Rituale stärken dein Schulkind

Für die Schulzeit können Kinder, Eltern und Lehrer und Lehrerinnen Rituale gut gebrauchen. Sie bieten Unterstützung, um dem Zusammenleben eine verlässliche Orientierung zu geben. Rituale gliedern die Schulzeit, erfüllen sie mit Spannung und geben jedem einzelnen Kind psychischen Halt. Aufnahmefeiern, Sommerfeste, Verabschiedungen, Geburtstage und Weihnachtsfeiern finden sich nahezu in jeder Schule. Nutze die Kraft der Rituale, um dir und deinem Kind Sicherheit und Halt zu geben.

Beginne die Woche mit einem Ritual

Rituale, die die Arbeit der Schule strukturieren sind zum Beispiel der Montag-Morgen-Kreis, bei dem Kinder und Lehrer den Plan für die folgende Woche festlegen und besondere Veranstaltungen besprechen. Oder die regelmäßigen Buchvorstellungen der Schulkinder, bei denen sie sich in besonderer Weise exponieren und ihre Bemühungen der Klasse vortragen, sind eingebettet in Rituale.

Aber auch du kannst Rituale am Wochenanfang einbauen. Denkt euch jeweils am Montag morgen einen Sinnspruch für die Woche aus, beginnt die Woche mit einem Powerspruch oder macht euch ein ganz besonderes Frühstück am Montag morgen.

Verscheuche die Schüchternheit mit einem Melderitual

Schulkinder, die aufgrund einer schlechten Erfahrung keinen Mut mehr aufbringen, sich im Unterricht zu melden, können durch rituelle Rollenspiele ihre Verhaltensweisen verändern.

Eine hilfreiche Übung, die du mit deinem Kind regelmäßig durchführen kannst, soll ihm klarmachen, dass es nicht so leicht zu erschüttern ist und fast immer eine Antwort auf die Frage des Lehrers geben kann ohne nervös und unruhig zu werden.

So wird dein Kind mutiger

Dazu setzt es sich auf einen Stuhl und stellt beide Beine fest auf den Boden. Dein Kind soll spüren, wie fest und stabil der Boden ist, wieviel Sicherheit er vermittelt. Vielleicht kann es sich noch vorstellen, dass aus seinen Füßen Wurzeln wachsen, die ganz fest mit der Erde verbunden sind. Die Wurzeln unterstützen dein Kind mit den Energien der Erde, damit es sich gut getragen und gut genährt fühlt. Dann soll es noch einmal tief durchatmen bevor es auf eine Frage antwortet. Es lernt dabei, ganz bei sich zu sein, sich von der Kraft der Erde nähren und tragen zu lassen und Abstand zu der angeblichen Bedrohlichkeit der Frage zu bekommen.

Diese Übung kannst du immer wieder spielerisch proben, damit dein Kind sich in der akuten Situation in der Schule wie von selbst sammeln kann und dann fähig ist, auf die gestellten Fragen gelassen zu antworten.

Rituale bei Krankheit

Immer wieder sind Kinder krank und können am Unterricht nicht teilnehmen. Um sie nicht zu vergessen oder aus der Gemeinschaft auszugliedern schreiben manche Klassen den kranken Kindern Briefe oder malen ihnen Bilder. Die Namensliste an der Tafel kann mit einer Klammer oder einer Klemmfigur auf die Kindernamen zeigen, die an diesem Tag fehlen. So weiß jedes Kind, wenn ich einmal krank bin, dann vergessen mich die anderen sicher nicht, denn mein Name ist ja gekennzeichnet. Es fällt dann leichter, die Krankheit zu ertragen und abzuwarten, bis die Schule wieder besucht werden kann.

Natürlich funktioniert das auch in die andere Richtung. Lass dein Kind einen kleinen Brief (oder eine E-Mail) an die Klasse diktieren, sodass es den Kontakt behält.

