Lückentexte wirken wie total veraltetes Übungsmaterial aus dem letzten Jahrhundert. Aber immer noch teilen viele Lehrerinnen und Lehrer vorbereitete Arbeitstexte aus, in denen ihre Schülerinnen und Schüler die fehlenden Sätze oder Wörter ergänzen müssen. Ist das kompletter Unsinn? Hat das überhaupt einen Lerneffekt? Dieser Frage habe ich mich im folgenden Beitrag intensiv angenommen.
Welche Übungsformen helfen deinem Kind?
Bei Lückentexten und übrigens auch bei Diktaten handelt es sich um Übungsformen, die heute sehr umstritten sind. Wenn es sich dabei um stupides Einsetzen von auswendig gelernten Wörtern oder Begriffen handelt, ist der Lerneffekt in der Tat gering. Bildungsforscher wissen heute, dass es beim Lernen in erster Linie um das selbstständige Erarbeiten von Inhalten geht. Je mehr das eigene Gehirn aktiviert wird, desto besser bleibt das Gelernte auch haften.
Wovon muss ein sinnvoller Lückentext handeln?
Ein Lückentext muss in erster Linie mal ein begrenztes Thema aufgreifen, das bei den Schülerinnen und Schüler im Unterricht behandelt wurde. Das kann in verschiedenen Fächern alles Mögliche sein.
- Geschichtsdaten in geschichtlichen Lückentexten im Fach Geschichte
- Signalwörter oder Fremdwörter zu bestimmten Themen (z.B. Fotosynthese) in Biologie
- Wortarten in Deutsch (Nomen, Konjunktionen, Bindewörter)
- Fremdwörter eines Themenkomplexes (z.B. retardierter und elaborierter Sprachcode)
- Vokabeln zu einem Themengebiet in einer Fremdsprache
Welche Lückenwörter sollen eingetragen werden?
Ein Lückentext, in dessen Lücker jeweils mehrere Wörter passen, ist verwirrend und führt häufig zu Diskussionen. Warum das eine Wort und das andere nicht? Ist die Note dann überhaupt gerecht? Besser ist es, Lückentexte so zu konzipieren, dass jeweils nur ein einziges Wort wirklich in die Lücken passt. Hilfreich sind dabei Wortwolken.
Eine Wortwolke kann helfen
Mit der Wortwolke definiert der Lehrer oder die Lehrerin genau, welche Wörter in die Lücken geschrieben werden sollen. Aber auch hier ist es wichtig, dass die Wörter nicht wahllos eintragbar sind und alle einen festen Platz haben. Jedenfalls dann, wenn alle eingetragen werden sollen. Oft ist ein Wort überzählig, um die Aufgabe noch etwas zu erschweren.
Häufige Fehler bei Lückentexten
- der Text enthält Fehler
- der Text, beziehungsweise die Füllwörter, sind nicht eindeutig
- der Text bezieht sich auf unterschiedliche Themenschwerpunkte
- das Thema des Lückentextes wurde im Unterricht nicht behandelt
- der Lückentext wird als „Füllmaterial“ einer Stunde eingesetzt und verfolgt kein Lernziel
- der Text ist unleserlich
- die Lücken sind zu klein oder viel zu groß
Beispiel Biologie und Lückentext
Zur Überprüfung des Schülerwissens macht ein Lückentext nach abgeschlossener Lerneinheit durchaus Sinn. Je nach Anspruch oder Alter der Schülergruppe kann er mit einer Wortwolke kombiniert werden. Auch die Anzahl der Lücken kann variiert werden. Doch Achtung: Je mehr Lücken, desto größer die Unsicherheit.
Lösung:
Die Fotosynthese wird der Prozess genannt, bei dem Pflanzen Lichtenergie in chemische Energie umwandeln. Pflanzen verwenden diese Energie, um sich zu ernähren. Die von ihnen aufgenommene Lichtenergie wird genutzt, um Kohlendioxid, Wasser und Mineralien in Sauerstoff umzuwandeln. Das Pigment, das den Pflanzen ihre grüne Farbe verleiht und sie beim Prozess der Fotosynthese unterstützt, heißt Chlorophyll.
Es gibt auch Organismen, die keine Pflanzen sind und Fotosynthese betreiben. Dazu gehören Algen und smaragdgrüne Meeresschnecken.
Lückentexte bei Grammatikthemen
Hat dein Kind beispielsweise gerade die Deklination durchgenommen, kann es mit einem Lückentext überprüfen, ob es alles richtig verstanden hat. Das Eintragen der Nomen oder Adjektive (oder Pronomen) in die passenden Fälle ist eine wunderbare Grundlage für Lückentexte. Wie in diesem Beispiel.
Kein Durcheinander bitte!
Nicht gut ist es, wenn dein Kind in ein und denselben Text deklinierte Nomen, konjugierte Verben oder Fremdwörter eintragen soll. Hier kommt es schnell durcheinander und der Lerneffekt ist gering. Dafür steigt die Fehlerwahrscheinlichkeit und damit auch die Frustration. Lernen soll Spaß machen, indem dein Kind Erfolgserlebnisse hat. Fehler passieren natürlich auch, aber sie sollten nicht in der Überzahl sein.