In den letzten Jahren hat die Zahl der Lehrkräfte, die ihren Beruf aufgeben, besorgniserregend zugenommen. Die Gründe für diesen Trend sind vielfältig und spiegeln eine Kombination aus persönlichen, beruflichen und gesellschaftlichen Herausforderungen wider.
In Deutschland ist die Situation des Lehrermangels besorgniserregend. Laut einer Umfrage unter den Kultusministerien fehlen bundesweit knapp 14.500 Vollzeitstellen für Lehrkräfte, wobei Nordrhein-Westfalen mit 6.715 unbesetzten Stellen den größten Engpass aufweist. Weitere Bundesländer mit hohem Lehrermangel sind Niedersachsen, Berlin, Sachsen, Thüringen und Sachsen-Anhalt. Insgesamt ist die Zahl der unbesetzten Stellen seit einer früheren Umfrage im Januar um 2.125 gestiegen. Nach Prognosen der Kultusministerkonferenz (KMK) wird der Lehrkräftemangel in den kommenden Jahren weiter zunehmen, mit einem geschätzten Fehlbedarf von 68.000 Lehrkräften bis 2035. Besonders akut ist die Situation in der Grundschulbildung und der Sekundarstufe I, wo in den nächsten Jahren eine deutliche Unterdeckung an Lehrkräften erwartet wird. Auch wenn die Prognosen für die Sekundarstufe II etwas entspannter ausfallen, wird auch hier in einigen Jahren ein Mangel erwartet.
Diese Entwicklungen zeigen, dass der Lehrermangel ein komplexes Problem darstellt, das eine Vielzahl von Maßnahmen erfordert, um langfristig gelöst zu werden. Investitionen in die Bildung und die Attraktivität des Lehrberufs sind entscheidend, um den Mangel an Lehrkräften zu bekämpfen und die Qualität der Bildung in Deutschland zu sichern.
Die Probleme werden immer mehr
Lehrkräfte sind mit einer Vielzahl von Herausforderungen konfrontiert, die von der Verwaltung der Klassenzimmerdynamik bis hin zur Erfüllung der Bildungsstandards reichen. Eine der größten Frustrationen für Lehrkräfte ist der Umgang mit Schülern, die nicht dem erwarteten Lern- und Verhaltensstandard entsprechen. Insbesondere das Verhalten von Schülern, die während des Unterrichts abgelenkt sind oder stören, kann sehr herausfordernd sein. Lehrkräfte berichten von Situationen, in denen sie Schwierigkeiten haben, die Aufmerksamkeit ihrer Schüler aufrechtzuerhalten, etwa wenn Schüler während einer Vorlesestunde zum Fenster laufen, um den Schnee zu betrachten, oder wenn sie sich auf dem Teppich rollen und wälzen, anstatt zuzuhören.
Das nervt LehrerInnen am meisten an den Kids
- Mangelnde Beteiligung und Engagement: SchülerInnen, die sich nicht aktiv am Unterricht beteiligen oder Desinteresse zeigen, können für Lehrkräfte besonders frustrierend sein. Diese Haltung erschwert nicht nur den Unterrichtsfluss, sondern beeinträchtigt auch die Lernatmosphäre.
2. Störungen und Unterbrechungen: SchülerInnen, die den Unterricht durch wiederholte Störungen unterbrechen, sei es durch Gespräche mit Mitschülern oder andere ablenkende Verhaltensweisen, stellen eine Herausforderung für Lehrkräfte dar. Solche Unterbrechungen können den Lehrplanfortschritt erheblich behindern.
3. Respektlosigkeit: Mangelnder Respekt gegenüber Lehrkräften und MitschülerInnen kann das Klassenklima negativ beeinflussen. Respektlosigkeit kann viele Formen annehmen, von verbalen Ausfällen bis hin zu mangelnder Anerkennung der Autorität der Lehrkraft.
4. Unangemessenes Verhalten: Verhaltensprobleme, wie Aggressivität, Ungehorsam oder Provokation, können den Unterricht stören und erfordern oft ein erhebliches Maß an Aufmerksamkeit und Management vonseiten der Lehrkräfte.
