Hast du immer wieder das Gefühl, dein Kind merkt sich nicht, was du ihm sagst? Fragst du dich, ob es einfach nicht zuhören will – oder ob es nicht kann? Bist du oft wütend und fühlst dich respektlos behandelt? Machst du dir Sorgen, denn auditive Unaufmerksamkeit kann in der Schule zu großen Leistungsproblemen werden? Folgende Probleme können bei einer auditiven Merkschwäche auftreten.
Wenn dein Kind Gehörtes nicht gut verarbeiten kann
- Dein Kind hat wichtige Informationen im Unterricht nicht aufgenommen, beispielsweise den Termin einer Arbeit.
- Deinem Kind fehlen immer wieder Teile der Hausaufgaben, weil es nicht wusste, was es machen musste.
- Dein Kind verpasst Verabredungen oder Einladungen, weil es sie überhört hat.
- Dein Kind erledigt von mehreren Aufträgen immer nur einen Teil.
- Dein Kind wirkt oft überfordert, wenn du ihm mehr als eine Anweisung erteilst.
- Dein Kind kann sich von Unterhaltungen vieles nicht merken.
Diese Blöcke helfen deinem Kind garantiert
Vielleicht hat dein Kind eine auditive Merkschwäche
Wenn Kinder sich von drei Aufträgen nur zwei merken, im Diktat immer den zweiten Teil des Satzes vergessen oder im Kopfrechnen versagen, kann eine auditive Merkschwäche oder auditive Wahrnehmungsschwäche die Ursache sein. Das ist besonders schlimm bei Kindern, die am besten über das Hören lernen. Du kannst diese Merkfähigkeit bei deinem Kind ganz einfach testen – und ebenso einfach trainieren.
Mit den folgenden Übungen kannst du feststellen, wie gut dein Kind Gehörtes aufnimmt und umsetzt.
Mini-Test der auditiven Merkfähigkeit
Sprich deinem Kind 5 Ziffern oder 5 Buchstaben vor, die es dann aus dem Gedächtnis wiederholen soll. Das Kurzzeitgedächtnis sollte diese Anzahl für ein bis zwei Minuten speichern können. Einem Schulkind sollte das gelingen (bei Erwachsenen sind es 7 bis 9 Ziffern).
So trainiert dein Kind seine auditive Merkfähigkeit
Tägliches Üben dieser Fähigkeit, also dem Nachsprechen von 3, 4, 5 und später auch 6 Buchstaben oder Ziffern, erhöht die Merkfähigkeit innerhalb von 3 bis 6 Monaten deutlich. Dein Kind lernt dabei, voneinander unabhängige Informationen besser aufzunehmen.
Beispiel:
Sprich die vier Ziffern 4 – 7 – 3 – 8 deinem Kind vor, dann soll es sie wiederholen. Gelingt dies, verdoppeln sie beim nächsten Versuch die 4. Ziffer, also die 8 und sprechen nun 4 – 7 – 3 – 8 – 8 vor. Gelingt deinem Kind das, hänge beim nächsten Versuch als 5. Ziffer eine neue Zahl an. Also: 4 – 7 – 3 – 8 – 1. Übe täglich 3 bis 5 Minuten und erweitere erst, wenn dein Kind die Ziffern sicher wiederholen kann. Loben nicht vergessen!
Spiele und Übungen zur Förderung der auditiven Wahrnehmung
1. Laut oder leise?
Schicke dein Kind aus dem Zimmer und verstecke dann einen Gegenstand. Dein Kind soll diesen Gegenstand nun suchen, indem es von dir durch Trommeln geleitet wird. Je näher es dem gesuchten Gegenstand kommt, desto lauter musst du trommeln. Entfernt es sich wieder, wird auch dein Trommeln leiser. Hat es den Gegenstand schließlich gefunden, wird es mit einem lauten Trommelwirbel oder etwas anderem belohnt.
Mit diesem Spiel lernt dein Kind laute und leise Geräusche genau zu differenzieren.
