Flipped Classroom: Erklärt mit dieser Infografik

Die Bildungslandschaft verändert sich und neue Konzepte sind gefragt. Eines davon ist der Flipped Classroom, der den Lernprozess grundsätzlich umdrehen möchte. Klassischer Unterricht ist in deutschen Schulen noch immer Frontalunterricht, bei dem die Lehrenden den Schülerinnen und Schülern die Lerninhalte erklären. Projekte sind selten, neue Konzepte auch.

Frontalunterricht erreicht nicht alle

Natürlich weiß man inzwischen längst, dass diese Informationen nicht jeden in der Klasse erreichen. Je älter die Kinder und Jugendlichen sind, desto schneller rauscht der Monolog der Lehrkräfte an ihnen vorbei. Diese Form des Unterrichtens ist weder individuell noch kreativ. Es geht einfach nur um das Nachvollziehen der Erklärungen und das Wiederholen und oft auch Auswendiglernen der Inhalte. Bei den Hausaufgaben zu Hause wird dann nur das bereits gelernt wiederholt. So soll es jedenfalls sein.

Wir brauchen dringend neue Lernkonzepte: 5 Gründe

  1. Anpassung an die sich verändernde Welt: Die Welt entwickelt sich ständig weiter, insbesondere in Bezug auf Technologie, Wissenschaft, Wirtschaft und Kultur. Neue Lernkonzepte ermöglichen es uns, mit diesen Veränderungen Schritt zu halten und sicherzustellen, dass Schülerinnen und Schüler die Fähigkeiten und das Wissen erwerben, die sie für eine erfolgreiche Zukunft benötigen.
  2. Individualisierung des Lernens: Jeder Schüler ist einzigartig und hat unterschiedliche Lernbedürfnisse, Interessen und Lerngeschwindigkeiten. Neue Lernkonzepte ermöglichen eine individualisierte Lernerfahrung, bei der der Unterricht auf die Bedürfnisse jedes Schülers zugeschnitten werden kann, um optimales Lernen zu fördern.
  3. Förderung kritischen Denkens und Problemlösungskompetenz: Traditionelle Lernkonzepte konzentrieren sich oft auf das Auswendiglernen von Fakten und das Wiederholen von Informationen. Neue Lernkonzepte legen dagegen Wert auf die Entwicklung von kritischem Denken, Problemlösungsfähigkeiten und die Anwendung von Wissen in realen Situationen. Dies ermöglicht den Schülerinnen und Schülern, sich zu kreativen, analytischen und innovativen Denkern zu entwickeln.
  4. Vorbereitung auf eine sich verändernde Arbeitswelt: Die Arbeitswelt unterliegt einem stetigen Wandel, der von technologischen Fortschritten, Automatisierung und neuen Berufsfeldern geprägt ist. Neue Lernkonzepte sollen sicherstellen, dass Schülerinnen und Schüler die Kompetenzen entwickeln, die für die zukünftige Arbeitswelt relevant sind, wie kritisches Denken, Kommunikation, Zusammenarbeit und digitale Fähigkeiten.
  5. Förderung lebenslangen Lernens: In einer schnelllebigen Welt ist es entscheidend, dass Menschen die Fähigkeit und Motivation haben, kontinuierlich zu lernen und sich anzupassen. Neue Lernkonzepte sollen nicht nur das Lernen in der Schule verbessern, sondern auch eine Grundlage für lebenslanges Lernen schaffen, damit Schülerinnen und Schüler die Fähigkeit entwickeln, selbstgesteuertes Lernen zu betreiben und sich kontinuierlich weiterzuentwickeln.

Insgesamt sind neue Lernkonzepte notwendig, um sicherzustellen, dass Bildung den Bedürfnissen der heutigen Schülerinnen und Schüler entspricht, sie auf die Herausforderungen der Zukunft vorbereitet und ihnen die bestmöglichen Chancen für persönliches und berufliches Wachstum bietet. Der Flipped Classroom kann so ein Konzept sein.

Flipped Classroom dreht das Prinzip um

Beim Flipped Classroom wird das Prinzip des Unterrichtens umgedreht. Der Grund für eine neue Unterrichtsmethode sind die Mängel des Frontalunterrichts.