5. Schwierigkeiten bei der Einhaltung von Anweisungen: SchülerInnen, die Anweisungen nicht folgen oder wiederholt nachfragen, können den Unterrichtsablauf verzögern. Dies kann auf mangelnde Aufmerksamkeit oder Verständnisschwierigkeiten zurückzuführen sein.
6. Mangelnde Eigenverantwortung und Selbstständigkeit: Schüler, die wenig Eigeninitiative zeigen oder ständig auf die Hilfe der Lehrkraft angewiesen sind, können eine Herausforderung darstellen. Lehrkräfte bemühen sich, Selbstständigkeit und Verantwortungsbewusstsein zu fördern, doch bei manchen Schülern kann dies eine schwierige Aufgabe sein.
7. Leistungsschwierigkeiten und mangelnde Vorbereitung: Schüler, die regelmäßig unvorbereitet in den Unterricht kommen oder Schwierigkeiten haben, dem Unterrichtsstoff zu folgen, erfordern zusätzliche Unterstützung und Aufmerksamkeit von der Lehrkraft. Dies kann insbesondere in größeren Klassen oder in Klassen mit einer breiten Leistungsstreuung herausfordernd sein.
Viele SchülerInnen sind unglücklich und stören den Unterricht
Ein weiteres Problem ist der Umgang mit älteren SchülerInnen, die Schwierigkeiten beim Lesen haben. Diese Schüler haben oft jahrelang an ineffektiven Leseinterventionsprogrammen teilgenommen und entwickeln möglicherweise ein geringes Selbstwertgefühl, Angstzustände oder Wut, sowohl auf sich selbst als auch auf die Lehrkräfte, die ihnen nicht das Lesen beibringen konnten. Diese Frustration und Demütigung, älter zu sein und nicht lesen zu können, führt häufig dazu, dass diese Schüler sich vom Unterricht zurückziehen oder störend verhalten.
Fremdsteuerung geht oft am Bedarf vorbei
Lehrkräfte sind auch frustriert über Entscheidungen von oben, die ihre Fähigkeit beeinträchtigen, eine kohäsive, freudige und engagierte Lerngemeinschaft für Kinder zu schaffen. Die Frustration ergibt sich oft aus der Einführung neuer Praktiken, Programme oder Tests, die nicht mit ihrem professionellen Urteil oder ihrer Kenntnis der Bedürfnisse ihrer SchülerInnen übereinstimmen.
LehrerInnen können aktiv werden
Trotz dieser Herausforderungen gibt es Strategien, um mit der Frustration umzugehen und eine positive Lernumgebung zu fördern.
- Lehrkräfte können beispielsweise eine Klassenzimmerumgebung schaffen, in der SchülerInnen sich wohlfühlen, um Hilfe zu bitten und Fehler öffentlich zu machen, ohne Angst vor Spott zu haben.
- Darüber hinaus wird empfohlen, flexible Gruppierungen zu verwenden, die SchülerInnen je nach Tag und Lektion in unterschiedlichen Lesegruppen zusammenbringen, um Stigmatisierung zu vermeiden und die Stärken der Schüler zu nutzen.
- Durch das Verständnis und die Bewältigung dieser Herausforderungen können Lehrkräfte eine unterstützende und inklusive Lernumgebung schaffen, die allen Schülern zugutekommt.
Der Stress im Klassenzimmer muss abnehmen
Einer der Hauptgründe, warum Lehrerinnen und Lehrer den Beruf verlassen, ist der immense Stress, der mit der Tätigkeit verbunden ist. Schon vor der COVID-19-Pandemie lag die jährliche Abwanderungsrate bei etwa 8 Prozent, wobei Burnout und niedrige Moral besonders während des Schuljahres 2020–2021 zu noch höheren Abwanderungsraten führten. Die Pandemie hat zusätzlichen Stress verursacht, indem sie Lehrkräfte zwang, mehr Stunden zu arbeiten und sich in einem ungewohnten Fernunterrichtsumfeld zurechtzufinden, oft verbunden mit häufigen technischen Problemen.