2. Hör genau zu!
Bei diesem Spiel bekommt dein Kind einen Kopfhörer aufgesetzt, sodass es nur noch wenig Geräusche und Töne wahrnehmen kann. Erschwerend kann auch leise Musik eingespielt werden. Dann stellest du dich in circa 3 Metern Entfernung auf und erzählst deinem Kind eine lustige Geschichte, einen Witz oder forderst es auf, etwas zu tun. Anschließend muss dein Kind wiedergeben, was es gehört hat oder die Aufforderung umsetzen. Gelingt ihm dies, bekommt es eine Belohnung. Dann werden die Rollen getauscht.
Bei diesem Spiel lernt dein Kind sich auf einzelne Geräusche zu konzentrieren.
3. Opa will schlafen
Macht euch gemeinsam einen Spaß daraus, alltägliche Dinge so leise wie möglich zu tun. Wenn du beispielsweise mit deinem Kind etwas auspackst oder aufräumst, erfinde einen alten Großvater, der beim Schlafen nicht gestört werden möchte. Immer wenn ihr beim Aufräumen oder Spielen aus Versehen laute Geräusche macht, stellt euch vor wie Opa aufwacht und schlechte Laune hat.
Bei diesem Spiel kannst du sehr gut die Geräuschwahrnehmung deines Kindes erkennen und trainieren.
4. Hör-Memory
Sammele leere Dosen und füllen jeweils zwei davon mit den gleichen Materialien. Dafür bietet sich zum Beispiel an: Perlen, Steine, Linsen, Sand, Reis, kleine Murmeln, Watte, Geldstücke, Büroklammern, Knöpfe, Erbsen, usw.
Spiele nun mit diesen Dosen Memory. Jeder Spieler darf immer zwei Dosen aufnehmen und schütteln. Meint er, dass sie den gleichen Inhalt enthalten, darf er sie öffnen und vergleichen. Hat der Spieler richtig gelegen, bekommt er das Pärchen und darf weiterspielen. War sein Tipp falsch, werden die Dosen zurückgestellt und der nächste Spieler ist an der Reihe.
Dabei schult dein Kind sein Gehör für feine Unterschiede.
5. Spiele eine Geschichte
Sicherlich gehörst auch du zu den Eltern, die ihrem Kind regelmäßig eine Geschichte vorlesen. Anstatt immer nur zuzuhören soll dein Kind in der nächsten Vorlesestunde so viele Bewegungen wie möglich aus der Geschichte imitieren. Hüpft beispielsweise Pipi Langstrumpf lustig von einem Bein aufs andere, soll dein Kind dies auch tun. Und wenn die Wilden Kerle vor Freude über ein gewonnenes Spiel laut jubeln, fordere auch das Jubeln deines Kindes ein.
Dabei lernt dein Kind Gehörtes in Bewegung umzusetzen.
6. Tick-Tack
Hast du dich auch schon über diese laut tickenden Wecker geärgert, die dich am Einschlafen behindert? Für das folgende Spiel kannst du solch ein Störenfried gut gebrauchen. Verstecke den Wecker an einem Ort in der Wohnung. Dein Kind soll ihn nun nur anhand des Geräusches finden. Das ist gar nicht so einfach, denn es muss nun gut hinhören und auch die Richtung erkennen, aus der das Ticken kommt. Natürlich kannst du auch ein tickendes Smartphone verstecken.
Dein Kind trainiert dabei das Richtungshören.
7. Wie war es genau?
Nutze die vielfältigen Gelegenheiten, um dir von deinem Kind eine erlebte Situation genau wiedergeben zu lassen. Kann es ein Gespräch wiedergeben? Kann es den Inhalt einer Fernsehsendung, eines Videos oder eines Podcasts nacherzählen? Kann es ein Gedicht auswendig lernen?
Dein Kind lernt dabei auditive Reize sicher zu speichern und zu verarbeiten.
8. Stille Post
Diese alte Kinderspiel macht nur in einer großen Gruppe wirklich Spaß. Alle Teilnehmer bilden einen Kreis oder eine lange Reihe. Einer denkt sich ein besonderes Wort oder einen lustigen Satz aus und flüstert diesem in das Ohr seines Nachbarn. Der Nachbar wiederum flüstert das Gehörte seinem Nebenmann zu. Das geht solange weiter, bis das Ende der Reihe oder des Kreises erreicht ist. Der Letzte muss nun laut wiedergeben, was er verstanden hat.