  • Er ist nicht individuell und erreicht längst nicht alle Schülerinnen und Schüler.
  • Oft fehlt im Unterricht die Zeit, das erklärte auch ausreichend zu verarbeiten, zu hinterfragen und zu festigen.
  • Bei den Hausaufgaben sind Schülerinnen und Schüler dann alleine, können Fragen nicht zufriedenstellend beantworten.

PädagogInnen und WissenschaftlerInnen versuchen mit dem neuen Konzept des Flipped Classroom diesen Prozess umzudrehen. Ein neues Thema wird von den Schülerinnen und Schülern zu Hause eigenständig erarbeitet und dann im Unterricht mit verschiedenen Methoden und Aufgabenstellungen differenziert geübt. Sie nutzen dabei spezielle Lernvideos, Lehrbücher und Arbeitsblätter, die gut vorbereitet sind. So wird das Gelernte in der Schule vertieft und die weiterführenden Zusammenhänge gemeinsam erarbeitet.

Infografik über die Lernmethode Flipped Classroom

Infografik darf unter Nennung der Quelle mit Link benutzt und geteilt werden.

In der Praxis kann dieses Prinzip wie folgt umgesetzt werden.

  1. Zunächst haben die Schülerinnen und Schüler die Aufgabe, sich ein oder mehrere Erklärvideos zu einem neuen Thema anzusehen.
  2. Anschließend bearbeiten Sie das Thema mit Aufgabenblättern, die sie vorab in der Schule ausgeteilt bekommen haben.
  3. Im Unterricht dann können auftretende Fragen mit den Lehrkräften diskutiert und gelöst werden.

Was sind die Vorteile des Flipped Classrooms?

  1. Jede Schülerin und jeder Schüler kann zu Hause in seinem Tempo lernen. Ein Lernvideo oder ein Text können so oft angesehen werden, wie es notwendig ist. Dabei muss keine Rücksicht auf die Klasse genommen werden.
  2. Außerdem kann der Zeitpunkt der Vorbereitung frei und individuell gewählt werden. Sobald sich am Nachmittag ein freies Zeitfenster ergibt, kann mit der Vorbereitung begonnen werden. Der Vorteil davon ist, dass die Motivation steigt.
  3. Im Unterricht steht dann der gesamte Klasse viel Zeit zur Verfügung, das Thema zu vertiefen. Schwierige Aufgaben und Problemstellungen, die sich bei der Vorbereitung herauskristallisiert haben, können dann im Unterricht bearbeitet werden.
  4. Die Lehrkräfte bekommen ein individuelles und differenziertes Bild von den Leistungen der einzelnen SchülerInnen. Auch für das individuelle Feedback steht mehr Zeit zur Verfügung.

Mein Tipp: Padlet als gemeinsame Plattform nutzen

Mit einer passenden digitalen Unterstützung wie beispielsweise der Software Padlet können sowohl die Schülerinnen und Schüler als auch die Lehrkräfte gemeinsam an der Aufgabe arbeiten. Das Padlet ist eine digitale Tafel, auf der jeder Inhalte einstellen kann. Hier können gute Videos zum Thema, Arbeitsblätter und Fragen gesammelt und bearbeitet werden.

Was sind die Nachteile des Flipped Classrooms?

  1. Da es sich um eine neue Methode handelt, müssen sich sowohl die Lehrkräfte als auch die Lernenden erst langsam daran gewöhnen. Das kostet Zeit.
  2. Ohne eine sorgfältige Vorbereitung durch die Lehrkräfte funktioniert das Prinzip nicht.
  3. Passgenau Lehrvideos und Arbeitsblätter sind absolut notwendig, um die Vorbereitung und das Lernen zu Hause möglich zu machen.
  4. Eine digitale Begleitung, aber auch das Ansehen aktueller Lernvideos im Internet, steht und fällt mit dem Zugang zu diesen Hilfsmitteln. Alle Schülerinnen und Schüler brauchen den Internetzugang und die entsprechenden technischen Geräte und Voraussetzungen.

Fazit: Unbedingt ausprobieren

Beim Flipped Classroom ist es sehr viel einfacher, die Schülerinnen und Schüler für neues Thema zu motivieren. Sie erarbeiten selber Inhalte und können diese im Unterricht präsentieren. Der Lernprozess wird dadurch vertieft. Je aktiver sich Schülerinnen und Schüler mit einem Thema auseinandersetzen, je mehr Fragen Sie dazu haben, desto wird die Information bei Ihnen verankert.