Auch dein Interesse kann ein Ritual werden

In vielen Familien gehört die tägliche Frage: „Wie war es denn heute in der Schule?“ fest zum Tagesprogramm, sie ist ein Ritual geworden. Diese Frage bietet eine gute Gelegenheit, über alles zu sprechen, was in der Schule passiert ist. Dabei werden auch unangenehme Situationen angesprochen und die Familie kann sich gemeinsam überlegen, wie ihr Kind künftig auf solche Probleme reagieren könnte. Das Ritual bietet aber auch die Gelegenheit über positive Erlebnisse zu berichten, die dann zeigen, dass in der Schule nicht alles schlecht ist, und dass es auch Stunden gibt, die Spaß machen und in denen das Schulkind Erfolge nachweisen kann.

Seht euch die Woche im Rückblick an

Hilfreich dabei ist eine Art Plan, in dem festgehalten wird, was gut und was schlecht gelaufen ist. Der Strukturplan wird täglich zur selben Zeit, oder wöchentlich immer am gleichen Tag gemeinsam ausgefüllt. Er bietet einen Gesprächsanlass zusammen genau hinzusehen, was in der Schule wirklich schlecht ist, und was es auch an guten und schönen Ereignissen gibt. Anschließend wird überlegt, was gegen die ärgerlichen Vorkommnisse getan und wo Hilfe gesucht werden kann.

Woche 1Was hat heute Spaß gemacht?Was hat mich heute geärgert?Was kann ich verändern und wie mache ich das?Was oder wer könnte mir dabei helfen?
  Montag      
  Dienstag      
  Mittwoch      
  Donnerstag      
  Freitag      
Strukturplan Rückblick Schulwoche

Nach einiger Zeit wird dein Kind sehen, dass es selbst etwas gegen die ärgerlichen oder angstbesetzten Ereignisse tun oder sich Hilfe organisieren kann. Alte Pläne können gemeinsam auf Veränderungen hin angeschaut werden. Entwicklungen werden deutlich, Problembereiche klar herausgearbeitet und somit gibt der Strukturplan den Eltern und dem Kind deutliche Hinweise, was und wie verändert werden kann und sollte.

Mit Ritualen gegen die Prüfungsangst angehen

Immer wieder entwickeln Schüler und Schülerinnen, die sonst normale Leistungen erbringen, vor Tests und Klassenarbeiten große Angst, so dass sie nicht in der Lage sind, die gestellten Fragen überlegt zu beantworten. Vor lauter Herzklopfen ist es ihnen nicht möglich sich auf alle Fragen gleichermaßen zu konzentrieren.

Hilfreich sind hier Leitsätze (Affirmationen), die dein Kind sich im Alltag aber auch in besonderen Stresssituationen vorsagen kann. Zum Beispiel:

  • „Ich habe immer gute Ideen und kann alle Fragen beantworten“, oder
  • „Ich gebe immer mein bestes und das ist gut“, oder
  • „Ich bin gut vorbereitet, deshalb kann ich es schaffen“, oder
  • „Es geht von Tag zu Tag besser“.

Diese Sätze können von deinem Kind aufgeschrieben werden, falls es dazu Lust hat, oder gemeinsam mit den Eltern gesungen werden. Dazu kann auch ein Bild gemalt oder ein bestimmtes Symbol erfunden werden. Vielleicht hat dein Kind auch einen Glücksbringer, der bei der Klassenarbeit in der Hosentasche steckt und bei schwierigen Fragen kurz angefasst werden kann, um ihm Sicherheit und Ruhe zu geben. Ein besonderer Füller oder Bleistift, der immer Glück bringt beim Schreiben, kann ebenfalls solch eine Funktion erfüllen.

Immer diese Klassenarbeiten!

Klassenarbeiten üben einen besonders hohen Druck auf Schulkinder aus, da ihr Leistungsstand und ihr Können an einer konkreten Note abgelesen werden. Viele Kinder haben deshalb Angst vor Arbeiten und können sich dabei nicht richtig konzentrieren.

Lernblockaden entstehen, die zu schlechten Bewertungen führen, die dann wiederum die Angst vor der nächsten Arbeit steigern. Diesen Teufelskreis können Kinder und Eltern nur durch eine sorgfältige Vorbereitung der jeweiligen Arbeit durchbrechen. Dies bedeutet natürlich zusätzliches Lernen und erhöht den Aufwand, der für die Schule betrieben wird.