Bei diesem Spiel muss dein Kind genau hinhören und dem Gehörten einen Sinn geben.
9. Lauschangriff Wald
Nutze auch einen Waldspaziergang, um die auditive Wahrnehmung deines Kindes zu fördern. Nachdem ihr eine Weile unterwegs ward, könnt ihr mitten im Wald eine Pause einlegen. Lasse dein Kind nun seine Augen schließen und schildern, was es hört. Lasst euch Zeit, frage nach. Es werden immer mehr Geräusche hinzu kommen. Dabei kann dein Kind auch vergleichen, ob es die Geräusche die ganze Zeit wahrgenommen hat oder erst jetzt bemerkt.
Dein Kind lernt dabei, dass es immer von Geräuschen umgeben ist, diese aber nicht immer gleich stark wahrnimmt.
10. Was hörst du in einer Minute?
Für eine Minute lang ist dein Kind ganz leise und achtet auf alle Geräusche, die es trotz Stille hört (das Bellen des Nachbarhundes, die gluckernde Heizung, den Rasenmäher draußen, das Magenknurren von Tim usw.). Lasse es anschließend seine Eindrücke erzählen oder aufschreiben. Die meisten Kinder machen dieses Spiel sehr gerne und versuchen bei jeder Wiederholung der Übung noch mehr Dinge zu hören als beim letzten Mal.
11. Male, was du hörst
Gib deinem Kind ein leeres Blatt Papier. Auf dieses soll es nun innerhalb von 10 oder 25 Minuten malen, was es hört. Dabei darf natürlich nicht gesprochen werden, weil die Eindrücke sonst verwischen. Dieses Spiel kann auch mit mehreren Personen gleichzeitig gespielt werden. Es ist sehr spannend am Ende zu sehen, wer was gehört und gemalt hat.
12. Gehe im Takt
Schlage auf eine Trommel, ein Tamburin oder klatsche. Dein Kind darf nur dann einen Schritt machen, wenn es dein Schlagen hört. Variiere dabei das Tempo und die Lautstärke. Am besten gelingt die Aufgabe, wenn das Kind genau im Takt ist, sich also rhythmisch bewegt. Aber Achtung, das fällt nicht allen Kindern leicht und sollte nicht als Demotivation wirken.
13. Finde das versteckte Wort
Bei diesem Spiel benötigst du einen Text, der vorgelesen wird. Es kann ruhig eine Seite aus
einem Lieblingsbuch sein, aber auch etwas aus der Zeitung oder aus dem Internet. Der Vorleser oder die Vorleserin bauen ein besonderes Wort immer wieder in den Text ein oder suchen sich voher eines aus, das oft vorkommt.
Er blickte aus dem Fenster in den strahlend blauen Himmel und überlegte, was er heute mit sich anfangen sollte. Natürlich könnte er ins Schwimmbad gehen, aber ohne Freunde machte das keinen richtigen Spaß. Oder in die Stadt fahren, durch Kaufhäuser schlendern, neue CDs anhören und nach DVDs gucken?
Es war Dienstagmittag und seine Eltern würden noch zwei bis drei Stunden unterwegs sein. Arbeiten. Sie hatten keinen Urlaub und Marc war in der Wohnung für sich alleine. Eigentlich konnte er tun, was er wollte. Aber immer nur fernsehen machte keinen Spaß, dann schon lieber ein neues Computerspiel aus seiner umfangreichen Sammlung ausprobieren, vielleicht ein Rollenspiel anfangen. Aber auch das war zu zweit einfach spannender.
Ganz einfach und schnell geht das am PC. Dieses geheimnisvolle Wort,
beispielsweise so ein normales Wort wie UND oder auch ein selteneres Wort wie Autobahn,
liest du nun einfach mit vor. Dein Kind muss aufmerksam sein und jedes Mal, wenn es das
geheimnisvolle Wort hört, einen Strich machen oder in die Hände klatschen. Zum Schluss werden alle Striche mit dem wirklichen Vorkommen des geheimnisvollen Wortes verglichen. Hat dein Kind alle entdeckt? Falls nicht, darf die Übung gerne wiederholt werden.