Vieles läuft in den Schulen falsch
Die fünf größten Probleme, mit denen Lehrkräfte außerhalb des Klassenzimmers konfrontiert sind, umfassen eine Mischung aus persönlichen, beruflichen und gesellschaftlichen Herausforderungen:
- Politische und administrative Entscheidungen: Lehrkräfte fühlen sich oft frustriert durch von oben verordnete Entscheidungen, die ihre Fähigkeit, effektiv zu unterrichten und eine positive Lernumgebung zu schaffen, einschränken. Dies kann neue Lehrpläne, Tests und andere Bildungsreformen umfassen, die ohne ausreichende Berücksichtigung der praktischen Realitäten des Klassenzimmers eingeführt werden.
- Mangelnde Anerkennung und Unterstützung: Lehrerinnen und Lehrer berichten häufig über einen Mangel an Anerkennung für ihre Arbeit von der Gesellschaft, den Medien und manchmal sogar von den Schulverwaltungen. Diese wahrgenommene mangelnde Anerkennung kann sich negativ auf die Motivation und das Berufsethos auswirken.
- Arbeitsbelastung und Burnout: Die Arbeitsbelastung für Lehrkräfte ist oft hoch, nicht nur wegen der Unterrichtszeit, sondern auch wegen der Vorbereitung, Korrektur von Schülerarbeiten und der Teilnahme an schulischen Veranstaltungen. Diese Faktoren können zu Burnout und Stress führen, was wiederum die Qualität des Unterrichts beeinträchtigen kann.
- Finanzielle Herausforderungen: Viele Lehrkräfte sind mit finanziellen Herausforderungen konfrontiert, wie z.B. niedrigen Gehältern im Vergleich zu anderen Berufen mit ähnlichem Ausbildungsniveau. Dies kann besonders in Regionen mit hohen Lebenshaltungskosten problematisch sein und Lehrkräfte dazu zwingen, Nebenjobs anzunehmen.
- Einfluss von Eltern und Gemeinschaft: Lehrkräfte müssen oft mit den Erwartungen und Forderungen von Eltern umgehen, die manchmal unrealistisch sein können oder in Konflikt mit pädagogischen Zielen stehen. Zusätzlich kann der Druck von der Gemeinschaft und den Eltern bezüglich der Schulleistung und Testergebnisse zusätzlichen Stress verursachen.
Diese Probleme verdeutlichen die Komplexität der Herausforderungen, mit denen Lehrkräfte außerhalb des Klassenzimmers konfrontiert sind, und unterstreichen die Notwendigkeit einer umfassenden Unterstützung und Anerkennung ihrer entscheidenden Rolle in der Bildung und Entwicklung junger Menschen.
LehrerInnen wollen anerkannt und respektiert werden
Die fehlende Anerkennung und Unterstützung durch die Verwaltung und die Gesellschaft sind ebenfalls signifikante Probleme. Lehrkräfte fühlen sich oft von der Schulleitung und den Eltern bevormundet und beklagen einen Mangel an Respekt für ihren Berufsstand. Darüber hinaus führen problematische Arbeitsbedingungen, wie marode Schulgebäude, unzureichende Materialien und überfüllte Klassen, zu einer Überlastung der Lehrkräfte.
Die Herausforderungen, mit denen Lehrkräfte konfrontiert sind, haben einige dazu veranlasst, ihre Karriere zu überdenken und in andere Berufsfelder zu wechseln, in denen sie ihre Fähigkeiten und Erfahrungen einbringen können, ohne den Belastungen des Lehrberufs ausgesetzt zu sein. Diese Entwicklungen deuten darauf hin, dass dringend Maßnahmen ergriffen werden müssen, um die Arbeitsbedingungen und die Anerkennung von Lehrkräften zu verbessern, um eine qualitativ hochwertige Bildung für alle Schüler sicherzustellen.