Ein Plan für alle Fälle

Hilfreich ist auch hier ein Plan, in dem die genauen Termine für die Arbeiten eingetragen werden, sobald dein Kind sie erfährt. Im Vorfeld der Klassenarbeit werden dann drei Termine vereinbart, an denen du mit deinem Kind den geforderten Stoff erarbeitest, wiederholst und festigst. So erhält dein Schulkind eine stabile Grundlage, auf der es Sicherheit und Zutrauen in seine Fähigkeiten und seinen Kenntnisstand entwickelt. Je besser es vorbereitet ist, und je mehr du es für seine Anstrengungen lobst, desto sicherer wird es in die Arbeit gehen und sich nicht von Ängsten und Sorgen ablenken lassen. 

  1. Gut sichtbar einen Plan aufhängen, auf dem jede Klassenarbeit eingetragen wird
  2. Drei Tage vor der Arbeit zum ersten mal üben.
  3. Zwei Tage vor der Arbeit erneut üben.
  4. Einen Tag vor der Arbeit den Stoff wiederholen.

Wichtig ist hier auch manchmal ein Belohnungsritual, damit dein Kind sich den Anforderungen erneut stellt und sein Bestes gibt, um sie zu erfüllen. Die Note, die letztlich unter der Arbeit steht, ist nicht das Ziel, sondern die Motivation und das Selbstbewusstsein des Kindes zu stärken, damit es sich von mal zu mal besser den Leistungsanforderungen gewachsen fühlt. Auch eine schlechte Note, für die ein Kind geübt hat, muss als Anstrengung anerkannt werden, sonst geht seine Motivation verloren.

Keine Hausaufgaben ohne Rituale

Schulkinder, die unter dem Druck der Hausaufgaben leiden und sich täglich dagegen wehren, können anhand von lieb gewordenen Ritualen für sich und ihre Eltern Hilfe und Unterstützung bekommen. Voraussetzung dafür ist jedoch, dass das Kind grundsätzlich in der Lage ist, intellektuell dem Schulstoff gewachsen zu sein. Eine eventuell vorliegende Lernbehinderung oder Teilleistungsstörung kann allein durch Rituale nicht behoben werden, auch hier können sie jedoch einen stützenden Rahmen bieten.

Klarheit und Konsequenz

Die Bewältigung der täglichen Hausaufgaben liegt für viele Kinder wie ein Berg vor ihnen, sie scheuen sich vor dem ersten Schritt, weil sie die Höhe des Berges nicht erfassen können. Klare Strukturen müssen geschaffen werden, um dem Schulkind einen Überblick auf die Anforderungen zu verschaffen.

Wichtig ist es, dass du mit deinem Kind gemeinsam einen klaren Zeitrahmen absteckst, in dem die Hausaufgaben gemacht werden, egal ob sie nun alle bewältigt werden oder nur ein Teil.  

Beispiel: Paul (10) hatte es sich angewöhnt, zu Beginn seiner Schulaufgaben ein Glas Wasser zu trinken und einige Konzentrationsübungen zu machen. Nach seiner Erfahrung fand er so viel leichter einen Einstieg in das Lernen und war schneller mit den Aufgaben fertig. Es half ihm besonders, mit den Fingern ganz leicht auf seinen Augenbrauen zu trommeln und dann die Schläfen hoch bis auf den Scheitel zu wandern. Dies regte ihn an und brachte seine Gehirnzellen auf Trab. Er stellte sich immer vor, wie die einzelnen Gehirnzellen durch das Klopfen wachgerüttelt wurden.

Die liegende Acht, eine Übung aus der Kinesiologie,  mit der Nase in die Luft zu malen fand Paul besonders lustig, da er sich dabei vorstellte, wo er die Acht gerade hin malte. Manchmal malte er sie auf den Rücken eines Elefanten im Zirkus, manchmal auf ein Flugzeug im Himmel oder auf einen großen Berg Vanilleeis.

Die liegende Acht als Ritual