eine Maske tragen mussten. Sie wollten selber entscheiden, wie sie gegen die Pandemie angehen.
- Und, und, und….
Persönliche Beleidigungen gehen immer
Wenn die fadenscheinigen Argumente ausgehen (das geht blitzschnell), wird gegen die anderen Kommentatoren geschossen. Deren Erziehungskompetenz wird angezweifelt, manchmal auch die Liebe zu ihren Kindern und natürlich ihre geistige Gesundheit. Lehrerinnen und Lehrer werden als obrigkeitshörig bezeichnet, alternativ auch als faules Pack oder über engagierte Pädagogen-Maden. Spätestens an diesem Punkt wird die Kommentarfunktion abgeschaltet und der Moderator verabschiedet sich in einen Kurzurlaub.
So lernen unsere Kinder ganz bestimmt nicht
Am liebsten würde ich solche Diskussionsrunden verbieten, aber ich kann mich noch beherrschen. Trotzdem – auch wenn es sich nur um eine Minderheit handelt, möchte ich nicht, dass die Kinder und Jugendlichen solche Umgangsformen in solch einem Umfang mitbekommen. Schließlich sind wir Erwachsenen Vorbilder, auch wenn es seit einiger Zeit nicht mehr so aussieht.
Was ich mir wünsche?
- Zunächst einmal wäre es doch wirklich schön, wenn gepostet Beiträge oder Meinungen gelesen und verstanden werden würden. Anschließend darf man ruhig mal 5 Minuten darüber nachdenken, bevor die hyperaktiven Daumen einen geharnischten Kommentar in die Tasten tippen.
- Toll wäre es auch, wenn sich der Kommentar wirklich auf den Beitrag beziehen würde., wenn die eigenen Argumente entweder als Meinung gekennzeichnet oder durch Fakten unterlegt werden würden.
Weltfrieden und keine Hungersnot
Das ist mein größter Wunsch, aber besseres Benehmen steht auch ganz weit oben. Selbstverständlich darf jeder Stellung beziehen und seine Ansichten darstellen, auch bei Social Media. Doch das geht auch, ohne andere zu beleidigen, zu beschimpfen oder schlecht zu machen. Einfach die eigene Meinung auf Augenhöhe den anderen gegenüberstellen. Kommen dann noch tolle Argumente hinzu und verlässliche Fakten, werden die Leser quasi nebenbei überzeugt.
Das Leben ist kein Wunschkonzert, und Social Media erst recht nicht
Von dieser Vision einer besseren Online-Welt kommen wir immer weiter ab. Statt Faktencheck, sachlicher Argumentation, Toleranz und Meinungsfreiheit werden die Autoren und Kommentatoren beleidigt, mit unverschämten E-Mails traktiert und manchmal sogar persönlich angerufen und bedroht.
Geht doch nach Amerika und schließt euch Trump an!
Ja, das meine ich wirklich ernst. Wer solch ein Umgangsstil pflegen möchte, hat in Donald Trump ein wirklich tolles Vorbild. Gemeinsam mit dem alten weißen (orangen) Mann kann er Frauen beschimpfen, rassistische Äußerungen verbreiten, Corona leugnen, Steuern hinterziehen und gegen Ausländer hetzen. Fakten, Moral oder Toleranz sind hier absolut nicht gefragt. Hier gilt das Recht des Stärkeren.
Fazit: Was du nicht willst, was man dir tu, das füg´ auch keinem anderen zu!