Die meisten angehenden Erstklässler warten sehnsüchtig auf ihre Einschulung und freuen sich darauf, endlich zu den Großen zu gehören. Der eigene Ranzen, die bunte Schultüte mit den Geschenken, ein neuer Schreibtisch und die verheißungsvollen Fragen der Erwachsenen wecken in ihnen eine regelrechte Aufbruchstimmung. Sie sind aufgeregt, auch etwas nervös und ein klein bisschen ängstlich, aber fast alle fiebern dem ersten Schultag ungeduldig entgegen. Und wie fühlen sich die Erstklässler Eltern?
Die Angst der Eltern vor der Schule
Vielen Erstklässler Eltern hingegen geht es ganz anders. Sie haben Angst, ihr Kind in die große, weite Welt der Beurteilungen und Bewertungen zu entlassen. Anders als im Kindergarten schwindet der elterliche Einfluss in der Schule von Jahr zu Jahr. Große Veränderungen stehen bevor, andere Stärken sind gefragt – und die sind nicht immer schon vorhanden. Letztlich zeigt sich in der Schule ja auch, wie gut ein Kind bisher auf das Leben vorbereitet worden ist. Kann es sich unterordnen, kann es Misserfolge verkraften und sich in die Gruppe einfügen?
Häufige Bedenken von Erstklässler Eltern vor dem Schulbeginn:
- Mein Kind hält den Leistungsdruck nicht aus.
- Mein Kind verkraftet keine Misserfolge.
- Mein Kind findet in der Klasse keine Freunde.
- Mein Kind kann sich nicht lange genug konzentrieren.
- Mein Kind kommt mit den LehrerInnen nicht klar.
- Mein Kind fühlt sich einsam und möchte nachhause.
- Mein Kind wird geärgert und kann sich nicht wehren.
- Spielen ist meinem Kind wichtiger als lernen.
- Der Schulweg ist für mein Kind eine zu große Belastung.
- Der Schultag ist für mein Kind zu lang.
- Der Schulranzen ist für mein Kind zu schwer.
Kinder sind oft entspannter als ihre Eltern
Ein halbes bis ein Jahr vor der Einschulung werden die zukünftigen Schulkinder je nach Konzept oder Träger mehr oder weniger intensiv auf die Schule vorbereitet. Für die Kinder ist es also eine logische Entwicklung, dass nach dem Kindergarten die Schule kommt. Sie stellen den Wechsel nicht in Frage, denn sie befassen sich in einer Gruppe Gleichaltriger mit dem Thema.
Zitat Niklas, 6 Jahre (Eingangsklasse): „In der 1. Klasse muss ich dann Rechenarbeiten schreiben. Ich kann aber nur zwei Rechenaufgaben, nämlich 1 + 1 ist 2und 5 + 5 ist 10. Arbeiten will ich nicht schreiben. Ich werde alle Hefte zerreißen.“
Das Selbstbewusstsein wächst
Vorschulkinder im Alter von fünf Jahren vermehren ihr Wissen und ihre Fähigkeiten in einem enormen Tempo. Auf der Grundlage ihrer in den vergangenen Jahren entwickelten Kompetenzen, bauen sie diese nun sehr schnell aus und erweitern sie. Ihre Ausdrucksfähigkeit verbessert sich, sie hinterfragen Begebenheiten und verstricken sich gerne in Diskussionen. Sie verbringen immer mehr Zeit ohne ihre Erstklässler Eltern, entwickeln eine hohe Sensibilität gegenüber anderen, setzen sich gegen andere durch oder auch für andere ein, gewinnen und verlieren. Jungen und Mädchen treffen zunehmend eigene Entscheidungen und lösen Probleme selbstständiger. Das sollte Eltern Mut machen.

Das Leben selbst bereitet Erstklässler und deren Eltern auf die Schule vor
Diese Lern- und Lebenserfahrungen sind eine hervorragende Vorbereitung auf die Anforderungen der Schule. Da viele von diesen außerhalb der Familie gemacht werden, also im Kindergarten, in der Sportgruppe, bei den Großeltern oder bei Freunden, sind die Veränderungen für Eltern nicht immer offensichtlich. Väter und Mütter begleiten im Gegensatz zum Kleinkindalter nicht mehr jeden kleinen Entwicklungsschritt und sind oft überrascht über den Lernzuwachs ihres Kindes.
Zitat Mia (Erstklässlerin): „Ich gehe dann mal in die Schule, lerne lesen und rechnen, finde neue Freunde. Und dann höre ich mit der Schule wieder auf, um mit den Freunden viel Geld zu verdienen.“
In den letzten Wochen vor der Einschulung spüren die Kinder die herannahende Veränderung und reagieren unterschiedlich darauf. Einige nutzen diese Zeit, um sich ganz intensiv der Nähe der Eltern zu versichern. Sie sind extrem anhänglich und fallen manchmal sogar für Momente in kleinkindhaftes Verhalten zurück.
Andere mimen den coolen Heranwachsenden und gehen auf Distanz. Kuscheln und Schmuseeinheiten werden seltener. Ihre Stimmungen schwanken und sind schlecht vorherzusagen, ein bisschen wie in der Pubertät. Dieses „Lampenfieber“ lässt jedoch mit dem Tag der Einschulung wieder merklich nach.
Vertrauen in die Kompetenzen deines Kindes!
Viele dieser Bedenken sind unbegründet, denn die meisten Kinder sind im Einschulungsalter durchaus dazu in der Lage, die Anforderungen von Schule und Unterricht zu erfüllen. Sie sind vom Kindergarten im letzten Jahr auf die schulischen Anforderungen und den Wechsel in eine Schulklasse vorbereitet worden und im physisch-motorischen, psychisch-emotionalen und sozialen Bereich so weit entwickelt, dass sie diese neue Aufgabe bewältigen können. Hier findest du 10 Tipps zum Schulbeginn.
Trotzdem machen sich fast alle Eltern Sorgen, dass ihr Kind überfordert sein könnte. Fast jeder hat schon von einem Kind gehört, das Schwierigkeiten im ersten Schuljahr hatte. Kein Wunder! Dramatische Geschichten über Kinder, die in und an der Schule scheitern, haben einen viel größeren Mitteilungswert, als Schilderungen über Kinder, die die Grundschule problemlos durchlaufen. Die Befürchtung, es könnte dem eigenen Kind ebenso gehen, ist bei vielen Eltern so groß, dass sie den negativen Berichten mehr Beachtung schenken als den positiven.
Probleme bei Erstklässlern sind immer noch die Ausnahme
Da kommt schnell der Eindruck auf, jedes zweite Kind hätte in der Grundschule mit massiven Schwierigkeiten zu kämpfen. Doch dieser Eindruck trügt, auch wenn natürlich nicht alle Kinder problemlos in die Schule starten. Hat ein Kind über einen langen Zeitraum große Schwierigkeiten in der Schule, kann das unterschiedlichste Ursachen haben, die Lehrer, der Schularzt oder der Schulpsychologe genauer untersuchen. Gemeinsam wird dann nach der bestmöglichen Förderung und Unterstützung gesucht – zum Wohl des Kindes.
Nur eine Stufe auf der Lebensleiter
In den letzten Wochen vor der Einschulung kann bei einem Kind leicht der Eindruck entstehen, nun würde sein wichtigster Lebensabschnitt beginnen. Obwohl das nicht ganz falsch ist, ist die ausschließliche Konzentration auf den Bereich Schule in dieser Lebensphase nicht sinnvoll. Ein Kind ist nicht nur Schüler, sondern ebenso Freund, Sohn oder Tochter, Enkelkind, Fußballer, Tänzer oder Geschichtenerzähler. Schulkinder haben es mit ihren anderen Rollen manchmal schwer, denn oft ist die kommende Einschulung über viele Monate das beherrschende Thema. Ihre persönlichen Eigenschaften, ihre Fähigkeiten und Kompetenzen werden leicht nur noch unter dem Aspekt des künftigen Schulbesuches gesehen. Dabei handelt es sich bei der Einschulung nur um eine Erfahrung von vielen. Eltern sind gut beraten, diesen Entwicklungsschritt nicht ständig in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit zu rücken. So wie der Besuch des Kindergartens, ist auch die Einschulung nur eine weitere Stufe auf der Lebensleiter.
Schule gehört zum Erwachsenwerden einfach dazu
Im Laufe der nächsten Jahre wird Ihr Kind noch viele Stufen hinaufklettern und sich dabei langsam vom Grundschulkind über den Jugendlichen bis hin zum Erwachsenen entwickeln. Das geht nicht immer ohne Misserfolge und Niederlagen vonstatten, auch wenn viele Kinder gerne in die Schule gehen. Damit dieser Prozess gelingt, brauchen Kinder vor allen Dingen ein starkes Selbstbewusstsein, Freude am Lernen und die Unterstützung der Eltern in allen Lebensphasen. Die Einschulung ist eine Herausforderung für Eltern und Kinder. Mit positiven Erwartungen, Geduld, Neugier und Lust können die Kinder eine neue Welt des Wissens entdecken. So kann Lernen Spaß machen und der Schulstart gelingen!